„Ossendorfer Gartenhöfe“In Köln-Ossendorf entsteht ein neues Veedel

Der Abbruch der Siedlung hat begonnen. In zwei Jahren soll es an der Rochusstraße einmal so aussehen wie im Architektenentwurf.
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- Das Wohnviertel an der Rochusstraße in Köln-Ossendorf verschwindet Stück für Stück.
- Die Wohnungsgenossenschaft „Die Ehrenfelder“ hat mit dem ersten Bauabschnitt ihres Neubauprojekts „Ossendorfer Gartenhöfe“ begonnen.
- Es werden 435 Wohnungen geschaffen. 80 Millionen Euro kostet das gesamte Vorhaben.
Ossendorf – Ein Passant zückt an der Rochusstraße sein Smartphone und macht eine Aufnahme des Hauses Nummer 297. Es dürfte die letzte gewesen sein, denn der Abbruchbagger wartet schon um die Ecke. „Traurig ist das“, murmelt er bekümmert, „das ganze Veedel verschwindet, aber das ist wohl der Lauf der Zeit.“
Stück für Stück verschwindet an der Rochusstraße ein Wohnviertel. Einen Gebäuderiegel hat der Abbruchbagger bereits niedergerissen. Große Berge von Ziegel- und Betonbrocken, Holzbalken, Metallschrott und in Säcke verpackten Dämmstoffen wurden schon abtransportiert. Bis zum Monatsende werden ein weiterer Gebäuderiegel an der Rochusstraße sowie einer an der Peter-Franzen-Straße folgen.
Der erste Bauabschnitt des größten Neubauprojekts der Wohnungsgenossenschaft „Die Ehrenfelder“ hat begonnen. Vorstand Werner Nußbaum hofft, dass die Ausschachtungsarbeiten für die Tiefgarage direkt im Anschluss an den Gebäudeabbruch beginnen können. „Wir warten sehnlichst auf die Baugenehmigung“, sagt Nußbaum.
Sollte der Zeitplan mit einem Baubeginn Mitte des Jahres eingehalten werden können, wären die Wohnungen im Frühjahr 2018 bezugsfertig.
Danach beginnen die Abbrucharbeiten im zweiten von insgesamt drei Bauabschnitten, mit denen die heutige Siedlung durch das Viertel „Ossendorfer Gartenhöfe“ ersetzt wird. Der Abschluss des gesamten Projekts ist für 2021 geplant.
Die Genossenschafts-Siedlung mit 350 Wohnungen besteht aus Häusern an der Rochusstraße, Peter-Franzen-Straße, Jüssenstraße, Am Nußberger Pfad und Masiusstraße. Die Häuser sind rund 80 Jahre alt. An ihrer Stelle werden Bauten errichtet, die über modernen Wohnkomfort und bessere Wohnungszuschnitte verfügen.
Zudem haben alle Wohnungen Balkone mit Blick in die begrünten Innenhöfe. Es werden 435 Wohnungen geschaffen. Gebaut werden Ein- bis Fünfzimmerwohnungen mit Wohnflächen von 41 bis 113 Quadratmeter. 80 Millionen Euro kostet das gesamte Vorhaben.

Der Abbruch der Siedlung hat begonnen.
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„Entscheidend ist aber, dass wir die Wohnfläche insgesamt praktisch verdoppeln, von 15.000 auf 30.000 Quadratmetern“, sagt Werner Nußbaum. Die neuen Häuser verfügen über drei Etagen während die alten Häuser nur zwei Etagen haben. An der Rochusstraße wird sogar viergeschossig gebaut, weil die Häuser auf der gegenüber liegenden Straßenseite bereits diese Höhe haben.
Neu wird auch der Komfort von Tiefgaragenstellplätzen sein, die es bislang im Viertel nicht gibt. Laut Baugesetzbuch hätten rund 325 Stellplätze geschaffen werden müssen. Das wäre zu Lasten der begrünten Flächen zwischen den Häuserzeilen gegangen. Nun werden es weniger. Doch dazu waren Verhandlungen der Bauherrin mit der Stadtverwaltung nötig.
Wegen der Stadtbahnhaltestelle (Linie 5, Margaretastraße) in unmittelbarer Nähe der Siedlung stimmte die Bauverwaltung einer Reduzierung der Stellplätze zu. Außerdem werden in den Tiefgaragen Abstellplätze für Fahrräder geschaffen. In Planung ist zudem die Zusammenarbeit mit einem Car-Sharing-Unternehmen, das die gemeinschaftliche Nutzung von Fahrzeugen organisiert.
Viele Bewohner der Siedlung lebten jahrzehntelang in den Häusern. Sie sollen nicht verdrängt werden, weil sie die Miete für eine Neubauwohnung nicht mehr bezahlen können. Daher hat sich die Genossenschaft bei ihrem Projekt einen Kostenrahmen auferlegt. „Wir wollen weiterhin bezahlbaren Wohnraum bieten“, sagt Werner Nußbaum. Die Hälfte der Wohnungen ist öffentlich gefördert. „Hier können Genossenschaftsmitglieder mit Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein einziehen“, sagt Nußbaum.
Neue Wege beschreitet die Genossenschaft mit der Einrichtung einer Wohngemeinschaft für Demenzkranke. Sie wird im ersten Bauabschnitt an der Rochusstraße entstehen. Eine weitere Neuerung: Im Erdgeschoss des künftigen Eckgebäudes Rochusstraße/Gerhard-Bruders-Straße wird es eine Eisdiele geben. Vielleicht ein kleiner Trost für den Verlust des alten Veedels.