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Kölner GrafikerinDie ganze Stadt auf einem Halstuch

Lesezeit 4 Minuten
Ursula Densborn mit einer ihrer Kreationen, die den Kölner Stadtplan zeigen.

Ursula Densborn mit einer ihrer Kreationen, die den Kölner Stadtplan zeigen.

Ursula Densborn druckt auf ihre Stoff-Kreationen Stadtpläne von ihren Lieblingsmetropolen. Ein Kölner Stadtplan aus dem Jahr 1936 brachte das Projekt ins Rollen.

Ein Schal, Halstuch oder Foulard von Ursula Densborn schmückt und wärmt nicht nur, es ist auch ein Statement über eine Beziehung. Eine Beziehung zu einer Stadt, der man zugetan ist und am liebsten immer bei sich tragen möchte. Köln, Berlin und Hamburg hat die Grafikerin bisher auf ihre Halstücher gebannt, München und Paris werden folgen. Der Wunsch, ihre Verbundenheit mit ihren Lieblingsorten durch ein Accessoire auszudrücken, brachte sie auf die Idee – inspiriert wurde sie von alten Stadtplänen.

Bis ihre Tücher in Produktion gehen konnten, brauchte es Jahre an Vorarbeit. Im Sommer 2022 ging Ursula Densborn schließlich mit ihrem Label „Filoop“ an den Start. Dass sie nach ihrem Abschluss in Köln wohnen wollte, wusste die geborene Essenerin bereits während ihrer Studentenzeit. In Trier hatte sich die heute 57-Jährige für den Studiengang Kommunikationsdesign eingeschrieben, ein paar Besuche beim Kölner Freund ihrer Freundin besiegelten ihren Umzug in die Rheinmetropole. „Für mich hat Köln wegen der Künstler, der Museen und wegen des WDR immer für Fortschritt gestanden“, begründet sie ihre Entscheidung.

Die Essenerin wollte unbedingt nach Köln

Ihr Gatte „in spe“ war beim Standortwechsel bereits mit von der Partie. Nachdem sie bei einer Kölner Werbeagentur gearbeitet hatte, machte sich Ursula Densborn als freiberufliche Grafikerin selbstständig. In ihrem Nippeser Gestaltungsbüro entwickelt sie „alles, was Print ist“. Vom Katalog über Logos bis zum Messestand kümmert sie sich um visuelle Gestaltungslösungen. „Mit der Idee zu den Tüchern bin ich schon seit fünf Jahren unterwegs gewesen“, erzählt die leidenschaftliche Fußgängerin.

Gereift sei sie auf ihren vielen Spaziergängen und Wanderungen durch Köln. Dabei liebe sie es, in die Vergangenheit zu reisen, sich ein Jahrhundert zurückzuversetzen und sich die besuchten Orte so vorzustellen, wie sie einmal ausgesehen haben. Ihr Faible für alte Stadtpläne kommt Densborn bei der realhistorischen Recherche zur Stadtgeschichte zugute. Neben dem informativen Potenzial schätzt sie die grafische Gestaltung und den besonderen Vintage-Charme dieser Dokumente.

Kölner Stadtplan war die Grundidee

Sie findet sie online, auf Flohmärkten oder in Bibliotheken. Als Motiv für ihre Tücher schienen sie ebenso naheliegend wie originell. Ein Kölner Stadtplan aus dem Jahr 1936 brachte das Projekt schließlich ins Rollen. In ihm sah Ursula Densborn typische Charakteristika wie die ringförmige Struktur der Stadt und Marker wie Dom, Messe und Südbrücke vereint. Dennoch barg er Tücken, die sie vor der weiteren Verwendung ausmerzen wollte. „Im Stadtplan von 1936 waren viele Straßen und Plätze durch die Nazis umbenannt worden“, berichtet sie, „also habe ich mich schlau gemacht und alles so benannt, wie es heute heißt.“

So wurde aus dem Adolf-Hitler-Platz der Friedrich-Ebert-Platz und aus der Horst-Wessel-Straße das Niederländer Ufer. Für die Erstellung des eigentlichen Designs braucht die Grafikerin etwa eine Woche intensiver Computerarbeit. „Ich nehme den Plan und spiele damit“, erläutert Ursula Densborn. „Zunächst befreie ich ihn von allen Farben, bis nur noch das Grundgerüst übrig ist und gestalte ihn dann komplett neu.“ Viele Arbeitsgänge sind nötig, um dem Plan den gewollten Ausdruck zu verleihen.

Schals zeigen Kölner Stadtplan von 1895

Dann gehen die Entwürfe per E-Mail an eine von zwei Firmen im italienischen Como, wo sie auf Seide, Modal oder Kaschmir gedruckt werden. Der Ort in Oberitalien steht für hochwertige Seidenproduktion, namhafte Häuser wie Valentino und Gucci lassen dort fertigen. Je einen Stadtplan aus Köln von 1895, Hamburg von 1913 und Berlin von 1928 hat sie ebenfalls wiederbelebt. München wird als nächstes in ihr Sortiment aufgenommen, Paris befindet sich in der Planung.

Auch KVB-Fahrpläne in knalligen Farben haben sich bei den Designs von Filoop durchgesetzt, bei Unsicherheiten bezüglich der Linie 1 nach Bensberg oder 9 nach Kalk geben sie zumindest einen groben Überblick zur Lage. Eigentlich sind die Filoop-Produkte Unikate, weil jedes Motiv höchstens zwanzigmal aufgelegt werde, so Ursula Densborn. Ihre Käufer kennt sie als Tuch- und Städteliebhaber, das modische Potenzial fasst sie kurz und prägnant zusammen: „Man sollte bedenken, das man mit einem Accessoire jahrelang etwas verändern kann. Es wächst mit, ist im Prinzip ein ganz nachhaltiges Kleidungsstück und keiner Mode oder Figur unterworfen.“


Die Wortkreation „Filoop“ lehnt sich an das französische „Fil“ für Faden und das englische „Loop“ für Schleife an. Auch die Assoziation zum allseits bekannten „Filou“ ist nicht weit. An ihm gefällt Ursula Densborn der Klang so gut - und natürlich auch seine Bedeutung als Schelm oder Schlaukopf. Schals (90 mal 200 cm, Modal) mit dem Kölner Stadtplan von 1895 oder 1936 sowie den Kölner Straßenbahnlinien sind für 130 Euro erhältlich, Tücher (130 x 130, beziehungsweise 140 x 140 cm, Modal oder Modal-Kaschmir) mit Berliner, Hamburger oder Kölner Stadtplan kosten 190 Euro, Seidencarées (63 x 63 cm) mit dem Kölner Stadtplan oder den Kölner Tramlinien 128 Euro. Zurzeit gibt es einen Weihnachtsrabatt von 25 Prozent auf alle Filoop-Accessoires.

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