Bauarbeiten in KölnAnwohner fühlen sich bei Straßen-Umgestaltung übergangen

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Beim Umbau sollen die Einengungen und Hubbel der Neuen Kempener Straße verschwinden – die Bürger fürchten vermehrtes Rasen.

Beim Umbau sollen die Einengungen und Hubbel der Neuen Kempener Straße verschwinden – die Bürger fürchten vermehrtes Rasen.

  • Die Debatte über die Umgestaltung der Neuen Kempener Straße geht in die nächste Runde.
  • Die Straße soll schmaler, die Bürgersteige breiter werden. Auch Zebrastreifen waren geplant.
  • Die Verwaltung habe die Pläne ausarbeiten und danach die Nachbarn um ihre Meinung fragen wollen. Aber dann haben die Anwohner jahrelang nichts mehr gehört.

Mauenheim – Lange befand sich das Thema etwas in der Versenkung, doch nun gerät die Debatte um eine Umgestaltung der Neuen Kempener Straße wieder mit Wucht ins Blickfeld. Schon seit 2017 ist geplant, die Nord-Süd-Achse durch die Mauenheimer Nibelungensiedlung zu sanieren.

Seit die Bürger im Veedel städtische Entwürfe gesehen haben, sind die Sorgen vor Rasern und Parkplatznot zurückgekehrt. Laut des inoffiziellen Planungszwischenstandes von Ende Dezember 2019 soll die Straße zunächst zwischen Schmiedegasse und Nibelungenstraße von sieben auf fünf Meter Breite zurückgebaut, die Bürgersteige dafür deutlich verbreitert werden.

Mit dem Umbau verschwände der größte Teil der Stellplätze. Die Bushaltestelle „Nibelungenplatz“ der Linie 140 soll in Richtung Norden verlegt werden. Auch die Verengungen mit Boden-Hubbeln, fünf an der Zahl auf dem Abschnitt, würden verschwinden. Als Kosten des Umbaus werden rund 1,5 Millionen Euro kolportiert, an denen die Anlieger wohl gemäß Kommunal-Abgabengesetz (KAG) beteiligt würden – vermutlich mit 50 Prozent.

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Tempo-30-Zone wird nicht beachtet

Um über die Pläne zu diskutieren und sich zu beraten, kamen knapp 40 Anwohner ins Lokal „Siegfriedhof“ (das Treffen fand noch vor den Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie statt). „Wir haben im Frühjahr 2017 erstmals von den Umbau-Planungen erfahren“, blickte Ralph Bickel zurück, der das Treffen leitete. Damals hatten die Nachbarn kurz vor den Osterferien spontan auf der Straße gegen eine zu „raserfreundliche“ Planung demonstriert. Schon jetzt, heißt es, werde die Tempo-30-Zone kaum beachtet – vor allem abends nicht, wenn weniger Verkehr sei.

„Wir hatten damals im Anschluss mit dem Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung, dem Nippeser Bürgeramtsleiter Ralf Mayer sowie vier Bezirksvertretern eine Begehung gemacht, die Atmosphäre war positiv.“ Man habe vereinbart, zwischen den Hubbeln eine weitere Unterbrechung einzubauen, um das Rasen zu erschweren.

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Im folgenden Herbst habe man auf einer weiteren Begehung Zebrastreifen an den Kreuzungen vereinbart, um die Schulwege sicherer zu machen. Man taxierte die Kosten auf rund 750 000 Euro. Die Verwaltung habe die Pläne ausarbeiten und danach die Nachbarn um ihre Meinung fragen wollen. Aber man habe jahrelang nichts mehr gehört.

„Es kann nicht sein, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden“

„Die jetzigen Unterlagen habe ich durch Zufall bekommen. Es kann nicht sein, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden, und vielleicht anderthalb Stunden auf einem Info-Abend etwas zu den Plänen sagen dürfen.“ Dass die Verwaltung den Weg des Dialoges verlassen habe und eigenmächtig plane, die Straßenbreite zu reduzieren, sei unfassbar, findet Bickel. Auch von einer Verlegung der Bushaltestelle sei nie die Rede gewesen.

Dass der Asphalt der Neuen Kempener Straße marode ist und bald erneuert werden muss, stellen die Nachbarn nicht in Abrede. Jedoch befürchten sie, dass die neue Planung zwei Nachteile in sich vereint: Die enge Straße könne zu gefährlichen Rangier-Situationen führen, wenn sich breite Fahrzeuge begegnen; abends jedoch, wenn der Verkehr weniger sei, wäre durch dann fehlende Verengungen und Hubbel „freie Bahn“ zum Rasen.

„Fünf Meter sind zu wenig Platz, vor allem wenn sich zwei KVB-Busse begegnen“, merkte eine Nachbarin an. „Es müssten mindestens sechs Meter Breite sein; am besten wäre, man bleibt direkt bei sieben.“ Sie brauche keinen überbreiten Bürgersteig vor dem Haus. „Außerdem provoziert man durch den Wegfall von Parkplätzen geradezu, dass weitere Vorgärten zu Auto-Stellplätzen umgewandelt werden“, merkte ein weiterer Nachbar an. Schließlich parkten schon jetzt die Anwohner der schmalen Seitenstraßen in der Nibelungensiedlung an der Neuen Kempener Straße.

Bürger werden beteiligt, so die Stadt

Letztlich einigte sich die Gruppe, Arbeitsgruppen für eine eigene, alternative Planung zu bilden – und den Kontakt zur Verwaltung zu erneuern. Man will wieder Unterschriften sammeln; eine erneute Demo ist nicht ausgeschlossen. „Die Gespräche von 2017 waren sehr konstruktiv; von daher verstehen wir nicht, dass die Stadt die Kommunikation eingestellt hat“, so Bickel.

Wie die Stadt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erläutert, würden die Bürger auf jeden Fall noch beteiligt. „Die Verwaltung hat 2019 ein erstes Planungskonzept für die Straße erstellt. Dieses Konzept wurde der Bezirksvertretung Nippes in einem Fachgespräch vorgestellt und das weitere Vorgehen gemeinsam besprochen“, so Stadt-Pressesprecher Robert Baumanns. „Auf Wunsch der Bezirksvertretung wird es zu der Maßnahme eine Bürgerveranstaltung geben.“

Ein Termin stehe aber noch nicht fest. „Auf Grundlage der Ergebnisse aus dem Bürgerabend wird die Verwaltung in diesem Jahr die Planung inhaltlich bearbeiten, den bisherigen Zeitplan fortschreiben sowie die Kosten aktualisieren“, erläutert Baumanns weiter. „Ein konkreter Ausbau- oder Umbauumfang sowie die Angaben über Zeitpunkt und Kosten können daher erst im weiteren Verlauf des Jahres benannt werden.“

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