Koordinator in der Kölner AltenhilfeArbeit mit Senioren „ist überhaupt nicht unsexy“

Julius Lang hat eine zweite Aufgabe als Senioren-Koordinator.
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In seiner Arbeit als Sozialarbeiter in der offenen Altenhilfe sieht Julius Lang ab sofort beide Seiten des Rheins: Seit Oktober ist er nicht nur Koordinator des Seniorennetzwerks in Nippes, sondern auch Seniorenkoordinator in Kalk. Dort ist er, anders als in Nippes, für den ganzen Bezirk zuständig – auf einer Art Meta-Ebene. „Als Stadtteil-Koordinator des Seniorennetzwerks Nippes, der ich seit Juni 2021 bin, arbeite ich mit den Seniorinnen und Senioren zusammen und gestalte die Freizeit mit ihnen.
Als Stadtbezirks-Koordinator in Kalk arbeite ich nicht direkt mit Senioren, sondern in erster Linie mit den Akteuren in den einzelnen Kalker Stadtteilen, etwa Seniorenresidenzen, Pflegeeinrichtungen, Bürgervereinen, der Seniorenberatung und der Politik, die beim Runden Tisch Seniorenarbeit des Bezirks zusammentreffen“, erläutert er.
Vom Studium in Freiburg zur Caritas in Köln
Der 32-Jährige kommt ursprünglich aus Baden-Württemberg: Er ist in Tübingen aufgewachsen und hat in Freiburg Sozialarbeit studiert. „Ich habe schon damals meine Studien-Schwerpunkte auf Gerontologie gelegt und auf die Stadtteilarbeit. Dabei hat mich auch mein sehr enges Verhältnis zu meinen Großeltern geprägt, die in einer Gruppe mit mir wandern gingen. Auf den Touren habe ich viel über Natur gelernt.“
Im Rheinland, wo er seit 2017 lebt, war er zuerst in der Quartiersarbeit in Leverkusen tätig, bis er zur Kölner Caritas wechselte, die Träger des Seniorennetzwerks Nippes und der Seniorenkoordination Kalk ist.
Julius Lang: „Ich arbeite nicht in erster Linie für die Senioren, sondern mit ihnen.“
In Nippes koordiniert er ein umfangreiches Freizeitangebot für ältere Menschen. Dazu gehören der monatliche offene Frühstückstreff im Altenberger Hof, die Literaturgruppe, ein Singkreis, eine Wander- und Ausflugsgruppe sowie das Rikscha-Angebot in Zusammenarbeit mit dem Verein Radeln ohne Alter Köln, der ältere Menschen kostenfrei zu Ausfahrten einlädt – und vieles weitere.
Auch die Digitalsprechstunde, bei der jüngere Ehrenamtler Ältere bei Fragen rund um Computer, Smartphone und Internet unterstützen, ist eine Spezialität in Nippes. „Es ist eben nicht mehr so, dass man in der offenen Seniorenarbeit nur Kaffeekränzchen organisiert. Die Leute wollen viel stärker aktiviert und eingebunden werden“, berichtet er. „Ich arbeite nicht in erster Linie für die Senioren, sondern mit ihnen.“
Der erste Kontakt zum Seniorennetzwerk ist für viele schwer
Ein weiteres schönes Beispiel für die „neue“ Seniorenarbeit war das Graffiti-Projekt im Frühjahr, bei dem eine Gruppe von Älteren gemeinsam mit jungen Sprayer-Crews eine Hochbahn-Säule an der Escher Straße gestaltete.
Der erste Schritt für neue Gesichter, den Kontakt zum Seniorennetzwerk zu suchen, sei meist der schwerste, weiß er. „Daher ist absolute Niedrigschwelligkeit ganz wichtig. Dass Neulinge einfach spontan vorbeikommen können, und man am Anfang einfach mal einen Kaffee mit ihnen trinkt, um ihnen das Ankommen zu erleichtern.“
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Denn gerade durch Corona seien mehr ältere Menschen von Einsamkeit und Isolation betroffen. Weitere Herausforderungen in der Arbeit sind die zunehmende Verbreitung von Demenz, Barrierefreiheit im Alltag und das Finden von kostenlosen oder preisgünstigen Räumlichkeiten, etwa für Tanzgruppen.
Bei seiner neuen Tätigkeit in Kalk geht es vor allem darum, Verbindungen zwischen den Akteuren in den Veedeln zu schaffen und Stadtteil-übergreifende Projekte zu planen. Seinen Entschluss, in die Seniorenarbeit gegangen zu sein, bereut er keine Sekunde. „Ich kann nur jeden ermutigen, den Weg zu gehen. Die Möglichkeiten sind vielseitiger als man denkt, und überhaupt nicht unsexy.“