Nach Jahren des StillstandsGroßes Kölner Neubauprojekt soll starten

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Die Visualisierung zeigt die Pläne für das Lindgens-Areal.

So stellen sich die Planer das zukünftige Lindgens-Areal im Mülheimer Süden vor.

Seit Jahren kündigen Investoren an, im Mülheimer Süden Wohnungen zu bauen, doch es tut sich wenig bis nichts – ändert sich das jetzt?

Wo früher mal die Firma Lindgens & Söhne unter anderem in einer der weltgrößten Bleiweiß-Fabriken Schutzanstriche produzierte, sollen bis 2027 insgesamt 295 Wohnungen und sieben bis zwölf Gewerbeeinheiten entstehen. Das sehen die Pläne des Kölner Immobilienentwicklers WvM vor. Die Firma will auf drei Baufeldern im sogenannten Lindgens-Areal am Mülheimer Hafenbecken ab 2024 seine Pläne umsetzen – vorausgesetzt die nächsten Schritte wie die Offenlage der Pläne oder die Baugenehmigung liegen zügig vor.

Unter anderem plant WvM den 20-stöckigen Mühlenturm, der 65 Meter hoch wird und unter anderem 175 Wohnungen hat (Baufeld 3, siehe Grafik). Auf Baufeld eins entstehen 120 Wohnungen sowie etwas Gewerbe, in Baufeld vier ist Gewerbe geplant. Erika Werres, Geschäftsführerin von WvM, spricht von einem lebendigen und inspirierenden Neubaugebiet. 44 Wohnungen sollen öffentlich gefördert sein und somit günstiger zu mieten sein, laut Werres ist WvM dazu rechtlich nicht verpflichtet.

Das Lindgens-Areal ist nach der 1851 gegründeten Firma Lindgens & Söhne benannt und steht exemplarisch für das gesamte Neubaugebiet Mülheim Süd. Auf einer Fläche von einer Größe von rund 65 Fußball-Feldern sollen im Mülheimer Süden laut Stadt rund 4500 Wohnungen sowie mehrere Tausend Arbeitsplätze entstehen – doch beim Umbau der traditionsreichen Industrieflächen tut sich seit Jahren wenig bis nichts.

Insgesamt zählen zu Mülheim Süd sieben Baugebiete, überall stockt es. Die Stadt will sich deshalb vom Stadtrat für das Lindgens-Areal ein besonderes Vorkaufsrecht zusichern lassen. Das Ziel ist: „Weiterveräußerungen an Eigentümer ohne eigenes Entwicklungsinteresse beziehungsweise eine weitere Aufsplittung der Eigentümerstruktur soll mit Hilfe der Vorkaufsrechtssatzungen unterbunden werden.“ Allerdings ist das Thema im März erstmal vertagt worden.

Es ist ein Debakel, dass es im Mülheimer Süden kaum voran geht.
Norbert Fuchs, Bezirksbürgermeister Mülheim

Zusätzlich zu den jahrelangen Verzögerungen verschärft noch die Baukrise mit steigenden Zinsen und Materialkosten die Probleme. Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (SPD) sagt: „Es ist ein Debakel, dass es im Mülheimer Süden kaum voran geht.“

Beispielsweise befasste sich die Kölner Politik schon 2014 mit der Aufstellung eines Bebauungsplanverfahrens. Die Fläche gehört der Lindgens & Söhne GmbH & Co., dahinter stehen laut Handelsregister seit 2009 Fritz Hamacher junior und Jörg Hamacher. Sie haben jeweils eine Einlage von rund 614.000 Euro gezahlt. Fritz Hamacher junior sagte: „An uns liegt es nichts, dass nichts passiert. Es gibt ständig neue Auflagen.“

Verhandlungen über Verkauf der Fläche

Im Planfeststellungsverfahren etwa hat die Stadt laut eigener Aussage den öffentlichen Hochwasserschutz nicht berücksichtigt, sie begründet das mit den seinerzeit unklaren Entwicklungszielen. Das wird nun geändert.

Hamacher betonte, dass sein Unternehmen die verbliebenen rund zwei Drittel der Fläche selbst bebauen will, unter anderem mit Büros, Wohnungen und einer Kindertagesstätte. Er bestätigte aber auch Gespräche vor rund zwei Jahren über den Verkauf des Areals. Dem Vernehmen nach scheiterten mögliche Deals aber an unterschiedlichen Preisvorstellungen, es soll sich um hohe zweistellige Millionen-Beträge gehandelt haben. Angesichts des Krieges „sind jetzt 40 bis 50 Prozent weniger als vorher möglich“, sagt ein Investor, der ungenannt bleiben will.

Die WvM hatte wie berichtet zumindest für das Hochhaus einen Sonderweg erhalten. Üblicherweise messen sich mehrere Architekten in einem Wettbewerb bei solch stadtbildprägenden Gebäuden, doch darauf verzichtete die Stadt in diesem Fall, weil die Ständige Jury für das gesamte Neubaugebiet Mülheim Süd darauf verzichten wollte. WvM selbst hätte laut eigener Aussage einen begrenzten Wettbewerb durchgeführt. Nun stammen die Pläne für die drei Baufelder und den Turm vom Architektenbüro von Trint + Kreuder d.n.a. aus Köln.


Am kommenden Dienstag, 25. April, stellt die Stadt bei einem Bürgertreff den Stand der Planungen vor. Los geht es um 18 Uhr im Lokschuppen an der Hafenstraße 7 in Mülheim.

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