Fernwärme statt ÖlheizungAnwohner in Köln-Niehl wünschen sich den Netz-Anschluss

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An einer Straße stehen Altbauvillen nebeneinander, davor parken Autos.

Ein kleines Idyll: Der Drosselweg ist geprägt von prächtigen Altbauten.

Eine Gruppe von Anwohnern des Drosselwegs in Niehl wünscht sich, ans Fernwärmenetz angeschlossen zu werden. Laut Rhein-Energie ist dies jedoch schwierig.

Das Ergebnis der kleinen Umfrage in der Nachbarschaft war eindeutig: Ein Fernwärme-Anschluss wäre in der Siedlung Drosselweg hochwillkommen. 21 Hauseigentümer, mit einem Wohnungsbestand von insgesamt 62 Einheiten, würden gerne ans Netz angeschlossen werden, haben Maria Radi und Arweg H. Exner, die beide in der Siedlung wohnen, ermittelt. Zusätzlich seien auch Großvermieter in der näheren Umgebung, wie die Vonovia oder die Kölner Wohnungsgenossenschaft, an einer zentralen Wärme-Lösung interessiert. 

„Oft gibt es ja Widerstände gegen die Verlegung von Fernwärme-Leitungen“, erläutert Radi. „Wegen des Straßen-Aufrisses, der Anschlusskosten und einer funktionierenden eigenen Heizung. Bei uns hingegen gibt es eine große Gruppe an Menschen, die Fernwärme wollen. Das sollte man nutzen.“ Radi und Exner koordinieren die Bemühungen des Viertels, ans Netz angeschlossen zu werden und haben mit der Rhein-Energie sowie Vertretern der Lokal- und Landespolitik Kontakt aufgenommen.

Prächtige Gebäude, jedoch mit alten Heizungen

Der Drosselweg ist gekennzeichnet durch prächtige, teils denkmalgeschützte Altbauhäuser, die oftmals mit Gas- oder Ölheizungen nach alten Standards ausgestattet sind. Auch vor dem Hintergrund des demnächst zu erwartenden Gebäude-Energiegesetzes stellt sich für zahlreiche Eigentümer die Frage, wie man zukünftig heizen will – zumal für die Altbauten Wärmepumpen ungeeignet seien. „Und eine ähnliche Situation wie bei uns gibt es in zahlreichen Straßenzügen von Niehl und Weidenpesch“, ergänzt Exner. 

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Eine mögliche Lösung, die ihnen vorschwebt: Der Drosselweg könne ans Fernwärmenetz angeschlossen werden, indem man die Leitung aus dem Nippeser Clouth-Gelände verlängert, das rund einen Kilometer entfernt liegt und mit Fernwärme versorgt wird. Alternativ könne man ein kleineres Fernwärmenetz vor Ort aufbauen, etwa mit einem kleinen Blockheizkraftwerk als Wärmequelle. 

Rhein-Energie: Versorgung via Clouth-Areal nicht praktikabel

Bei der Rhein-Energie steht man neuen Interessenten an einer Fernwärme-Versorgung grundsätzlich positiv gegenüber. Im konkreten Fall jedoch sei eine Lösung nicht einfach. Eine Verlängerung der Leitung vom Clouth-Gelände zum Drosselweg würde überschlägig rund drei Millionen Euro kosten – selbst wenn man von einem Kilometer Luftlinien-Verbindung ausgeht. „Es geht uns darum, unsere Kundschaft zu vernünftigen Preisen mit Fernwärme zu versorgen“, erläutert Jürgen Eisbein, Leiter des Fernwärmevertriebs, im Gespräch. 

Die Kosten für die Verlegung der Rohre würde die Rhein-Energie tragen, derartige Kosten müssten am Ende aber in den allgemeinen Fernwärmepreis mit einfließen. „Die Fernwärme steht im Wettbewerb mit anderen Energieträgern.“ Beim bestehenden Fernwärme-Anschluss im Clouth-Gelände komme hinzu, dass es sich lediglich um Stichleitungen am Rande des Fernwärmenetzes Innenstadt/Deutz handle, um das neue Nippeser Quartier zu versorgen – für einen Weitertransport von Wärme in andere Stadtteile seien sie derzeit zu gering dimensioniert, sie müssten erst erweitert werden.

Über eine solche Lösung könne man grundsätzlich reden – vor allem, wenn auf der Strecke liegende Großverbraucher wie beispielsweise die Schulen am Niehler Kirchweg mit angeschlossen würden. „Aber dies wäre nicht von heute auf morgen machbar, sondern bräuchte eine längere Vorlaufzeit.“ Auch eine zweite Lösung, ein eigenes Nahwärme-Netz für die Siedlung Drosselweg, ließe sich nicht in wenigen Monaten realisieren, und es wäre ebenfalls wegen des notwendigen Baues der Doppel-Rohrleitungen für die ganze Siedlung aufwendig.


Fernwärme ist eine bequeme Form der Energieversorgung: Sie wird zentral erzeugt, meist in einem Heiz- oder Heizkraftwerk, und über Wasser als Trägermedium sozusagen „fertig“ zu den Verbrauchern transportiert. Abgesehen von der Fernwärme-Übergabestation sind keine eigenen Geräte zur Wärmeerzeugung mehr nötig; somit entfallen auch Anschaffungs-, Inspektions-, Wartungs- und Reparaturkosten hierfür. Knapp 20 Prozent der Kölner Haushalte nutzen Fernwärme. Sie ist nur in einigen Gebieten Kölns verfügbar – nämlich dort, wo Leitungen liegen. Das bei weitem größte Fernwärmenetz ist Innenstadt/Deutz, das von den Heizkraftwerken Niehl 2 und 3 (die neben Wärme auch Strom produzieren) sowie dem Heizwerk Südstadt aus versorgt wird.

Neben der linksrheinischen City sowie Deutz und teilweise Mülheim, durch Leitungen unterhalb des Rheins angebunden, erstreckt sich das Netz auch auf Teile von Bayenthal, Raderthal, Marienburg und Zollstock, Sülz (Unicenter / Justizzentrum), Lindenthal (Uniklinik), Braunsfeld und Ehrenfeld, Riehl (SBK-Campus) und Nippes (Clouth-Gelände). Als weiterer Großverbraucher sind die Niehler Fordwerke an dieses Fernwärmenetz angeschlossen. Ein weiteres großes Netz ist Neue Stadt/Bocklemünd: Vom Heizkraftwerk Merkenich aus werden unter anderem Chorweiler-Süd, Seeberg, Heimersdorf, Ossendorf (Butzweilerhof / Coloneum) und Bocklemünd versorgt. Kleinere Netze liegen in Merheim (Klinik-Campus), Junkersdorf (Hochhaussiedlung Wiener Weg) und Weiden (Wohnpark Weiden-Süd).

Zum Informations-Abend „Energiewende im Heizungskeller – was tun, wenn Fotovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen keine Option sind?“ lädt der SPD-Ortsverein Weidenpesch/Mauenheim am Montag, 14. August, ab 19 Uhr ins Pfarrheim Heilig Kreuz, Kapuzinerstraße 7, ein. Vor Ort sind Achim Südmeier, Vertriebsvorstand der Rhein-Energie, sowie Ratsfrau Erika Oedingen. 

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