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Mein VeedelDer Dienstälteste  Bezirksbürgermeister Kölns führt durch sein Mülheim

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Ein Mann im rosa-weißen Karohemd steht auf einer Brücke. Im Hintergrund sind das Mülheimer Hafenbecken und der Dom zu sehen.

Norbert Fuchs ist seit 1989 Bezirksbürgermeister von Mülheim. Zur Kommunalwahl am 14. September tritt er nicht mehr an. 

Norbert Fuchs ist 76 Jahre alt, er hat sein ganzes Leben in Mülheim verbracht. Seit 36 Jahren ist er zudem Chef des Bezirksparlaments. 

„Auf den Figuren habe ich schon als kleiner Junge gesessen“, erzählt Norbert Fuchs lächelnd, „dann haben meine Kinder und meine Enkelkinder drauf gesessen. Jetzt sind sie leider fott“. Der Mülheimer Bezirksbürgermeister steht am Märchenbrunnen am Mülheimer Stadtgarten.

Vor einigen Jahren wurden die massiven Tierfiguren geklaut. Wie zu fast jedem Fleck im Veedel hat Norbert Fuchs alte und neue Erinnerungen. Der 76-Jährige hat sein ganzes Leben in Mülheim verbracht. „Hier bin ich als Panz jeden Morgen lang gelaufen“, erinnert er sich. Fuchs ist in der Heidelberger Straße in Buchforst aufgewachsen. Auf dem Weg zur Realschule an der Lassallestraße lief er immer am Märchenbrunnen vorbei. In dem Gebäude der heutigen Elly-Heuss-Knapp Realschule kann er noch sein Klassenzimmer wiederfinden.

Norbert Fuchs' Schulweg führte am Mülheimer Märchenbrunnen entlang

Wichtiger als der Schulweg in den 1950er- und 60er-Jahren war für Norbert Fuchs aber der Weg zum Mülheimer Rheinufer. Bei einem Spaziergang durch sein Veedel gehen wir diesen entlang. Vom Märchenbrunnen gehen wir in den Mülheimer Stadtgarten, die grüne Oase des Veedels. „Es hat mich traurig gemacht, dass immer mehr vom Stadtgarten weggenommen wurde“, sagt Fuchs.

Ein Mann lehnt an einer Steinskulptur, die in einem Park steht.

Die Skulptur mit dem Mülheimer Wappen steht im Stadtgarten an einer Stelle, in der früher der Rosengarten war. Fuchs bedauert, dass dieser so wie große Teile des Parks inzwischen verschwunden sind.

Dort wo das so genannte Bullhaus steht und auch wo die Stadthalle Köln (ehemals Mülheim) steht, sei damals noch Park gewesen, erzählt Fuchs. Wir gehen am südlichen Ende entlang. „Hier waren früher ein Rosengarten und ein Fischteich“, erinnert Fuchs sich, „wie wär das toll, wenn hier wieder der alte Rosengarten wäre“. 

Es sei eines der vielen Beispiele, wie Mülheim sich über die Jahre verändert hat. Manches Entwicklungen findet Fuchs traurig, einiges ärgert ihn auch, aber Mülheim ist sein Zuhause. „Wenn ich mich hier nicht wohl fühlen würde, würde ich hier nicht wohnen“, sagt er. Durch den Stadtgarten sei er immer gelaufen, zum Ruderclub, zu seiner Frau und von der Kneipe nach Hause. 

Norbert Fuchs hat Mülheims Entwicklungen hautnah miterlebt

„Früher durfte man aber nicht auf die Wiese“, erzählt Fuchs lachend, „da gab es einen Gärtner, der uns Pänz immer von der Wiese gescheucht hat.“ Heute ist der Stadtgarten ein beliebter Treffpunkt. Auf der Wiese versammeln sich etliche Leute, die gemeinsam spielen, grillen und feiern. „Das ist doch auch schön“, meint Fuchs.

Das Portal einer Kirche ist von unten nach oben fotografiert.

Die Liebfrauenkirche in der Regentenstraße ist ein markantes Bauwerk in Mülheim, das über die Grenzen des Veedels hinaus weitgehend unbekannt ist.

Am Weiher in der Mitte des Parks sitzen Menschen auf Bänken und betrachten die Fontäne und die Enten. „Hier sind wir dann auch immer hin und haben Enten gefüttert, obwohl man das ja nicht soll.“ Wenige Meter weiter spielen Kinder an Gerüsten auf dem kleinen Spielplatz, „Hier hat auch schon mein Sohn drauf gespielt“, sagt Fuchs bevor es weiter Richtung Rhein geht. 

Am Bergischen Ring verlassen wir den Mülheimer Stadtgarten und gehen am Wiener Platz vorbei. Zu vielen Stellen im Veedel hat Fuchs eine persönliche Verbindung, zu noch mehr Stellen eine politische. Die meisten Veränderungen und Entwicklungen hat er als Bezirksbürgermeister begleitet, immerhin ist er seit 1989 im Amt.

