Köln – Die vielseitige Kölner Chorszene wächst weiter. Am Dienstagabend trafen sich rund 40 Sänger zur ersten Probe des neu gegründeten I-Chores in der Aula des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in der Kölner Südstadt. Das „I“ stehe für Inklusion, sagt Michael Kokott, der die Leitung des neuen Chorangebots der Rheinischen Musikschule übernommen hat.
Die Idee, einen Chor ins Leben zu rufen, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam singen sei großartig, sagt Kokott, der viele Kölner Chöre, wie den Jugendchor St. Stephan, die Lucky Kids, den Seniorenchor Spätlese und den E-Chor, einen Erwachsenenchor aus Lindenthal, leitet. Er sehe seine neue Aufgabe als menschliche und musikalische Herausforderung. „Es reizt mich, mal wieder etwas Neues zu machen.“ Als Chormanagerin steht ihm Andrea Becker vom Betreuungsunternehmen „Assistenza“ zur Seite, auf deren Initiative hin es zur Gründung des inklusiven Chores kam. Sie selbst singe seit vielen Jahren im E-Chor von Kokott, sagt die Unternehmerin. Bei einer der Proben sei ihr die Idee gekommen, ihr musikalisches Hobby und ihre Arbeit mit Menschen mit Behinderungen zu verknüpfen. Die Diplom-Sozialpädagogin fragte Kokott, ob er sich vorstellen könne, die Leitung eines neuen Chores zu übernehmen. Der sagte zu und konnte die Rheinische Musikschule als Partner gewinnen.
Zu Kokotts E-Chor kommt so der neue I-Chor, der zunächst bis zu den Sommerferien für die Teilnehmer als kostenfreies Chorprojekt angeboten wird. Wie es danach weitergehe, müsse man schauen, sagt Andrea Becker. „Bis dahin kann jeder mitmachen, der Freude an der Musik hat, gern singt und sich dem Thema Inklusion beim gemeinsamen Musizieren nähern möchte.“ Ziel des neuen Chores sei es, Hemmschwellen abzubauen, Freude zu teilen und Freundschaften zu entwickeln.
Mitmachen im I-Chor
Die nächsten sechs Proben bis zu den Sommerferien finden alle 14 Tage dienstags von 19 bis 20 Uhr in der Aula des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums, Severinstraße 241, statt. Die nächste Probe ist am Dienstag, 14. Mai. Der Probenraum und die Toiletten sind barrierefrei. Einlass und Unterstützung jeweils ab 18.30 Uhr. Menschen mit und ohne Behinderung, die mitmachen möchten, können sich unter dem Betreff „I-Chor“ bei der Rheinischen Musikschule anmelden. Erfahrung im Singen ist nicht nötig. Die Teilnehmerzahl ist auf 120 begrenzt. Für Rückfragen steht die Musikschule unter Telefon 0221/951 46 90 zur Verfügung. (meu)
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Auch Musikschulleiter Tilman Fischer freut sich über das neue Angebot und verweist auf das im Leitbild verankerte Ziel der Musikschule, Menschen mit Musik zu verbinden und dadurch musikalisch zu mehr Bildungsgerechtigkeit, Respekt und Toleranz in der Stadt beizutragen.
Beethoven und Frühlingslied
Zum Einstieg in den einstündigen Probenabend wählt Chorleiter Kokott ein einfaches Kinderlied: „Ich lieb„ den Frühling, ich lieb„ den Sonnenschein“. „Dum di da di, dum di da di“, antworten die Teilnehmer im Kanon. „Klingt super“, freut sich Kokott. „Keiner brummt, echt toll.“ Fröhliche Gesichter auch bei Beethovens Europa-Hymne, „Ode an die Freude“, die die teils chorerfahrenen Sänger schnell zweistimmig mitsingen. Zu den modernen weltlichen Liedern, die künftig im neuen I-Chor geprobt werden sollen, passt die kölsche Hymne der Bläck Fööss, „Du bes die Stadt“. In den kommenden Proben will Kokott an der zweiten Stimme feilen, denn die „macht den Reiz aus“.