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Kölner WohnungsmarktGeplantes Hochhaus in Köln-Mülheim ohne Baugenehmigung

3 min

So soll das neue Haus am Rheinufer aussehen, wenn es irgendwann einmal fertig ist.

Mülheim – Außer einem Bauschild kündet wenig von den Mülheimer Hochhausplänen. Aus der Ankündigung, zum Anfang des laufenden Jahres mit den Bauarbeiten zu beginnen, ist nichts geworden.

Das Berliner Unternehmen Kondor Wessels, das auf der Stadtteilgrenze zwischen Mülheim und Stammheim ein 60 Meter hohes Haus direkt am Rhein bauen will, hat seine Pläne geändert. Die alte Baugenehmigung für das Projekt, das in Mülheim nicht nur für Begeisterung sorgt, ist nicht mehr gültig.

„Erträgliche Preise“

Während man in Köln und in vielen anderen beliebten Großstädten darüber diskutiert, wie man den Trend zu immer mehr teuren Eigentumswohnungen zulasten des Mietwohnungsbestandes stoppen kann, überrascht Kondor Wessels mit der Ankündigung, am Rheinufer keine Eigentumswohnungen mehr bauen zu wollen. Stattdessen sollen Mietwohnungen in dem Hochhaus entstehen.

„Wir haben gemerkt, dass bei der Vermarktung von Eigentumswohnungen Grenzen erreicht sind“, sagt Geschäftsführer Laurentius Hegeman. „Wir kennen den Markt und wissen, was die Leute wollen.“ Die exponierte Lage hat ihren Preis. Vom fünften Stock an hat man einen völlig freien Blick auf den Rhein. Das Unternehmen plant mit Mieteinnahmen von 9,50 und 15 Euro. Das seien „erträgliche Preise“.

Neue Baugenehmigung

An der äußeren Gestalt des Hochhauses, das den Namen „Opal“ tragen soll, werde sich wenig ändern. Weil man aber nun Mietwohnungen mit anderen Grundrissen anbieten wolle, müsse eine neue Baugenehmigung bei der Stadt beantragt werden. Das Verfahren laufe. Man sei zuversichtlich, dass das Hochhaus mit 20 Stockwerken Anfang 2017 stehe.

Hegeman muss jedoch einräumen, dass er noch keinen Finanzier für das nicht ganz billige Projekt hat. Es gebe mehrere Interessenten, so Hegeman. In den kommenden Monaten soll es einen Vertragsabschluss geben.

Größe Komplexe mit vielen Mietwohnungen oder mietbaren Büroflächen sind für Immobilen- und Pensionsfonds oder zum Beispiel Versicherungen interessant, die nach Anlagemöglichkeiten für ihr Geld suchen. Doch das klappt auch in einer Stadt wie Köln, wo die Nachfrage hoch ist, keineswegs immer. So stand viele Monaten ein neuer, großer Riegel mit Wohnungen im schicken Stadtwaldviertel völlig leer. Hier geht man nun den umgekehrten Weg: Nachdem man keine Mieter fand, werden die Flächen als Eigentumswohnungen angeboten.

Obwohl die Pläne geändert wurden und eine neue Baugenehmigung nötig ist, gelten für das Hochhaus immer noch nicht die Vorgaben des „kooperativen Baulandmodells“, das sicher stellen soll, dass bei Neubauprojekten 30 Prozent der Räume sozial geförderte Mietwohnungen sein müssen.

„Da bereis vor Einführung der neuen Vorschriften Baurecht für das Grundstück bestand, sind die Bauherrn nicht gezwungen, Sozialwohnungen mitzuerrichten“, so die Leiterin des Stadtplanungsamts, Anne Luise Müller. Die Vorschriften würden nur Anwendung finden, wenn das Hochhaus um mehrere Stockwerke aufgestockt würde oder anderweitig deutlich erweitert würde.

„Anspruchsvoller Abschluss“

Kondor Wessels Chef Hegeman hält die Pflicht zum sozialen Wohnungsbau, wie sie mittlerweile in einigen Großstädten existiert, für richtig. Freiwillig will er dies in Mülheim aber nicht tun. „Wir würden gern Sozialwohnungen bauen.“ Doch weil man dann weniger verdienen könne, müsse sich das bereits beim Grundstückskauf niederschlagen. Dieser sei vor Einführung des „kooperativen Baulandmodell“ erfolgt. Verkäufer war die LEG.

Dass es in Mülheim auch Kritik an dem Bauvorhaben gibt, sei ihm nicht bekannt, so Hegeman. Der Turm sei ein „anspruchsvoller und toller Abschluss“ der Neubebauung entlang des Mülheimer Ufers.