Norbert Fuchs ist seit 1989 Bezirksbürgermeister von Mülheim

„Wir wollten den Wiener Platz ja eigentlich komplett unterirdisch bauen“, erinnert er sich, „Bahn und Autos sollten drunter her fahren, aber das wurde gekippt“. Am Wiener Platz Fuchs' politisches Leben im Bezirksrathaus Mülheim statt. Unser Spaziergang führt aber die Buchheimer Straße runter zur Liebfrauenkirche in der Regentenstraße. 

In einen Baumstamm ist der Schriftzug Mülheim geschnitzt worden.

Ein unbekannter Künstler hat in einem Baumstamm am Rheinufer den Schriftzug Mülheim hinterlassen.

Als wir davor stehen, kommt eine Frau mit Hund vorbei, der uns anbellt. Als sie dem Hund zuruft „Komm, du Penner“, muss Fuchs lachen. „Das ist Mülheim, das war schon vor 70 Jahren so“, sagt er mit Zuneigung in der Stimme und erzählt dann unbeirrt weiter. 

„Als wir in der Neustraße gewohnt haben, sind wir mit unserem Sohn immer hier zum Gottesdienst gegangen und haben danach bei Da Enzo gegenüber gegessen“, sagt er. Mit dem Pfarrer Josef Metternich sei Fuchs befreundet gewesen, 1979 traute er Fuchs und seine Frau Ellen bei sich daheim in der Neustraße. Noch im selben Jahr wurde sie schwanger und Fuchs fing seinen Beruf bei einem großen Pharma-Unternehmen an. „79 war das beste Jahr“, sagt Fuchs grinsend.

Rudern ist eine große Leidenschaft von Norbert Fuchs

Ellen Fuchs hatte schon vorher in der Wohnung in der Neustraße gelebt, mit der Hochzeit zog Fuchs zu ihr. Beim Veedelspaziergang zeigt er auf die Wohnung im zweiten Stockwerk: „Da haben wir bis 1993 gewohnt, bis wir in die Graf-Adolf-Straße gezogen sind, das war super“. Vor allem die Nähe zum Bootshaus des Mülheimer Wassersport e.V. Köln sei erfreulich gewesen. „Das war herrlich, nach der Arbeit noch schnell ein paar Bier mit Freunden zu trinken“.

Ein Mann steht an einem Geländer, im Hintergrund auf dem Rhein ist ein großes Bootshaus.

Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs steht am Rheinufer vor dem Bootshaus des Mülheimer Wassersportvereins, bei dem er viele Jahre als Ruderer aktiv war.

1962 wurde Fuchs in den Verein aufgenommen, mittlerweile ist er Ehrenmitglied. „Hier bin ich sozialisiert worden“, sagt Fuchs, als er vor dem Bootshaus am Rhein steht, „hier hab ich meine ganze Jugend und mein Leben verbracht“. Der Sport und der Klub haben Fuchs sichtlich geprägt, auch seine Frau hat er dort kennengelernt. „Das ist einer der schönsten Plätze in Köln“, sagt Fuchs mit leuchtenden Augen. „Wenn du da im Haus sitzt und die Sonne geht unter... besser geht's nicht“. 

Jeden Tag sei er zu dieser Zeit Rudern gegangen. Trainiert hat Fuchs aber immer im Mülheimer Hafen, weshalb wir am Rheinufer entlang zur Katzenbuckelbrücke gehen. Von da haben wir einen super Blick auf den Hafen: „Jetzt geht meine Walkingstrecke hier lang“, sagt Fuchs, „dann mache ich immer ein Bild Richtung Leverkusen und eins Richtung Dom und packe die in meinen WhatsApp-Status“.

Zwei Männer stehen vor einem mehrgeschossigen Haus, im Hintergrund ist die blaue Markise der Terrasse eines Restaurants zu sehen.

Norbert Fuchs und Erkan Yildirim (r.) vor dem Fischrestaurant Scampino, dem Lieblingslokal des Bezirksbürgermeisters.

Von dort aus gibt es den besten Überblick über ganz Mülheim. Zu jeder Ecke hat Norbert Fuchs etwas zu erzählen. Es sind Erinnerungen an sein Leben oder politische Entscheidungen und Anekdoten von Leuten, die er kennt. Zum Schluss gehen wir zu Scampino, einem Fischrestaurant an der Deutz-Mülheimer Straße. Es ist sein Stammlokal. Und wie sollte es auch anders sein, ist er mit Inhaber Erkan Yildirim gut befreundet, umarmt ihn zur Begrüßung. 


Empfehlungen:

Scampino Wein & Meer, Deutz-Mülheimer Str. 199, 51063 Köln, geöffnet montags bis freitags von 12 bis 14 und 18 bis 0 Uhr, samstags von 18 bis 0 Uhr und sonntags von 17 bis 23 Uhr

Da Enzo, Regentenstraße 9, 51063 Köln, geöffnet montags, mittwochs bis freitags 12 bis 14 und 18 bis 22 Uhr und samstags und sonntags 18 bis 22 Uhr.