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Neue GesellschaftStadt und Belkaw sollen Partner auf Zanders in Bergisch Gladbach werden

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Neue Beleuchtung auf dem Zanders-Gelände an der Mainstreet, die bis 2028 angeschlossen werden soll.

Neue Beleuchtung auf dem Zanders-Gelände an der Mainstreet, die bis 2028 angeschlossen werden soll. 

Mit einer neuen Gesellschaft soll das Zanders mit Energie Wärme versorgt werden: Die Stadt will mit der Belkaw zusammenarbeiten.

Nach Jahren der Planung soll es auf dem Zanders-Areal ernst werden. Gebäude sollen abgerissen werden und - das ist nach außen allerdings nicht sichtbar - eine Energie GL GmbH (EGL) gegründet werden. Und die wird für die Versorgung des Geländes mit Strom und Wärme zuständig sein. Nach den Vorgaben der Stadt soll das umweltfreundlich, also CO2-neutral, sein.

Diese EGL steht vor riesigen, kapitalintensiven Aufgaben. Denn auf dem 36 Hektar großen Gelände muss die gesamte Infrastruktur neu aufgebaut - und dabei die alte, unbrauchbare abgeräumt werden. In der Verwaltungsvorlage für die heutige Ratssitzung wird eine „erste technische Erschließungsachse in der zentralen Werksstraße“ bis Ende 2028 angepeilt. Und wenn auch viele technische Fragen noch vollkommen ungeklärt sind, ist die Stadt bei der Suche nach einem Partner fündig geworden: die Belkaw soll es sein.

Belkaw will eigenständiger Akteur im Energiemarkt werden

In der Begründung der Verwaltung wird dafür vor allem die Neuaufstellung der Belkaw genannt. Denn beschlossen sei eine „neue personelle, organisatorische und strategische Ausrichtung“. Ziel der Belkaw sei es, das Eigengeschäft „substantiell“ auszubauen und sich als eigenständiger Akteur im Energiemarkt zu positionieren.

Zur Erinnerung: Die Belkaw ist ein Versorgungsunternehmen, das zu 51 Prozent der Kölner Rhein-Energie und zu 49 Prozent der Stadt Bergisch Gladbach gehört. Die Rhein-Energie wiederum ist eine 100-prozentige Tochter der Stadt Köln. An diesen Besitzverhältnissen hat sich nichts geändert, aber offensichtlich hat die große Rhein-Energie mit der kleinen Belkaw große Pläne.

Stadt will mit der Belkaw ohne Ausschreibung an den Start gehen

Klar ist jedenfalls, dass ohne diese Neuausrichtung der Belkaw eine Zusammenarbeit mit der Stadt Bergisch Gladbach schwierig gewesen wäre. Die Stadt schreibt selbst, dass es faktisch bis vor kurzem - außer der Geschäftsführung - kein eigenes Personal bei der Belkaw gegeben habe. Alles wurde über die Rhein-Energie abgewickelt. Mittlerweile beschäftigt die Belkaw laut Stadt etwa 50 Mitarbeiter, die über Sachkenntnis für die Planung, Steuerung und Umsetzung von großen Infrastrukturprojekten verfügten. Aus einer abhängigen „Hülle“ sei ein selbstständig agierendes Unternehmen geworden.

Ob die Rhein-Energie die Verwandlung der Belkaw ganz gezielt betrieben hat, um den Auftrag für den Ausbau des Energie- und Wärmenetzes für Zanders zu bekommen, ist eine offene Frage. Die Stadt ist jedenfalls sicher, nun in einer „Inhouse-Vergabe“ gemeinsam mit der Belkaw ohne Ausschreibung an den Start gehen zu können.

Die wollte ursprünglich bei der Energie mitverdienen

In einem eigenen Abschnitt der Verwaltungsvorlage werden aber auch die Risiken einer Partnerschaft mit der Belkaw aufgeführt. Denn der Partner der Stadt soll ja nicht nur das Know-how für den Aufbau der Infrastruktur mitbringen, sondern auch das Geld. Das war ja geradezu die Grundidee für eine solche Partnerschaft: Die Stadt wollte das Gelände zur Verfügung stellen und langfristig bei Energie und Wärme mitverdienen.

In dem Belkaw-Konstrukt ist es nun denkbar, dass die Stadt über ihre Beteiligung zur Kasse gebeten werden kann. Ganz platt: Wenn der Aufbau der Infrastruktur auf Zanders 100 Millionen Euro (eine rein fiktive Summe) kosten soll, muss dies die Belkaw ja erst einmal finanzieren. Kann sie das, ohne von ihren Eigentümern frisches Geld zu bekommen? Vielleicht noch nicht einmal durch eine direkte Überweisung, aber zum Beispiel im Rahmen einer Bürgschaft. Unterm Strich würde damit aus der erhofften Einnahmequelle eine Risiko-Beteiligung mit eigenem Geld. So war das eigentlich nicht geplant.

Eigenes Geld muss die Stadt auf jeden Fall für den Abriss von mehreren Gebäuden im zentralen Bereich des Areals in die Hand nehmen. Exakt 7,4 Millionen Euro wird die Zanders Entwicklungsgesellschaft dafür bereitstellen. Und das, obwohl es keinen Investor für die Flächen gibt. Man geht mit dem Geld der Entwicklungsgesellschaft - also mit Steuergeld - in Vorleistung. Immer in der Hoffnung, dass es am Ende ein rentierliches Geschäft wird.