Wohnform mit Privatsphäre und Hilfe im AlterWohnprojektetag in Köln-Nippes informiert über Vorteile des gemeinschaftlichen Bauens

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Almut Skriver von der "MitStadtZentrale" und Peter Heinzke vom "Netzwerk für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen" schauen in die Kamera.

Almut Skriver von der „MitStadtZentrale“ und Peter Heinzke vom „Netzwerk für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen“ auf dem Wohnprojektetag.

Eine Wohngemeinschaft mit Alt und Jung und gegenseitiger Unterstützung. Das könnte eine Wohnform sein, die es in Zukunft häufiger in Köln gibt.

Man muss sich Peter Heinzkes Zuhause wie eine gut ausgestattete Wohngemeinschaft vorstellen. Nur, dass die Bewohner sehr unterschiedlich alt sind, sie alle Eigentümer ihrer eigenen Immobilie sind und sich für die Allgemeinheit engagieren.

Das Haus, in dem der 73-Jährige zusammen mit 16 Erwachsenen und acht Kindern lebt, befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Clouth-Werke in Nippes und ist eine ganz besondere Wohnungseigentümergemeinschaft. Ein öffentlich nutzbares Repaircafé gibt es hier ebenso wie gemeinschaftliche Aktionen im Quartier. Sogar einen Namen hat die WG: „Wunschnachbarn.

Kölner Initiativen informieren über gemeinschaftliches Bauen

Über die verschiedenen Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Bauens informierten jetzt mehrere Initiativen und Dienstleister im VHS-Forum des Rautenstrauch-Joest-Museums auf Einladung der „MitStadtZentrale“, des „Netzwerks gemeinschaftliches Bauen und Wohnen in Köln“ sowie der Volkshochschule.

Zu den Besuchern des „Wohnprojektetag“ gehörten auch Andreas Hahner und seine Frau Brigitta. Noch leben sie in einem Einfamilienhaus, sagt das Ehepaar. Doch eines Tages könnten sie sich vorstellen, mehr Gemeinschaft zu wagen. Denkbar sei eine Wohnform, die Privatsphäre, aber auch gegenseitige Hilfe im Alter ermöglicht. Noch stehen sie aber am Anfang ihrer Suche.

Einen Grundriss, wie wir ihn gefunden haben, könnte man auf dem freien Markt nicht kriegen
Peter Heinzke vom „Netzwerk für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen“

2013 schrieb die Stadt auf dem Clouth-Gelände mehrere Grundstücke für Baugemeinschaften aus. Peter Heinzke reichte zusammen mit einer Gruppe aus elf Parteien ein Konzept ein und bekam den Zuschlag. Vorteile gebe es viele, sagt der Sprecher des „Netzwerks gemeinschaftliches Bauen und Wohnen in Köln“: „Dadurch, dass wir selbst geplant haben, sind die Baukosten niedriger geworden.“ Die Immobilie – ein umweltschonendes Passivhaus – konnte zudem ganz nach den Vorstellungen der Bewohner konzipiert werden: „Einen Grundriss, wie wir ihn gefunden haben, könnte man auf dem freien Markt nicht kriegen.“

Baugemeinschaften könnten aber auch zur positiven Entwicklung eines Quartiers beitragen. Da die Teilnehmer von Anfang an gut vernetzt seien, unterstütze man sich gegenseitig und plane gemeinsame Projekte. „Das ist eine Demokratieerfahrung“, sagt Almut Skriver von der „MitStadtZentrale“, die Beratung zum Thema anbietet. Gerade in der Coronazeit habe sich das Konzept bewährt.

Es geht um Nachhaltigkeit und soziale Teilhabe. Trotzdem sind die Hürden hoch. Zwar seien in großen Neubau-Quartieren wie dem Deutzer Hafen oder der Parkstadt Süd gemeinschaftliche Wohnprojekte vorgesehen, so Almut Skriver. Dennoch mangele es in Köln an Grundstücken für solche Initiativen, die auf dem freien Grundstücksmarkt gegenüber Projektentwicklern meistens chancenlos seien.

„Ganz toll wäre es, wenn die Politik eine Quote beschließen würde“, so die Architektin. Dann würden beispielsweise zehn Prozent der städtischen Grundstücke an gemeinschaftliche Wohnprojekte vergeben. Städte wie München oder Hamburg und selbst Kleinstädte seien schon weiter als Köln. „Woanders kommen immer wieder Grundstücke auf den Markt“, sagt auch Peter Heinzke. Gäbe es auch in Köln regelmäßige Angebote, „werden Menschen auch ermutigt, ihre Wünsche umzusetzen“.

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