Kontroverse in Köln-MülheimStadt will Flüchtlingsheim in Brennpunkt errichten

Die Stadt plant an der Berliner Straße 219a Wohnungen vornehmlich für Flüchtlinge.
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- Bezirksvertreter sehen Pläne des Wohnungsamtes kritisch – Innenverdichtung macht Anwohnern Sorge
Köln-Mülheim – Irritiert hat die Bezirksvertretung Mülheim bei ihrer jüngsten Sitzung auf die Information reagiert, dass die Stadt daran denkt, ein Wohnhaus für Flüchtlinge mitten in einem sozialen Brennpunkt zu bauen. Das Thema wurde lebhaft diskutiert, nachdem Nijat Bakis (Linke) nach den Hintergründen gefragt hatte. Gleichzeitig berieten die Politiker über ein zweites Bauprojekt für Flüchtlinge, das die Stadt an der Berliner Straße/Ecke Circus-Roncalli-Weg bauen will.
„Die Bewohner des Hauses Berliner Straße 91 sind besorgt“, begründete Bakis seine Anfrage. Insbesondere die starke Innenverdichtung in dem Gebiet zwischen Berliner Straße, Tiefentalstraße, Hacketäuerstraße und Von-Sparr-Straße bereite ihnen Kopfschmerzen. Er fragte daher, ob der geltende Bebauungsplan für das Gebiet überhaupt eine Innenbebauung zulasse und wenn ja, in welchem Umfang. Bakis wollte zudem wissen, ob die Anwohner rechtzeitig über eventuelle Bauvorhaben informiert würden.

Das Haus Berliner Straße 91/93, von der Straße aus gesehen
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Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs bestätigte Bakis’ Vermutungen: „Ich wurde 2017 vom Wohnungsamt angefragt – die wollten den Innenbereich der Berliner Straße 91 durch sozialen Wohnungsbau verdichten.“ Das habe er abgelehnt: „Man kann Flüchtlinge doch nicht mitten in einem sozialen Brennpunkt mit hoher Kriminalität unterbringen. Da ist Integration unmöglich.“ Umso mehr wundere er sich, dass das Wohnungsamt sich erneut erkundigt habe – bei der Sozialraumkoordination Mülheim Nord. Der Bebauungsplan würde es allerdings hergeben zu bauen.
18 Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge
Bei der gleichen Sitzung sollten die Bezirkspolitiker auch darüber befinden, ob die Stadt auf dem Grundstück Berliner Straße 219a, an der Ecke Circus-Roncalli-Weg, ein Gebäude mit 18 Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge und einkommensschwache Kölner errichten darf.
Bei dem Grundstück mit einer Größe von 1593 Quadratmetern handelt es sich um den ehemaligen Lagerplatz eines Autohändlers. Das Haus würde sich an das benachbarte Mehrfamilienhaus Berliner Straße 221/221a/221b anschließen, das von der Stadt Köln in 2012 ebenfalls im sozial geförderten Wohnungsbau geplant und in 2016 fertiggestellt wurde. Errichtet werden soll ein konventioneller Baukörper mit drei Stockwerken plus Staffelgeschoss.
Gesamtkosten betragen etwa 3,58 Millionen Euro
Die Wohneinheiten umfassen eine Gesamtfläche von etwa 1300 Quadratmetern. Zusätzlich werden ein Fahrrad-, ein Trocken-, ein Kinderwagenabstell- und je ein Mieterkellerraum eingerichtet. Die geschätzten Gesamtkosten für den Neubau betragen 3,58 Millionen Euro und die geschätzte Nutzungsdauer liegt bei 60 Jahren. Der Projektzeitraum ab der Vergabe der Planungsleistungen wird auf 30 Monate geschätzt.
„Bevor wir etwas beschließen, sollte erst eine Priorisierung der Vorhaben feststehen und wie sie in der Planung für die Flüchtlingsunterbringung berücksichtigt sind“, sagte Winfried Seldschopf (Grüne). Sinnvoll sei, erst die Berliner Straße 219a zu errichten und dann zu sehen, ob überhaupt noch Bedarf bestehe. Dem schloss sich Fuchs an: „Es ist doch die Frage, ob die Verdichtung überhaupt noch geplant werden muss.“
Darauf hätte er gern erst eine Antwort der Stadtverwaltung. Die Bezirksvertretung beschloss einstimmig, ihre Entscheidung bis zur Beantwortung dieser Frage zu verschieben.