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Poller MaigeloogNach Maibaum-Klau: Kölner bringen verkleidete Birke ins Saarland

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Eine Gruppe Menschen posiert gut gelaunt mit einer als Birke angemalten Teleskop-Stange.

Im Garten seiner Besitzerin Jenny wurde der Teleskop-Maibaum aufgestellt.

Der Maibaum auf dem Poller Marktplatz ist geklaut worden. Er war von einer Dame im Saarland ersteigert worden. Das Poller Maigeloog hat nun für Ersatz gesorgt. 

Hans Burgwinkel, Reihmeister des Poller Maigeloogs, stand vor einem Problem: Jenny G. aus dem Saarland hatte beim Besuch von Bekannten in Köln den diesjährigen Maibaum ersteigert. Doch als der verspätet mit einem Schiff ins Saarland transportiert werden sollte, war er weg. Unauffindbar. Geklaut. Selbst eine ausgelobte Belohnung brachte den Baum nicht wieder. Wie also sollte Burgwinkel einen Baum auf die Reise schicken, von dem bis auf den Stumpf, der in der Fassung auf dem Poller Marktplatz steckte, nichts mehr übrig war?

Ein Mann und eine Frau stehen links und rechts von einem Birkenstamm ohne Krone. Eine Polizistin und Polizist stehen daneben.

Im Beisein der örtlichen Polizei übergab Hans Burgwinkel der Ersteigerin Jenny G. den Stumpf des Original-Maibaums.

Burgwinkel und andere grübelten, machten sich Gedanken, wie Jenny G. doch noch zu „ihrem“ Maibaum kommen sollte. Da erinnerte sich jemand an die rund zehn Meter lange Teleskopstange, die beim Weihnachtsbaumschmücken zum Einsatz kommt. Von der Länge her kommt die einem Baum schon nahe. Doch nicht vom Aussehen. Abhilfe sollten Dämmhüllen schaffen, die zum Beispiel um Wasserrohre gestülpt werden. Entsprechend angemalt, könnte so der Stamm einer Birke nachempfunden werden. „So hatten wir hier in Poll den wahrscheinlich ersten Teleskop-Maibaum der Welt erfunden“, sagt Hans Burgwinkel augenzwinkernd.

Teleskop-Maibaum aus Köln-Poll wird von der Polizei im Saarland eskortiert

Mit diesem Teleskop-Baum, dem Stumpf des echten Maibaums und einer kleinen Birke in einem Topf, ging es für eine Abordnung des Poller Maigeloogs mit einem kleinen Van auf die Reise ins Saarland. Dort wurde der Teleskop-Maibaum auf einem Parkplatz auseinandergezogen, verkleidet und geschmückt. Parallel wurde bei der örtlichen Polizei angefragt, ob sie einen Transport mit Überlänge durchs Dorf absichern könnten. Je nach Einsatzlage sei dies möglich, hieß es seitens der Beamten.

Die Einsatzlage war ruhig, sodass die Poller Abordnung den Maibaum mit Polizeigeleit durchs Dorf zu Jenny G. bringen konnten. Etliche Menschen vor Ort hätten an Fenstern und Türen gespinkst, erzählt Burgwinkel. Bei Jenny G. angekommen, fehlte von ihr jedoch jegliche Spur. War sie etwa auch spurlos verschwunden, wie der Original-Maibaum in Poll? Nein, sie genoss die Sonnenstrahlen und die angenehmen Temperaturen mit Freunden im Swimming-Pool.

Das Planschen im Pool wurde allerdings jäh unterbrochen. Jenny G. bekam von Hans Burgwinkel zunächst den ebenfalls geschmückten Stumpf des Original-Maibaums überreicht sowie die junge geschmückte Birke im Topf. Die soll, nachdem sie groß gewachsen ist, wieder nach Poll zurückgebracht werden. Der Teleskop-Maibaum wurde dann zunächst im Garten aufgestellt und an einen Birnbaum gelehnt. Später wurde er am Haus aufgestellt. „Und wenn er nicht umgefallen ist, steht er immer noch dort“, sagt Burgwinkel scherzhaft.


Das Poller Maigeloog ist ein ehemaliger Junggesellenverein und wurde laut einer Festschrift aus dem Jahr 1956 erstmals 1556 in der Deutzer Kirchenchronik erwähnt. Das aktuelle Maigeloog wurde 1993 neu gegründet.