St. AgathaKölner Krankenhaus schließt Abteilungen und wird Fachklinik

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Das Krankenhaus St. Agatha in Köln-Niehl. Foto: St. Agatha

Das Krankenhaus St. Agatha in Köln-Niehl

Das St.-Agatha-Krankenhaus ist bisher ein Grundversorger. In Kürze wird es eine „Fachklinik für Seelische Gesundheit“ sein. Die Betreiber schließen auch die Notaufnahme, was Kritikern Sorge bereitet.

Die Krankenhauslandschaft im Kölner Norden wird sich einschneidend verändern. Wie das St.-Agatha-Krankenhaus in Köln-Niehl auf Anfrage mitteilt, wird es von einem Grundversorger zu einer spezialisierten „Fachklinik für Seelische Gesundheit“. Die Abteilungen für Innere Medizin und Chirurgie werden geschlossen. Auch die Notaufnahme fällt weg. Und das schon sehr bald.

Die Fachbereiche Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, die bereits jetzt in St. Agatha vorhanden sind und in die das Krankenhaus in den vergangenen Jahren kräftig investierte, werden ausgebaut. Das „beinhaltet die stationäre, teilstationäre und tagesklinische Versorgung der Bürger“ in diesen Disziplinen, sagt die Klinik. „Die Krankenhausplanung des Landes NRW ermöglicht diesen Ausbau und Umstrukturierung.“ St. Agatha obliegt zurzeit die psychiatrische Pflichtversorgung für Niehl und Riehl. Nach der Erweiterung zur Fachklinik für Seelische Gesundheit gehören auch die Stadtteile Chorweiler, Merkenich, Fühlingen, Blumberg, Worringen und Seeberg dazu, die bisher von der Landesklinik in Merheim versorgt werden, heißt es weiter. Eine forensische Abteilung, die sich mit der Behandlung von psychisch kranken Straftätern befasst, „ist keinesfalls geplant“, sagt Susanne Jost, Geschäftsführerin von St. Agatha.

Bald keine Chirurgie und Intensivmedizin mehr

Die anderen Abteilung werden bereits zum 1. Februar 2023 geschlossen. Deren Leistungen müssen künftig von anderen Krankenhäuser erbracht werden. Das „Kompetenzzentrum für Schilddrüsenchirurgie“ wird vollständig im St.-Hildegardis-Krankenhaus in Lindenthal untergebracht, das sich wie St. Agatha in der Trägerschaft der Stiftung der Cellitinnen e. V. befindet, und bereits jetzt einen solchen Schwerpunkt hat. Inneren Medizin, Chirurgie, Intensivmedizin und Anästhesie gehen auf das Heilig Geist-Krankenhaus in Longerich und das St.-Vinzenz-Hospital in Nippes über. Diese Häuser werden von den anderen Cellitinnen, der Stiftung der Cellitinnen zur heiligen Maria, betrieben. Auch die Notaufnahme von St. Agatha schließt, was ebenfalls von St.-Vinzenz- und Heilig-Geist-Krankenhaus kompensiert werden muss. Dadurch verliert der Kölner Norden eine solche Anlaufstelle.

Die „Umstrukturierung“, wie es St. Agatha nennt, ist zwischen den Trägern abgesprochen, versichern beide Cellitinnen-Stiftungen. „Alle notwendigen Abstimmungen, die zur Sicherstellung der Versorgung im Kölner Norden benötigt werden, sind erfolgt“, versichert die Stiftung der Cellitinnen e.V.

„Die grundsätzlichen Leistungen sind heute bereits im Heilig Geist-Krankenhaus in Longerich und das St. Vinzenz-Hospital in Nippes verfügbar“, sagt ein Sprecher der Cellitinnen zur heilige Maria. „Abzuwarten bleibt, wie sich die Leistungsnachfrage im Lauf der Zeit konkret entwickeln wird, also welche Patienten welches Krankenhaus künftig aufsuchen werden“, erläutert der Sprecher weiter.

Nur noch halb so viele Betten und Plätze

In der Chirurgie und der Inneren Medizin gibt es in St. Agatha nach eigenen Angaben mehr als 100 Betten. Die würden dort dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Zurzeit gibt es insgesamt 190 Betten und tagesklinische Plätze. Wenn die Umwandlung zur Fachklinik für Seelische Gesundheit vollzogen ist, „werden es insbesondere durch den Ausbau der Ein- und Zweibettzimmer 98 Betten und Plätze sein“, erläutert Geschäftsführerin Jost.

Viele der rund 315 Angestellten von St. Agatha – davon 214 Vollzeitkräfte – werden sich an einen neuen Arbeitsplatz gewöhnen müssen. Nach Worten von Jost sind etwa die Hälfte der Mitarbeitenden von der Umstrukturierung betroffen, „davon bekommen über 90 Prozent ein Weiterbeschäftigungsangebot in einer der anderen Kliniken.“ Was mit den übrigen zehn Prozent geschieht, führt sie nicht aus. Wie viele Mitarbeitenden die künftige Fachklinik hat, stehe erst nach der Umstrukturierung fest und „wird von einer weiteren Ausbaumöglichkeit des Hauses im Rahmen der Krankenhausplanung NRW abhängen. Gespräche hierzu finden bereits statt“, sagt Jost.

Auch wirtschaftliche Gründe

„Durch die Erweiterung des spezialisierten Angebotes“ der psychiatrischen, psychosomatischen und psychotherapeutischen Versorgung „stellen wir die qualitative Behandlung dieser Patientengruppe in den Fokus, übernehmen einen Beitrag zur wohnortnahen Versorgung und können den vermehrten Anfragen gerecht werden“, begründet Jost.

Doch es gibt auch wirtschaftliche Gründe für die Umstrukturierung: „Aufgrund struktureller Vorgaben im Rahmen der neuen Krankenhausplanung wird es zunehmend schwierig, die personellen und räumlichen Voraussetzungen in kleineren Kliniken wirtschaftlich aufrechtzuerhalten“, sagt die Geschäftsführerin. In der Krankenhausplanung soll nicht mehr allein die Bettenzahl entscheidend sein, sondern eine hochwertige Versorgung mit Spezialisierung und hohen Fallzahlen. Kritiker fürchten einen Verdrängungswettbewerb unter Krankenhäusern und eine schlechtere Grundversorgung.

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