Getreideernte hat begonnenKölner Landwirte kämpfen gegen den Klimawandel

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Solo-Felder-Bea

Auf den Feldern südlich von Zündorf wird Gerste geerntet.

  • Der Klimawandel sorgt dafür, dass Kölner Landwirte in Schwierigkeiten geraten. Hitze und Trockenheit sind große Probleme.
  • Für dieses Jahr hat die Ernte bereits begonnen. Der Kölner Landwirt Stefan Werres ist zu Umstellungen gezwungen.
  • Wie sich der Klimawandel auf die Ernte auswirkt und was Landwirte tun, um dagegen gewappnet zu sein.

Zündorf – Lokale Staubwolken über den Feldern südlich von Porz und Langel zeigen seit der letzten Juniwoche an: Die Getreideernte hat begonnen. Mit wahren Ungetümen von Mähdreschern fahren die Landwirte übers Feld und dreschen Gerste, traditionell die erste Erntefrucht des Sommers. Bis zu sieben Meter Arbeitsbreite haben die riesigen Nutzfahrzeuge. Sie fahren Feld für Feld die Flächen ab, dazu braucht es eine gute logistische Vorbereitung.

Landwirt Stefan Werres, der sich den Mähdrescher mit zwei weiteren Bauern im Langeler Bogen teilt, nimmt zunächst Proben vom Getreide, um den Feuchtigkeitsgehalt zu ermitteln. Ein Probestreifen wird gemäht, und wenn das gedroschene Getreide gut trocken ist, kann die gesamte Fläche abgeerntet werden. Um möglichst viele Gerstenfelder noch vor den vorausgesagten Gewittern abzuernten, arbeiten die Landwirte in diesen Tagen bis spät in die Nacht.

Dürre wirkt sich unterschiedlich aus

„Die Ernte beginnt in diesem Jahr erneut früh – wie schon 2018 und 2019 mit ihren sehr heißen und trockenen Sommern“, sagt Werres. Das Ausbleiben von Regen in der Wachstums- und Reifezeit hat die Gerste auf seinen Feldern je nach Bodenbeschaffenheit unterschiedlich quittiert.

Auf Feldern mit sandigem Boden, der wenig Wasser speichern kann, hat Werres in den ersten Tagen Mengen gedroschen, die bis zu 30 Prozent unter dem jährlichen Mittelwert liegen. Auf anderen, besser Wasser speichernden Böden waren die Mindermengen nur im einstelligen Prozentbereich.

Hitze hatte Auswirkungen

Viel frisch geerntetes Getreide bleibt kaum eine Nacht auf dem heimischen Hof. „Es wird direkt als Viehfutter zu Betrieben in Norddeutschland gebracht“, sagt der Landwirt. Mit dem Ertrag der Wintergerstensorte „Su Ellen“ auf dem gerade abgeernteten Feld an der Ranzeler Straße zeigt sich Werres einigermaßen zufrieden. Anders sehe es beim Weizen aus, der nach der Gerste erntereif sein sollte.

„Das wird schlimm“, fürchtet er. Vom Regen Mitte Juni habe die Feldfrucht noch profitiert. Doch die mehr als drei Tage anhaltende Hitze mit deutlich mehr als 30 Grad habe auf manchen Feldern dazu geführt, dass die Ähren keine weitere Stärke mehr einlagern konnten und „notreif“ wurden. Wenn das geschieht, muss der Weizen schnell vom Halm geholt werden und kann nicht mehr die erhofften Ernteerfolge bringen.

Umstellung beim Anbau

Der Arbeitskreis „Drüber und drunter“, in dem sich Landwirte im gesamten rechtsrheinischen Kölner Süden für Wasserqualität und umweltgerechte Feldwirtschaft engagieren, richtet sein Augenmerk seit Jahren verstärkt auf die Folgen des Klimawandels. „Der Landwirtschaftsberater des Arbeitskreises empfiehlt den Bauern Getreide- oder Rübensorten, die sich bei Versuchen als gut hitzeresistent erwiesen haben“, berichtet „Drüber und drunter“-Pressesprecher Jürgen Lowis.

Auf besonders leichten, sandigen Böden lieferten aber selbst solche Sorten in Dürrezeiten keine lohnenden Erträge. Die Landwirte im Langeler Bogen setzen inzwischen verstärkt auf eine Ausweitung der Fruchtfolge, um bei weiteren Trockenperioden das Risiko von Ernteausfällen zu minimieren, schildert Lowis.

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Während im Rheinland früher auf den Feldern in jährlichem Wechsel Weizen, Gerste und Zuckerrüben angebaut wurden, kommen jetzt in der wechselnden Abfolge auch Mais, Hartweizen, Dinkel, Erbsen, Soja oder Raps hinzu. Um die Böden vor Austrocknung zu bewahren, empfiehlt der Landwirtschaftsberater des Arbeitskreises den möglichst ganzjährigen Einsatz wasserspeichernder Pflanzen zur Bodenabdeckung.

Das können Zwischensaaten mit Gelbsenf, Phacelia oder nährstofffördernde Pflanzenmischungen sein. „Es wird in den kommenden Jahren noch mehr als bisher darauf ankommen, für jede Bodenbeschaffenheit exakt zu ermitteln, welche Frucht erfolgversprechende Qualitäten und Mengen bringt,“ prognostiziert Lowis, dazu laufen bei „Drüber und drunter“ gerade umfangreiche Versuche.

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