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Haus StephanusNach dem Koma ins Leben zurück

3 min

Friseur Hans Kranz und Einrichtungsleiterin Elke Feuster im elegant eingerichteten Foyer des Haus Stephanus

Poll – Hans Kranz (45) hat einmal Prominenten wie dem Schlagerstar Heino die Haare geschnitten. Heute macht er das bei seinen Mitbewohnern in Haus Stephanus. Denn Kranz hatte vor neun Jahren einen Autounfall, bei dem er ein Schädelhirntrauma erlitt. Lange lag Kranz im Koma und kam dann in eine Rehabilitationsklinik. Als die Reha-Maßnahmen ausgereizt waren, musste für ihn eine Unterkunft gefunden werden. Seit ein paar Wochen gehört er nun zu den ersten Bewohnern von Haus Stephanus, einer Einrichtung der Alexianer Köln für junge schädelhirnverletzte Erwachsene in der Straße Am Altenberger Kreuz.

„Ich kann schon wieder frisieren“, sagt Kranz. Aber ganz alleine zu leben und seinem Beruf wieder nachzugehen, dazu sei es noch zu früh. Denn die Narben in seinem Gehirn führen zu extremen Stimmungsschwankungen und auch zu epileptischen Anfällen. „Bei uns ist er gut aufgehoben“, sagt Elke Feuster, Leiterin der Alexianer-Einrichtungen Haus Monika, Haus Christophorus und Haus Stephanus. Aber bleiben soll er nur so lange, bis er wieder ganz auf eigenen Füßen stehen kann. „Es ist eines unserer Prinzipien, unsere Bewohner so weit zu fördern und zu fordern, dass wir sie möglichst bald auf dem sogenannten zweiten Arbeitsmarkt unterbringen und im Idealfall auch wieder in den ersten Arbeitsmarkt eingliedern können“, sagt Feuster.

Hilfe, nur so viel wie nötig

Haus Stephanus ist eine der wenigen Einrichtungen, in denen junge Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen aufgenommen werden. Laut einer Statistik der Hannelore-Kohl-Stiftung erleiden jedes Jahr rund 270.000 Menschen ein Schädelhirntrauma Etwa die Hälfte von ihnen ist jünger als 25 Jahre. „Trotz einiger neuer Einrichtungen ist der Bedarf bei weitem nicht gedeckt“, sagt Katrin Volk von den Alexianern.

In Köln stünden nur insgesamt 108 Plätze für schädelhirnverletzte Erwachsene zur Verfügung. „Es sind daher in erster Linie die Angehörigen, die sie pflegen müssen“, sagt sie. Aber viele seien gar nicht in der Lage, die intensive und zeitaufwendige Pflege von hirnverletzten Menschen zu leisten. Viele der betroffenen würden daher in Seniorenheimen untergebracht, wo sie aber Bedingungen vorfinden, die weder zu ihren Behinderungen noch zu ihren Bedürfnissen passen. „Da kommen wir ins Spiel“, sagt Volk. „Wir bieten jüngeren Menschen mit Hirnschädigungen mit dem Haus Stephanus ein Heim, in dem sie angemessen gefördert werden.“

Anders als in den meisten Pflegeeinrichtungen müssten die Bewohner hier so viel selber erledigen, wie sie können. „Wir helfen nur, wenn sie es nicht von sich aus schaffen“, sagt die Leiterin der Einrichtung. Dass diese Hilfe trotzdem so intensiv wie möglich ist, dafür sorgen deutlich mehr Mitarbeiter als in Pflegeheimen sonst üblich ist. „Wir haben nicht nur speziell ausgebildetes Pflegepersonal, sondern auch mehrere Therapeuten, die hier im Haus arbeiten.“

Platz für 48 Bewohner

Das Haus Stephanus bietet Platz für 48 Bewohner. Dass es schon vor der Eröffnung ausgebucht war, zeigt, wie angespannt die Lage junger schädelhirnverletzter Erwachsener ist. Während für Jugendliche ausreichend Einrichtungen zur Verfügung stehen, sieht es für diese Altersgruppe eher düster aus. Dabei kann eine Schädelhirnverletzung jederzeit jedem passieren.

Ein Beispiel dafür ist ein anderer Bewohner des neuen Hauses, ein ehemals erfolgreicher Unternehmensberater. Ihm war im Alter von 38 Jahren ein Blutgefäß im Hirn geplatzt. Eine andere Bewohnerin dagegen ist seit ihrem vierten Lebensmonat behindert. Sie hatte einen Herzstillstand erlitten und musste reanimiert werden. Zwar hat sie überlebt, trug aber bleibende Hirnschäden davon. Ihr und 47 anderen bietet jetzt Haus Stephanus so viel Lebensqualität wie möglich.

„Wir hoffen, dass viele Bewohner das Haus irgendwann wieder verlassen können“, sagt Feuster. „Bis dahin tun wir alles, damit sie sich wohlfühlen.“