„Der Killer von Köln“Ehemaliger RTL-Manager veröffentlicht seinen ersten Krimi

Sebastian Schmidt hat sein Debütkrimi „Der Killer von Köln“ veröffentlicht.
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Köln – Ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn die moralische Instanz im Journalismus wegfiele? Wenn Reporterinnen und Reporter einzig der Story verpflichtet veröffentlichen, was ihnen so in die Hand fällt, ohne Rücksicht auf Opfer und Privatsphäre? Diese Redaktion hat der Kölner Autor Sebastian Schmidt in seinem Debütkrimi „Der Killer von Köln“ erschaffen: Die „Excrime“.
Sebastian Schmidt arbeitete 15 Jahre für RTL in Köln
Das Magazin zeigt Unfallopfer und Leichen unverpixelt. Wartet beim Herausposaunen von Nachrichten nicht auf Bestätigung der Behörden. Stellt wilde Vermutungen bei Mordfällen auf – um viele Clicks zu generieren. Der 35-Jährige Autor will zeigen: So läuft es eben nicht. „Der Boulevardjournalismus ist besser als sein Ruf“, sagt Schmidt bei einem Treffen im Café Südgold in der Südstadt.
Er muss es wissen: Denn bevor der gebürtige Dürener sich 2020 dazu entschloss, Vollzeit-Schriftsteller zu werden, war er 15 Jahre beim RTL. Dort fing er als Journalist an und arbeitete sich mit den Jahren auf die Management-Ebene hoch, unter anderem leitete er jahrelang eine eigene Redaktion. Und hier sei ihnen vieles angeboten worden: „Bilder von Promis, die zu sehr die Intimsphäre eingreifen“ zum Beispiel, so Schmidt. „Die macht man aber nicht auf den Titel, weil man die Leute schützen will. Also wollte ich mit diesem Gedankenspiel zeigen: Wie sieht es aus, wenn es einen Chefredakteur gibt, den das nicht interessiert?“. Voyeurismus pur.
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Ansätze von skrupelloser Berichterstattung finde man aktuell bei Fake-News-Verbreitern. Journalist könne sich schließlich jeder nennen – es ist kein geschützter Beruf. „Wenn man ohne medizinische Ausbildung chirurgische Eingriffe machen würde, wäre man hingegen empört“. Journalismus sei eben ein solides, zu erlernendes Handwerk. Besonders eindrücklich lassen sich die Grenzen eines ethischen Journalismus bei Kriminalfällen überschreiten. Reporter Marc Bauer, Schmidts Hauptfigur, sind die Methoden der „Excrime“ zwar nicht geheuer. Häufig geht er jedoch trotzdem über das hinaus, was man investigative Recherchen nennt.
Mord in einem Kölner Edelhotel
In einem Kölner Edelhotel ereignet sich ein Mord. Der Reporter schafft es, noch vor der Spurensicherung am Tatort zu sein. Er fotografiert die Leiche, den nackten Schrecken der Ermordung zeigt „Excrime“ ohne das Gesicht der Leiche unkenntlich zu machen. Bauer ist ein umstrittener Reporter, die Enthüllung des Täters soll daher seine Karriere retten. Und es bleibt nicht bei einem Mord. Bauer gerät immer tiefer in die Verstrickungen rundum die Fälle.
Das Setting ist Köln: Arbeiten im schicken Rheinauhafenviertel, Biertrinken in der Altstadt oder im Stiefel im Kwartier Latäng. Schmidt lebt seit 15 Jahren in der Domstadt, das sollen die Leserinnen und Leser spüren. „Ich liebe Köln und es wäre verrückt gewesen, die Geschichte in München spielen zu lassen.“
Es ist Schmidts erster Krimi. Dass er sich vergangenes Jahr getraut und den Job zurückgelassen hat – das fühle sich sehr gut an, so der 35-Jährige. Dabei lief es nicht sofort rund: Er hat sein Buch zunächst im Rahmen von Self Publishing – also in digitaler Form, ohne Verlag im Hintergrund – veröffentlicht. Erst in der zweiten Verlagsrunde seien er und der Emons Verlag zusammengekommen. Der Debütautor ist dementsprechend aufgeregt, dass sein „Baby“ nun in den Läden steht.