Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Benefiz-FestivalMetal-Bands spielen in Köln für die Ukraine

3 min
Auf der Bühne stehen viele Musiker, zwei zeigen die ukrainische Flagge.

Eine Art großes Finale mit vielen beteiligten Musikern beim letzten Song von Dust Bolt.

Beim Benefiz-Festival „Riffing For Tolerance“ im Kölner Club Volta haben sechs Metal-Bands für die Ukraine gespielt. Organisator ist der Kölner Eugen Lyubavskyy, dessen Familie unmittelbar vom russischen Angriffskrieg betroffen ist.

Zum finalen Song von Dust Bolt, der letzten Band des Abends, versammelten sich noch einmal etliche Musiker auf der Bühne im ausverkauften Club Volta. Es wurde nochmals deutlich, um was es an diesem Abend eigentlich ging. Initiator Lyubavskyy zeigte die ukrainische Fahne und bedankte sich anschließend sichtlich bewegt bei allen Musikern und Fans.

Erlös für Erste-Hilfe-Ausrüstung

Der Erlös des Festivals geht vollständig an das Projekt „Stop Blood In The Ukraine“ der „Ukraine-Hilfe Berlin“. Mit dem Geld soll blutstillende Ausrüstung sowie Erste-Hilfe-Material gekauft und an ukrainische Krankenhäuser geliefert werden.

Zuvor hatten sechs Gruppen aus dem Thrash- und Speed-Metal-Bereich dem Publikum ordentlich eingeheizt. Den Anfang machten am Nachmittag, vor bereits zahlreich anwesenden Fans, Bloodspot aus Limburg an der Lahn. Sänger Peter Kunz gestand, dass ihm angesichts des Krieges in der Ukraine die Worte fehlten. Später regte er die Metal-Fans an, Dinge zu hinterfragen und nachzudenken.

Sänger Peter Kunz reckt die Faust in die Luft, umrahmt von hellem Scheinwerferlicht.

Bloodspot-Sänger Peter Kunz regte beim Riffing For Tolerance im Club Volta zum Nachdenken und Hinterfragen an.

In dichter Folge gaben sich die Bands die Klinke in die Hand. Die Stuttgarter Formation Fateful Finality war kurzerhand eingesprungen, da die Genre-Kollegen von Traitor krankheitsbedingt absagen mussten. Darüber hatten sich einige Anhänger etwas enttäuscht gezeigt, doch der Auftritt der Schwaben war keineswegs nur der eines Lückenbüßers.

Ein Gitarrist reckt die rechte Hand in die Luft, die Finger zur sogenannten Pommesgabel ausgestreckt.

Die Stuttgarter Band Fateful Finality war kurzfristig als Ersatz für Traitor aus Balingen eingesprungen

Beim Auftritt der Berliner Truppe Space Chaser wurde es im Publikum erstmals richtig wild. Immer wieder sprangen Fans auf die Bühne, um sich kopfüber wieder in die ausgelassen tobende Menge zu stürzen. Dieses heillose Durcheinander gehört bei Konzerten dieser Art einfach dazu. 

Neben dem Sänger, der sich das Mikrofon dicht vors Gesicht hält, spielt der Bassist.

Aus Berlin stammt die Thrash-Metal-Band Space Chaser.

Mit der ukrainischen Fahne in der Hand betrat schließlich Lyubavskyy die Bühne. Seine Band Pripjat ist zwar in Köln beheimatet, aber wie er stammt Sänger und Gitarrist Kirill Gromada ebenfalls aus der Ukraine. Für Kenner der Gruppe ergab sich am Bass ein ungewohntes Bild. Kürzlich hatte Bassist Pablo Ugarte Pripjat verlassen. Für Ersatz sorgte am Samstagabend Christian Lantin, der normalerweise bei der Kölner Heavy-Metal-Truppe Galactic Superlords zur Rhythmus-Abteilung gehört.

Zwei Gitarristen der Band Pripjat stehen dicht aneinander gedrängt.

Die beiden aus der Ukraine stammenden Mitglieder der Kölner Band Pripjat Kirill Gromada (vorne) und Eugen Lyubavskyy.

Im Vorfeld der Benefiz-Show hatte Lyubavskyy betont, „wie toll die Solidarität in der Metal-Szene ist.“ Dass dies keine leeren Worthülsen sind, zeigte sich an der Anwesenheit vieler Musiker anderer Bands. So waren im Publikum Mitglieder von Gruppen wie Tempest aus Aachen oder Fabulous Desaster aus Bonn. Sogar von den überraschend ausgefallenen Thrashern von Traitor hatten den Umständen zum Trotz einige Musiker den Weg aus Balingen nach Köln auf sich genommen. Gelebte Solidarität.

Speed Metal aus Baden-Württemberg

Bei den einzigen Vertretern des Genres Speed Metal gab es keinerlei Stimmungsabfall zu verzeichnen. Im Gegenteil. Stallion aus dem baden-württembergischen Weingarten versprühten gute Laune. Dabei vergaßen sie den ernsten Anlass nicht. Sänger Paul Ehrenhardt fand klare Worte gegen Faschismus. Die Band hatte auf ihrem 2017 erschienenen Album „From The Dead“ einen Kurz-Track mit dem Titel „Kill Fascists“ veröffentlicht und sich damit klar positioniert.

Ein Gitarrist spielt sein Solo, während der Sänger innehält.

Klar Kante gegen Faschismus zeigte die Speed-Metal-Band Stallion aus Weingarten in Baden-Württemberg.

Aus Landsberg am Lech stammt die letzte Band des Abends. Dust Bolt gehören zum Kreis der Thronfolger der Genre-Größen wie Kreator oder Destruction. Frontmann Lenny Breuss dankte Veranstalter Lyubavskyy für dessen Mut, in einer für die Veranstaltungsbranche schwierigen Zeit ein solches Festival auf die Beine zustellen. Die süddeutschen Thrasher zahlten es mit einem starken Auftritt zurück. Eine in dieser Form noch nicht dagewesene Ansammlung an Bands hatte gehalten, was sich die Fans von ihnen versprochen hatten. Dabei gingen alle mit dem angenehmen Gefühl nach Hause, etwas Gutes getan und dabei viel Spaß gehabt zu haben.