Physikstudent bekennt„Bin mit Köln total einverstanden – bis auf die Sauberkeit"

Lesezeit 3 Minuten
Volkan_Karacay

Physikstudent Volkan Karacay

  • Volkan Karacay hat eine sehr klare Haltung zu seiner Heimatstadt.
  • Der Physikstudent steht fast vorbehaltlos zu Köln – bis auf zwei Einschränkungen.

Köln – Mit meinem heutigen Gesprächspartner muss ich hart verhandeln, bevor es ans Kaffeetrinken geht. „Wie lange brauchen wir dafür?“, will Volkan Karacay wissen. „Maximal ’ne halbe Stunde“, entgegne ich nicht ganz wahrheitsgemäß, da mich die Erfahrung gelehrt hat, dass es meistens eher auf eine Stunde hinausläuft. „Zu lang“, meint der junge Mann vor mir. „Ich muss noch lernen.“ – „Wir beeilen uns“, sage ich, „zwanzig Minuten, okay?“. Karacay schüttelt den Kopf. „15 Minuten. Keine Minute mehr. Zeit läuft, wenn der Kaffee serviert ist.“ Das nenne ich eine klare Ansage.

Der 25-Jährige ist „’ne kölsche Panz – geboren und aufgewachsen in Köln.“ Am Ende des Gesprächs, das die vorgegebene Viertelstunde schließlich doch um einiges überschreitet, weiß ich, dass Volkan die Frage nach seiner Herkunft gerne auch anders beantwortet.

Die befremdliche Frage nach der Herkunft

Zunächst antworte er immer freundlich: „aus Köln“. Wenn sein Gegenüber dann jedoch nachhake, so nach dem Motto: „schon klar, aber wo kommst du eigentlich her?“ (mit Betonung auf „eigentlich“), erwidere er gerne: „Ich bin Bewohner des Planeten Erde – genau wie du!“

Durch die Art der Fragestellung werde deutlich, dass der andere ihn, nur weil er vielleicht ein wenig anders aussehe als der andere, nicht als Teil dieser Gesellschaft ansieht, „obwohl ich das doch bin.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Volkan Karacay findet solch ein Verhalten „immer ein wenig befremdlich“, wie er einräumt, „aber ich lass das nicht an mich rankommen.“ Mit „das“ meint er Vorbehalte oder Ablehnung gegenüber Menschen mit – „das Wort möchte ich nicht benutzen“ – Migrationshintergrund.

„Ist auch ein saublödes Wort“, stimme ich Volkan zu, der mir inzwischen verraten hat, dass er Physik studiert, ein Fach, mit dem ich in der Schule auf Kriegsfuß stand und daher jeden bestaune, der sich freiwillig damit beschäftigt.

Studienfach „hat sich so ergeben“

„Wenn wir jetzt in der »Sendung mit der Maus« wären, wie würdest du Kindern erklären, was Physik ist?“ Volkan denkt einen Moment nach. „Die Physik hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit der Mathematik als Werkzeug die Natur zu erklären.“ – „Und dieser Erklärungsansatz hat dich schon immer fasziniert?“ – „Nö, es hat sich einfach so ergeben. Ich lerne gerne, bin neugierig, und ich erkläre auch gerne.“

„Gibt es ein klares berufliches Ziel?“ – „Ich würde gerne, wenn alles nach Plan läuft eine akademische Laufbahn in der Wissenschaft einschlagen.“

Der nachts schlechte Nahverkehr nervt

Ob für ihn als Studienort auch eine andere Stadt zur Debatte gestanden habe? – Die Antwort ist ein verblüffend klares Nein. – „Wieso nur Köln?“ – „Weil ich mich hier wohlfühle. Weil ich die Stadt mag und mich hier wohl fühle und meine Familie hier habe“, sagt der junge Mann, dessen Eltern beide aus Ankara stammen. „Ich sehe keinen Grund, nicht hier zu bleiben. Das Studium bietet sich hier an. Die Fakultät ist ganz gut, die Lehre in dem Fachbereich ist auch gut.“

„Das klingt beinahe so, als seist du in Bezug auf Köln mit allem einverstanden?“ – „Ja, total!“ Mich erstaunt diese positive Sicht ohne jede Einschränkung. „Aber irgendwas, was Dich stört, wird es doch geben?“ – „Es könnte sauberer sein.“ – „Wo?“ – „Fast überall!“

Volkan denkt noch kurz nach. „Und nachts kann man nicht so gut Bus und Bahn fahren. Die Mobilität ist schrecklich. Ich bin Radfahrer, und die Stadt ist relativ kompakt, deswegen stört mich das weniger.“ Aber wenn er auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sei, merke er das deutlich. „Zwischen ein und fünf Uhr ist an vielen Stellen Funkstille. Das ist in anderen Städten anders.“

KStA abonnieren