Zum Jugendzentrum Offene Tür führt nur eine schmale Treppe. Mit einem Treppensteiger sollen jetzt auch Kinder mit Behinderungen dort hingelangen.
Offene Tür für alleJugendhaus in Köln-Höhenhaus bekommt Treppensteiger geschenkt

Claudia Brand, Dirk Volmer und Herbert Mück (v.l.) wollen, dass alle Kinder Zugang zum Jugendzentrum Offene Tür erhalten.
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Langsam, Stufe für Stufe klettert der Elektrostuhl die schmale Treppe der Offene Tür (OT) Haus der Jugend in Köln-Höhenhaus hoch. Dirk Volmer hält den Stuhl schräg, navigiert ihn vorsichtig die Treppe hoch. „Jede Stufe stelle ich den Stuhl richtig ein und gebe ein Signal, dass er weiter klettern kann“, erklärt der Einrichtungsleiter. Es dauert ein paar Minuten, bis der Stuhl oben ist, danach muss noch der Rollstuhl nachgetragen werden.
Es sei nicht die optimale Lösung, meint Volmer, der Transport sei anstrengend, vor allem mental, weil genau aufgepasst werden müsse. Die Wendeltreppe ist sehr schmal. „Aber es ist eine Lösung, eine sehr wichtige Lösung“, so Volmer. Ein Umbau oder ein Außenfahrstuhl wären sehr aufwendig und teuer. Doch die Kinder- und Jugendeinrichtung in Höhenhaus möchte so barrierefrei wie möglich sein.
Zentrum steht Kindern ab 12 und Jugendlichen bis 27 offen
„Es ist uns immer ein Anliegen, dass die Offene Tür auch offen für alle ist“, sagt Claudia Brand, pädagogische Fachkraft der Einrichtung, „wir wollen für alle da sein und nicht nur für bestimmte Personen“. Inklusion sei seit Beginn des Angebots 1977 ein wichtiges Thema. Die Einrichtung ist ein offener Treffpunkt, der allen Kindern und Jugendlichen frei zur Verfügung steht. Für Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren ist die OT montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet, für die Zwölf- bis 27-Jährigen danach bis 20 oder 21 Uhr.

Zu der Freizeiteinrichtung unterm Dach führt nur eine schmale Treppe. Ein elektrischer Treppensteiger soll mehr Kindern und Jugendlichen den Zugang gewähren.
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Die Trennung der Altersgruppen habe sich über die Jahre etabliert, auch durch die Partizipation der Kinder und Jugendlichen, denn sie sollen vor Ort auch das Prinzip der Demokratie lernen. „Wir haben festgestellt, dass es gut ist, wenn die Altersgruppen ihren eigenen Bereich haben“, sagt Volmer. Neben Aktivitäten und Angeboten können sie entspannen, Spiele spielen, Freunde treffen – und sie können immer jemanden zum Reden finden oder Beratung wahrnehmen. Auch Computer und eine Playstation sind zur Nutzung vor Ort. Kinder und Jugendliche können dort ihre Freizeit frei gestalten, nur die Mediennutzzeit ist auf eine Stunde begrenzt.
Katholische Jugendagentur ist der Träger der OT Haus der Jugend
Zusätzlich zum alltäglichen Angebot veranstaltet die OT auch Ferien zu Hause, Ferienfreizeiten, Feste und Ausflüge. „Die OT soll vor allem ein Ort der Begegnung sein“, erklärt Volmer, „uns ist daran gelegen, dass sie sich austauschen und voneinander lernen“. Das wäre am spannendsten, wenn sie unterschiedliche Lebensrealitäten haben. Die OT ist seit 2013 in der Trägerschaft der Katholischen Jugendagentur (KJA) Köln, eine gemeinnützige und anerkannte Trägerin der freien Jugendhilfe. Mit Religionsangehörigkeit habe die OT aber nichts zu tun. „Es geht darum, dass alle gemeinschaftlich miteinander arbeiten“, sagt Barbara Cramer von der KJA Köln, „Vielfalt ist ein super wichtiges Thema für uns und wir wollen das so gut es geht fördern“.
„Die Treppe ist schon immer eine Riesen-Hemschwelle gewesen“, sagt Brand, die seit 30 Jahren in der OT arbeitet. Doch bisher sahen sie keine Lösung, einige Kinder trugen sie also die Treppe hoch, um ihnen das Angebot nicht zu verwehren. Dies bekam der Höhenhauser Herbert Mück mit. Er erinnerte sich, dass er noch einen elektrischen Treppensteiger zuhause hatte, der nicht genutzt wurde und schenkte ihn der OT. „Jetzt sind wir wieder ein Stück offener“, sagt Claudia Brand. Sie hofft, dass sich dadurch mehr Kinder und Jugendliche willkommen fühlen. „Die Rosenmaarschule ist hier in der Nähe und die ist schon immer inklusiv“, sagt Brand, „es wäre perfekt, wenn die Schülerinnen und Schüler von dort auch zu uns kommen können“.
Da jetzt Kinder mit körperlicher Behinderung nach oben in die OT kommen können, müssen auch die Toiletten barrierefrei umgebaut werden. Bisher gibt es zwei getrennte Toiletten, diese soll im Herbst zu einer, rollstuhlgerechten Toilette umgebaut werden. Die Katholische Kirchengemeinde Heilige Familie Köln, in dessen Räumen die OT ist, gestaltet ihre Toiletten unten barrierefrei um und bietet in dem Zuge auch der OT diese Möglichkeit. Die Mitarbeitenden der Einrichtung freuen sich darüber sehr. „Die Treppe und die Toilette sind die größten Hindernisse“, sagt Volmer, „es ist das Wichtigste, dass das geändert wird, das ist sehr gut“.