„Ich bin da, um zuzuhören“Deutsch und Türkisch – Schulministerin Feller besucht bilinguale Kölner Grundschule

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Grundschulkinder mit Schulministerin Dorothee Feller.

Schulministerin Dorothee Feller ließ sich von Schülerinnen und Schülern gemeinsam mit Schulleiterin Rebekka Sachs durch die Grundschule in Bilderstöckchen führen.

Die Ministerin war in der einzigen bilingualen deutsch-türkischen Grundschule Nordrhein-Westfalens in Bilderstöckchen zu Gast.

Manchmal wissen auch Ministerinnen die Antwort nicht. „Was heißt Freund auf Türkisch?“, fragt Sude (7) Schulministerin Dorothee Feller (CDU) ganz kess. Sie führt die Ministerin gemeinsam mit ihren Zweitklässler-Mitschülerinnen Malu und Mert mit einem kleinen Türkisch-Quiz durch ihre Schule. Und die weiß nun, dass Freund Arkadasch heißt und Tulpe Lale.

Köln-Bilderstöckchen: Bilinguale Schule für Deutsch und Türkisch

Die Gemeinschaftsgrundschule Alzeyer Straße in Bilderstöckchen, in der die Schulministerin am Mittwoch zu Besuch war, ist nämlich eine ganz besondere Schule: Es ist die einzige bilinguale Grundschule für Deutsch und Türkisch. Bereits seit 2008 besteht hier der bilinguale Zweig: Neben Lesen, Schreiben und Rechnen lernen die 191 Kinder hier gemeinsam Türkisch – ganz egal, ob sie Türkisch als Muttersprache, als Herkunftssprache oder wie Malu als Fremdsprache lernen.

Die Buntheit dieser besonderen Kölner Grundschule präsentierten die Kinder in einer kleinen Feier mit Liedern auf Südafrika, der Türkei und Deutschland. „Wir machen alle Türen auf“, hieß es im Refrain. Begleitet wurde Feller bei ihrem Besuch auch vom Vorsitzenden des Integrationsrates NRW, Tayfun Keltek.

Feller legt Schwerpunkt auf die Grundschulen

Worum es der Schulministerin, die regelmäßig Schulen besucht, vor allem geht, machte sie gegenüber den Kindern und auch dem Lehrerkollegium deutlich: „Ich bin heute da, um zuzuhören.“ Aktenlesen sei wichtig. „Aber mindestens genauso wichtig sind die Einblicke und Gespräche in den Schulen vor Ort. Sie sind eine wichtige Grundlage für meine Entscheidungen.“

Feller betonte, dass sie den Schwerpunkt der Arbeit ihres Ministeriums derzeit auf die Grundschulen lege. „Sie ist eine wichtige Schulform, weil hier eben der Grund gelegt wird.“ Oder eben oft auch nicht. Dass ein Viertel der Kinder in NRW nach der Grundschule die Mindestanforderungen in Lesen, Schreiben und Rechnen nicht mehr erfüllten, sei „einfach nicht hinnehmbar“.

Die nächste Bildungsstudie wird erst mal nicht besser sein
Dorothee Feller, Schulministerin in Nordrhein-Westfalen

Mit der neu eingeführten dreimal 20 Minuten Lesezeit pro Woche wolle sie das Instrument einsetzen, das andernorts am besten gewirkt hat. Dabei brauche es einen langen Atem, betonte Feller. „Die nächste Bildungsstudie wird erst mal nicht besser sein. Das braucht Zeit, um zu wirken.“ In Hamburg wurde die Lesezeit vor zehn Jahren eingeführt und trägt dort seit einiger Zeit Früchte.

Schülerinnen mit Schulministerin Dorothee Feller vor einer Tafel.

Beim ihrem Besuch in der bilingualen Grundschule lernte die Ministerin ihre ersten Vokabeln Türkisch.

Hilfreich sei auch das neu einführte Tool „Leseraum Online“ – eine webbasierte Anwendung zur Leseförderung. Damit könnten Schüler auch im Tandem laut lesen lernen. Als Entlastung für die Grundschullehrkräfte kündigte Feller verbesserte Arbeitspläne für die Fächer Deutsch, Rechnen, Sachkunde und Englisch an, „die sofort im Unterricht nutzbar sein werden und die Lehrkräfte entlasten“.

Schul-Wunsch: Bilingualen Zweig soll abgesichert werden

Feller nahm das Anliegen von Schulleiterin Rebekka Sachs und ihrem Team mit, sich dafür einzusetzen, den mit sehr viel Idealismus und Mehrarbeit verbundenen bilingualen deutsch-türkischen Zweig abzusichern. „Wir leben das hier aus Überzeugung. Das ist nicht nur eine Sprache, die man lernt, sondern eine Haltung, die wir vermitteln“, sagte Schulleiterin Sachs. Inzwischen hat die Schule im multikulturellen Stadtteil Bilderstöckchen regelmäßig einen Anmeldeüberhang.

Lehrkräfte wie Elternvertreter plädierten dafür, dass bilinguale Grundschulen neben den Kriterien Geschwisterkind und Schulweglänge künftig auch die Herkunftssprache als Kriterium ansetzen dürfen. Für das Anmeldeverfahren sei die Stadt als Schulträgerin zuständig, spielte Feller den Ball zurück. Keltek sagte zu, sich im Kölner Rat für eine entsprechende Änderung einzusetzen.

„Ein großes Problem ist, dass zu wenig Abiturienten Lehrerinnen oder Lehrer werden wollen. Das treibt mich um“, sagte Feller. Es sei klar, dass der Reformbedarf im Bildungssystem riesig sei und den Schulen viel abverlangt werde. „Trotzdem ist wichtig, dass Sie auch darüber reden, was für ein toller und wichtiger Beruf das ist, für den Sie ja alle hier brennen“, wünschte sie sich zum Abschied. „Denn wenn wir alle ausschließlich über die Mängel sprechen, begeistern wir keine jungen Menschen für den Lehrerberuf.“

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