„Fluss des Grauens“Hier wird das Kölner Wasser gesäubert

Bevor das Wasser in den Rhein geleitet wird, sind bis zu 80 Prozent der Verunreinigungen herausgefiltert.
Copyright: Uwe Schäfer
Stammheim – Wäre der Kanal nicht abgedeckt, würde es im weiten Umkreis bestialisch stinken. Wo der sich befindet und was hier fließt, lässt sich schnell umschreiben: Der Kanal, auch Fluss des Grauens genannt, verläuft durch das Großklärwerk Stammheim und in ihm bewegt sich das, was man gemeinhin als die Kloake Kölns bezeichnen kann: Alles, was aus Regenrinnen, Toilettenspülungen und anderen Abflussrohren hierher geleitet wird. Zum Tag des Wassers hatte das Klärwerk zum Tag der offenen Tür eingeladen und Mitarbeiter zeigten den Besuchern, wie aus der stinkenden Suppe wieder Wasser gewonnen wird.

Auf großes Interesse stieß der Versuchsaufbau zur Endreinigung mit Aktivkohle
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„In dieser Anlage werden 86 Prozent des Kölner Abwassers gereinigt“, erklärte Sandra Brackhagen von der Wasserschule Köln ihrem staunenden Publikum. Aus den linksrheinischen Stadtteilen führe eine Rohrleitung unter dem Rhein nach Stammheim. Sie legte mit weiteren Zahlen nach: So kommen pro Sekunde etwa vier bis viereinhalb Kubikmeter Abwasser hier an – bei Regen etwas mehr.
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Brackhagen: „Die maximale Kapazität des Klärwerks sind etwa 9,2 Kubikmeter in der Sekunde.“ Habe das Wasser die aktuell drei Reinigungsstufen durchlaufen, seien etwa 80 Prozent der Verunreinigungen eliminiert: „Das ist zwar noch lange kein Trinkwasser, aber sauber genug, um in den Rhein abgeleitet zu werden.“
Was die Kölner achtlos entsorgen
Die ankommende Brühe wird zuerst mit neun Schneckenpumpen in den Fluss des Grauens angehoben, um dann zur ersten Reinigungsstufe zu gelangen: dem Rechen. Der fängt das ein, was die Kölner achtlos entsorgen. Dazu zählen Damenbinden, Plastikteile, Lappen und andere Gegenstände. „Wir haben sogar schon Einkaufswagen und Kinderfahrräder gefunden“, erklärt Brackhagens Kollegin Iris Borchers. Schon in der Pumpe setzt aber auch die zweite, die biologische Klärungsstufe ein. Borchers: „Wir setzen Bakterien zu, die sehr gut organische Stoffe abbauen.“
EINBLICKE IN DIE WASSERAUFBEREITUNG
Nicht nur am Tag der offenen Tür kann man das Klärwerk kennenlernen. Schulklassen aller Altersstufen können sich bei der Wasserschule Köln für Führungen zur Trinkwassergewinnung und Abwasserreinigung anmelden sowie private Gruppen oder Volkshochschulgruppen mit bis zu 30 Teilnehmern. Die Führungen sind kostenlos, müssen jedoch vorher angemeldet werden. Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln bieten zudem Führungen in Pumpwerken und im Kronleuchtersaal an. Informationen und Anmeldungen im Internet. (hof)
Das passiere unter anderem in den runden Faultürmen, die weithin sichtbar sind. Der Schlamm werde anschließend in ein Kraftwerk gebracht und der Braunkohle zugesetzt. Brackhagen: „Mit dem anfallenden Gas betreiben wir ein Heizkraftwerk, das fast unseren Eigenbedarf an Strom und Wärme deckt. Außerdem beheizen wir die GAG-Siedlung Stammheim.“ In einer chemischen Stufe werden durch Oxidation und andere Reaktionen weitere Stoffe ausgefällt.
Einsatz von Aktivkohle
„Ein großes Problem bei der Abwasserreinigung stellen Mikroplastik und Spurenstoffe wie beispielsweise aus Kosmetik oder Medikamenten dar“, erläutert Klärwerk-Mitarbeiter Manuel Hartenberger den Besuchern. Um das in den Griff zu bekommen, betreiben die Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) eine Versuchsanlage, in der Aktivkohle zum Einsatz kommt: „In dieser vierten Stufe wird das gereinigte Abwasser durch die Poren der Aktivkohle geleitet, wo solche Spurenstoffe aufgefangen werden sollen.“
Er hofft, dass diese vierte Stufe bald in den regulären Betrieb überführt wird.