„Keine normale Pizza auf der Karte“Neues Restaurant „D'Amore“ in Köln-Mülheim eröffnet

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Die Inhaber Marcela Andrei und Daniela Istrate stehen vor der Theke ihres neu eröffneten Restaurants.

Das junge Paar Marcela Andrei und Daniel Istrate hat in Köln-Mülheim sein Restaurant „D'Amore“ eröffnet.

In Köln-Mülheim hat ein Paar die ehemalige Kölschkneipe „Brückeneck“ abgelöst. Neben Pastagerichten gibt es neapolitanische Pizzakreationen.

Seit Marcela Andrei Chefin ist, weiß sie, warum in der Gastronomie manchmal der Ton rau ist. Die 24-Jährige hat zuvor im Service gearbeitet und hatte es mitunter mit peniblen Vorgesetzten zu tun. „Seit ich selber einen Laden habe, sehe ich auch überall Flecken.“ Ihr Freund und Mitinhaber Daniel Istrate, der Mann für die Cocktails, kann nur zustimmen.

Das Paar hat sich darum vorgenommen, einen kameradschaftlichen Ton in ihrem neu eröffneten Restaurant „D’Amore“ an der Deutz-Mülheimer-Straße zu pflegen und auch Entscheidungen nicht von oben herab zu diktieren. „Wir sind ein Familienbetrieb. Viele sind zwar skeptisch, weil sie sagen, dass es riskant ist und man sich in Zukunft streiten könnte, aber wir haben einen sehr starken Zusammenhalt“, betont Andrei, die rumänisch-italienische Wurzeln hat.

Der Pizzabäcker steht vor dem Ofen und präsentiert seine Pizza.

Pizzabäcker Antonio Bia ist schon viel in der Welt herumgekommen.

D'Amore in Mülheim: Klassische Pastagerichte, ungewöhnliche Pizzakreationen

Ihre Mutter arbeitet in der Küche und bereitet die Pasta und die Süßspeisen wie Tiramisù (6,90 Euro pro Stück) vor. Die Cousinen wirbeln als Servicekräfte durch das Lokal – denn kaum sind die Türen ab 16 Uhr geöffnet, ist an diesem Donnerstagnachmittag bereits die halbe Terrasse belegt. Das dürfte neben den Pastagerichten – es gibt Klassiker wie Spaghetti „Aglio e Olio“ für 9,90 Euro oder Penne All’arrabiata mit scharfer Tomatensoße für 10,90 Euro – der Pizza geschuldet sein.

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Das Angebot ist hier nämlich keineswegs klassisch aufgestellt. Verantwortlich für die virtuosen Kreationen ist Antonio Bia, der Teil der Vereinigung neapolitanischer Pizzabäcker ist. Die Urkunde ziert seinen Arbeitsplatz. „Normale Pizzen – außer der Margherita (9,50 Euro)– findet man bei uns nicht“, so Andrei. Der 39-jährige Pizzabäcker hat seine jahrzehntelange Erfahrung mit in das Lokal eingebracht und dem jungen Paar bei der Aufstellung der Karte geholfen.

„Pizza purple Haze“ (15,50 Euro) mit einer lila Creme – einem  Rotkohlaufstrich – finden sich darunter sowie eine sternenförmige, calzoneartige Pizza, die laut ihres Erfinders Bia „die Himmelsrichtungen symbolisieren soll“. Auch die Haus-Pizza „D’Amore“ ist nicht gewöhnlich: belegt mit Baby Mangold, Carpaccio, Basilikum-Creme und Pinienkernen (19,90 Euro).

Neapolitanische Pizza im Trend

Bia gehört seit der Eröffnung vor zwei Monaten sozusagen zur Restaurantfamilie. Die drei kannten sich jedoch vorher nicht, Bia hat auf eine Anzeige reagiert, die das Paar geschaltet hatte. Der Italiener ist erst seit Januar in Deutschland und mit seinem Pizzahandwerk weit herumgekommen. „Ich habe schon in Kanada, Kalifornien, Frankreich und Belgien gearbeitet“, sagt Bia.

Zugute kommt dem Pizzameister der Durchbruch der neapolitanischen Pizza im Ausland – ein Trend, den es seit einigen Jahren verstärkt auch in Köln gibt. Bia glaubt, dass dieser Schwung mit der Ernennung der neapolitanischen Pizza zum Unesco-Weltkulturerbe im Jahr 2019 zusammenhänge.

Ausschlaggebend bei dem Erfolg sei das Siegel „Garantiert traditionelle Spezialität“. Geschützt sind hierbei das Verfahren und die Nutzung bestimmter Zutaten und nicht der Herkunftsort. „Außerdem fahren die Deutschen viel in den Urlaub und haben dadurch die ‚Wahrheit‘ erfahren. Pizza wurde früher teilweise durch ungelernte Gastarbeiter gemacht“, mutmaßt Bia.

Auf der Terrasse stehen Tische und Stühle.

Das neue Restaurant „d´Amore“ hat insgesamt etwa 40 Plätze im Innnen- sowie Außenbereich.

Die prominente Stellung der Pizza spiegelt sich im Lokal auch an der Anordnung wider. Wenn man den Raum betritt, läuft man förmlich auf den wuchtigen Ofen zu. Dieser wurde in Sizilien handgefertigt und eigne sich prima. Die Pizza brauche etwa anderthalb Minuten, dann ist sie fertig.

Abwechslungsreich kommt gut an, stellt das Betreiber-Paar fest. Besonders die vegane Pizza mit Kürbis-Creme, halbgetrockneten Tomaten und veganem Mozzarella (12,90 Euro) oder die Pizza Parmigiana mit Tomatensoße, Auberginen-Creme, frittierten Auberginen und Parmesanmousse (12,90 Euro) seien der Renner.

Die Deutschen fahren viel in den Urlaub und haben die ‚Wahrheit‘ über die Pizza erfahren
Antonio Bia, Pizzabäcker

Kreativ betätigt sich auch Mitinhaber Daniel Istrate, der nicht nur die Geschicke im Hintergrund lenkt, sondern Cocktails mixt. Zwischen 20 und 23 Uhr sind sämtliche Drinks für 6,90 Euro zu haben. Neben klassischen Drinks wie Mojito oder Sex on The Beach möchte er seine eigene Kreation „Violeta“ empfehlen, die eine Hommage an die Köchin des D’Amore ist: mit Amaretto, Zitronensaft, Maracuja und Kirschsaft.

Frischer Wind weht also im Ecklokal, das die Mülheimer jahrzehntelang als „Brückeneck“ in Erinnerung haben dürften. Der ehemalige Besitzer der Kölschkneipe sei ein Freund von ihnen gewesen, sagt Andrei. Während der Pandemie habe er das Lokal geschlossen. Das Paar hat dann die Chance ergriffen. Nicht nur die trüben Fensterscheiben erinnern an urige Kneipenabende, auch die Sitzbank ist geblieben. Doch die soll bald weichen. Für die Stammgäste des ehemaligen Brückenecks gibt es noch eine Reminiszenz in der Speisekarte: Schnitzel mit Champignon-Rahmsoße und Pommes (16,60 Euro). Marcela Andrei findet aber, dass das nicht so recht zu ihnen passe.


Das D’Amore, Deutz-Mülheimer Straße 326, öffnet dienstags bis samstags von 16 bis 23 Uhr, sonntags von 14 bis 23 Uhr.

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