„Für dumm verkauft“Hölderlin-Gymnasium kritisiert Pläne der Stadt Köln scharf

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Das über 100 Jahre alte Hölderlin-Gymnasium soll zweigeteilt werden.

Mülheim – Eltern und Schüler sind sauer. Die Lehrer wahrscheinlich auch. Doch das Beamtenrecht verbietet allzu deutlich öffentliche Bekundungen, wenn es um Kritik an Stadt oder Land geht. „Wie man uns behandelt, ist ziemlich gemein – um es mal nett auszudrücken“, sagt Melanie Berg, Sprecherin der Schulpflegschaft vom Hölderlin-Gymnasium. „Es fühlt sich an, als hätte man uns für dumm verkauft.“

Der Grund für die Enttäuschung ist die Ankündigung der Stadt, dass man das über 100 Jahre alte Gymnasium nicht am Standort sanieren kann. Und da es in der unmittelbaren Nähe der Schule keine Erweiterungsflächen gibt, müsse die Schule an zwei weit von einander entfernt liegenden Standorten neu gebaut werden.

Gemeinsame Planungen hinfällig

Seit zwölf Jahren wartet das Hölderlin-Gymnasium auf seine Sanierung. Die Eltern haben in der Zwischenzeit mit Engagement Klassenräume gestrichen und zusammen mit Lehrern und Schülern an Workshops mit der Stadt teilgenommen, um den großen Wurf zu planen. Zum Ende eines dritten Workshops überraschte die Verwaltung die Anwesenden mit der Nachricht, dass alle Überlegungen und das Engagement faktisch umsonst gewesen sind.

„Das ist so, wie wenn man mit viel Mühe über lange Zeit ein Haus aus Lego baut und dann einer im Vorbeigehen mit einem Fußtritt alles zum Einsturz bringt“, sagt Melanie Berg. Man habe vorgegaukelt, dass man mit überlegen und mit planen kann. „Und jetzt ist das alles hinfällig.“

Schule funktioniert wie eine Familie

Nun formiert sich der Protest: In einem gemeinsamen Brief von Schulleiter Siegfried Feldmar mit Eltern- und Schülervertretern an die Schulpolitiker im Rathaus werden die Verantwortlichen aufgefordert, den Teilungsplan der Stadtverwaltung zu stoppen. „Helfen Sie mit, dass ein traditionsreiches, über 100-jähriges Bestandsgymnasium mit bestehendem, bewährtem und funktionierendem Konzept nicht zerlegt wird“, heißt es da.

„Wir sind eine kleine, familiäre Schule“, sagt Berg. Das altersübergreifende Miteinander sei wie in einer funktionierenden Familie Teil des Konzepts. Ältere Kinder kümmerten sich um Jüngere, Oberstufenschüler organisierten Aktionen für die ganze Schule, es gebe ein internes Nachhilfeprogramm und vieles mehr. All das werde kaputt gehen, wenn man die Schule auf zwei Standorte aufteile und die älteren Schüler von den jüngeren trenne.

Viel Platz für Neubau des Gymnasiums nötig

Die Planer der Stadt sind in einem Dilemma: Wenn man eine Schule – selbst wenn sie mit nur drei Klassen pro Jahrgang so klein ist wie das Hölderlin-Gymnasium – nach modernem Standard und mit einem ausreichenden Raumangebot neu bauen will, brauche man deutlich mehr Platz. Und den gibt es an der Graf-Adolf-Straße in Mülheim und in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht. Zur Zeit steht die Schule auf einem 7000 Quadratmeter großen Grundstück. Benötigt würden jetzt 20.000. Deshalb müsse ein zweiter Standort an der Holweider Straße auf dem Gelände einer geschlossenen Förderschule entstehen.

Eltern, Schüler und Lehrer wollen das nicht akzeptieren. Die Art der Kommunikation und die offensichtlich fehlende Bereitschaft, den Plan zur Diskussion zu stellen, sorgen für zusätzlichen Ärger. Es gebe durchaus Alternativen, so die Kritiker der Stadt. Sogar ein Umzug in einen anderen Stadtteil im Rechtsrheinischen könne eine Möglichkeit sein, so die Schule. Alles sei besser als eine Aufteilung auf zwei Standorte. 

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