Der Ford Granada von Manfred Lutz war und ist ein Arbeitstier, eines der wenigen Sonderausstattungen ist dementsprechend die Anhängerkupplung. Weitere Extras: Schiebedach und Vinyldach.
Copyright: Thomas Banneyer
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Niehl – Zwischendurch regnet es ein wenig. Kein Problem: Der Oldtimer von Manfred Lutz ist kein verhätscheltes Museumsstück, sondern muss sich durchaus den Widrigkeiten des Alltags stellen. Auffällig wie ein Textmarker zieht der knallig orangefarbene Ford Granada von 1976 seine Bahnen durch Fühlingen Richtung Fähranleger Langel, wo der Fotograf schon auf ihn wartet. Ein Granada der ersten Serie, zumal in der Kombi-Version, ist mittlerweile so selten wie ein staufreier Tag auf der Zoobrücke. Deshalb dauert es nicht lange, bis Passanten Manfred Lutz auf seinen Wagen ansprechen. Gerade in Köln, wo der Granada vor mehr als 40 Jahren vom Band lief, wird der 60-jährige Oldtimer-Fan aus Niehl selten in Ruhe gelassen.
-> Deshalb habe ich ihn: Ich hatte immer schon ältere Autos, vor allem bin ich Porsche 911 gefahren. Den ersten habe ich mit 20 für einen Fiat 126, einen Ford Granada und 2000 Deutsche Mark eingetauscht. Danach kamen über die Jahre vielleicht 15 bis 20 weitere Porsche 911, aber auch 356er. Aus beruflichen Gründen fehlte mir irgendwann die Zeit, damit zu fahren. Und für die Wochenenden war es auch nicht mehr das richtige Auto - jedenfalls wenn man Familie und Hunde hat wie ich. Also habe ich mich nach einem praktischeren Oldtimer umgesehen, in dem alle genug Platz haben. Auf den Granada-Kombi bin ich im Internet gestoßen, der in Rotterdam angeboten wurde. Aus der ersten Serie des Granada gibt es kaum noch gut erhaltene Kombis, weil die als Handwerker- oder Familienkutschen gnadenlos zugrunde geritten wurden. Niemand hat es für notwendig erachtet, so etwas zu erhalten. Der Wagen ist zwar weitaus uncooler als ein Porsche 911, aber viel seltener. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so einen Spaß daran haben würde.
-> Das kann er: Er hat eine große Klappe und kann dahinter eine Menge Gepäck schlucken. Er bringt mich sicher und bequem von A nach B. Und es gibt keinen Neidfaktor bei diesem Auto - anders als beim Porsche oder anderen Sportwagen. Gerade die Kölner sind natürlich begeistert, wenn sie mal wieder einen Granada-Kombi sehen, der schließlich in Köln gebaut wurde. Speziell die Kölner mit türkischem Hintergrund freuen sich, weil viele von ihnen den Wagen nicht nur zusammengebaut haben, sondern auch damit in die Heimat gefahren sind. Einmal habe ich mit dem Granada Müll zum Wertstoffhof in Ossendorf gefahren. Die Mitarbeiter waren vollkommen entsetzt, dass ich den Ford für so etwas nutze. Aber er ist für mich eben kein Ausstellungsobjekt, sondern auch ein Nutzfahrzeug. Genauso hat es übrigens der holländische Vorbesitzer gesehen, der, kurz bevor ich den Wagen gekauft habe, damit nach Spanien in den Urlaub gefahren ist. Dieser Granada musste immer arbeiten. Eigentlich ist es ein Wunder, dass er in solch einem guten Zustand geblieben ist.
Ein Granada Kombi der ersten Serie ist selten geworden, auf Kölner Straßen ist der Wagen ein Star.
Copyright: Thomas Banneyer
-> Das kann er nicht: Unter zehn Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. Aber wenn man ein Auto aus einer anderen Zeit fährt, muss man dieses zeitgenössische Merkmal auch akzeptieren. Der Verbrauch damals war eben anders als heute. Aber genau genommen sind heutige Autos oft auch nicht gerade sparsam. Sportliches Fahren geht mit dem Ding auch nicht, dafür ist er zu schwammig und behäbig. Er ist eine träge, entschleunigte Masse. Was er ebenfalls nicht kann, ist rosten. Das ist wirklich ungewöhnlich. -> Das habe ich für ihn getan: Zum einen habe ich ihn zurück nach Köln geholt, obwohl er mit seinem Orange natürlich eher zu Holland passt. Dann habe ich ihm eine Garage mit einem Teppich spendiert. Der Rest ist die übliche Pflege.
-> Das haben wir erlebt: In der TV-Serie "Heldt" hatte er mal einen ziemlich großen Auftritt. Da war er das Auto von Drogenkurieren und wurde von der Spurensicherung ordentlich gefilzt. Dazu mussten auch die Innenverkleidungen abmontiert werden. In einer anderen Fernseh-Produktion war er das Auto einer jungen Band. Ansonsten fahre ich den Wagen ganz normal im Alltag. Zum Einkaufen ebenso wie zur Arbeit. -> Das haben wir vor: Ich würde gern ein kleines Sportboot aus der Zeit kaufen, möglichst in Orange. Das wäre ein nettes Gespann. Dann würde ich zum Hitdorfer Fähranleger fahren und es in den Rhein schieben. Ich bin sicher, dass der Granada dann noch mehr Fans hätte als ohnehin schon.