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Schule umdenkenWilly-Brandt-Gesamtschule feiert 50-jähriges Bestehen

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Blick auf den Eingang der Willy-Brandt-Gesamtschule in Höhenhaus

Die Höhenhauser Willy-Brandt-Gesamtschule feiert 50-jähriges Bestehen.

1975 wurde die heutige Willy-Brandt-Gesamtschule in Köln-Höhenhaus gegründet. Der Kern, Schule anders zu denken, ist noch heute zentral.

„Die Idee vor 50 Jahren war, Schule ganz anders zu machen und das ist noch immer fester Bestandteil unserer DNA“, sagt Uta Goossens, Schulleiterin der Willy-Brandt-Gesamtschule. Die Schule wurde gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Gesamtschule Köln in Chorweiler und der Gesamtschule Holweide 1975 gegründet. Damals hieß sie noch Integrierte Gesamtschule Höhenhaus.

Schule anders machen, das bedeutete und bedeutet noch heute laut Goossens, dass eine gute, tragfähige Beziehung zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern besteht, dass diese viel eigenständig und in Gruppenarbeit lernen und in Entscheidungen miteinbezogen werden. „Der Weg, weg von autoritären Strukturen war von Bedeutung, es soll ein Lernen und Lehren auf Augenhöhe stattfinden“, erklärt Goossens. 

Eine Frau und ein Mann stehen im offenen Gebäudetrakt der Willy-Brandt-Gesamtschule

Uta Goossens, Schulleiterin, und Markus Brück, didaktischer Leiter.

Köln-Höhenhaus: Willy-Brandt-Gesamtschule wird 50 Jahre alt

So hat die Höhenhauser Schule eine zentrale Organisationsform, die die Beziehung zwischen Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrkräften stärken soll. In der Sekundarstufe I findet Kernunterricht statt. Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer unterrichten ihre Klasse mindestens acht Stunden in der Woche. „Wir Lehrkräfte definieren uns nicht über unsere Fächer, sondern sehen vor allem unsere Rolle als Lernhelferinnen und Erzieher“, erklärt Markus Brück, didaktischer Leiter, „die enge Arbeit mit den Schülerinnen und Schüler und im Team ist zentral“. 

„Die Gesellschaft ist bunt und vielfältig und unterschiedlich und das saugt man hier jeden Tag auf.“
Uta Goossens, Schulleiterin der Willy-Brandt-Gesamtschule

Die zwölf bis 15 Lehrkräfte der Klassen bilden in Jahrgangsteams kleine pädagogische Einheiten. Die Jahrgangsteams seien auch in der Architektur des Neubaus wiederzufinden, in den die Schule 2021 gezogen ist. Die Klassen eines Jahrgangs gruppieren sich mit dem Teamraum um einen Großraum. Lehrerinnen und Lehrer arbeiten und verbringen viele Pausen und Freistunden in den Teamräumen. Das solle eine enge und schnelle Kooperation ermöglichen und dazu beitragen, dass die Kinder und Jugendlichen sich wohlfühlen.

„In unserer Schule wird nicht nur gelernt, hier wird auch gelebt“, sagt Uta Goossens überzeugt. Wichtig sei deshalb auch, dass die Schule inklusiv sei. Alle lernen zusammen. „Die Gesellschaft ist bunt und vielfältig und unterschiedlich und das saugt man hier jeden Tag auf“, so Goossens, „und die Kinder sollen sich nicht an die Schule anpassen müssen, sondern wir machen die Schule für die Kinder“.

Blick in das Foyer der Willy-Brandt-Gesamtschule

Blick in das Foyer der Willy-Brandt-Gesamtschule

An Willy-Brandt-Gesamtschule soll Schule anders gemacht werden

Diese Form des Lehrens sei aufwendig und bedarf viel Personal. Rund 140 Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende arbeiten an der Gesamtschule. Sie unterrichten gut 1300 Schülerinnen und Schüler, mit und ohne Förderbedarf. Der Gedanke sei klar: „Hier bist du, hier ist dein Schulzuhause, hier gehörst du hin“, sagt Goossens.

Es sei eine große Aufgabe, unterschiedlich zu lehren, aber das bedeute es eben, Schule anders zu machen, sind Goossens und Brück überzeugt. „Es ist auch oft nicht einfach, aber es ist auch umso lohnenswerter und erfüllender“, betont Brück. 

Und dieses Schulkonzept, das in Höhenhaus 50 Jahre alt wird, soll im Herbst gefeiert werden. Bei einem großen Schulfest am 27. September schaut die Schule auf heute, gestern und morgen. Es wird Mitmachaktionen, Stände und ein Bühnenprogramm geben. Der rote Faden dabei soll Willy Brandt sein, nachdem die Schule 1993 umbenannt wurde. Die Gründe für Brandt als Namensgeber seien vielfältig gewesen. 

Höhenhauser Schule wurde 1993 nach Willy Brandt benannt

„Ohne ihn als Heiligen zu sehen, hat Willy Brandt viele Themen besetzt, die heute noch von Bedeutung sind“, sagt Goossens. Er stehe unter anderem für mehr Bildungsgerechtigkeit, Einstehen für Toleranz, Frieden, Demokratie. Da solle im Rahmen des Schulfests nochmal besonders draufgeschaut werden. „Wir nutzen die Feierlichkeit, um Brandt zu betrachten, zu schauen, was hat er gesagt, was meinte er, was ist heute noch von Bedeutung und was war vielleicht auch falsch“, so Goossens.

Die Schülerinnen und Schüler haben deshalb schon vor den Ferien Projekte für das nächste Schuljahr gewählt, in denen sie sich mit Brandt und den Werten der Schule auseinandersetzen. „Einige besprechen die Biografie von Brandt, andere, schauen sich Vielfalt an, andere gestalten Selbstportraits von sich in 50 Jahren“, erzählt Brück, „wir gucken, was uns aus macht und auch nach vorne“.