Unbekanntes BauvorhabenIn Poll sollen Hotels gebaut werden – Porzer Politik ist irritiert

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Blick auf das rotbraune Gebäude eines ehemaligen Betriebs für Natursteinhandel am Poller Kirchweg 106–116. Dort hat die Stadtverwaltung Baugenehmigungen für drei „Beherbergungsbetriebe“ ausgestellt. Foto von René Denzer

Auf dem Gelände eines ehemaligen Betriebs für Natursteinhandel am Poller Kirchweg 106–116 hat die Stadtverwaltung Baugenehmigungen für drei „Beherbergungsbetriebe“ ausgestellt.

Am Poller Kirchweg sollen drei „Beherbergungsbetriebe“ gebaut werden. Die Porzer Politik zeigt sich über die Stadtverwaltung irritiert.

Bettina Jureck zeigt sich verwundert. Anfang des Jahres hatte sie über geplante Baumfällungen am Poller Kirchweg 96–116 erfahren. Die sollten im Bereich eines Bauvorhabens geschehen. Von einem Bauvorhaben auf dem Gelände eines ehemaligen Natursteinhandels war ihr, wie auch ihren anderen SPD-Kolleginnen und Kollegen nichts bekannt.

Das Bauaufsichtsamt wurde um weitere Informationen gebeten. Das Amt teilte mit, dass das Grundstück in drei Teile aufgeteilt werden soll. Auf einem dieser Grundstücke sei eine Baugenehmigung für einen sogenannten Beherbergungsbetrieb mit 98 Zimmern erteilt worden.

Aus einem Beherbergungsbetrieb in Poll sind drei geworden

Weil für die SPD in der Bezirksvertretung Porz Unklarheit herrscht, wie das Gebiet entwickelt werden soll und was sich hinter dem Begriff Beherbergungsbetrieb verbirgt, haben die Sozialdemokraten eine Anfrage gestellt. Auf die hat die Verwaltung nun reagiert.

„Ich bin beinahe umgefallen, als ich die Antwort der Verwaltung gelesen habe“, sagt Bezirksvertreterin Jureck. Aus einem Beherbergungsbetrieb sind nun drei geworden. In der Summe ist von 323 Zimmern die Rede, zudem seien 83 Plätze in einem Restaurant und 56 Stellplätze in einer Tiefgarage geplant.

Das zieht viele Fragen nach sich, findet Jureck. Vor allem, weil die Bezirksvertretung Porz darüber nicht informiert wurde. In der Mitteilung räumt die Verwaltung ein, dass die Bauvorhabengenehmigungen schon im laufenden Verfahrensgang der Bezirksvertretung hätten vorgestellt werden müssen.

Man könne sich den Fehler nicht erklären

„Die entsprechende Feststellung und Vorlagenveranlassung oblag einer Führungskraft, welche nicht mehr bei der Stadt Köln tätig ist“, heißt es in der Mitteilung. Es lasse sich nicht mehr aufklären, warum dieser Fehler geschehen sei. „Daher kann das Bauaufsichtsamt nur in aller Form bei der Bezirksvertretung Porz um Entschuldigung bitten“, heißt es in der Mitteilung.

Es sei bedenklich, wie hier mit den gesetzlich vorgeschriebenen Informationsrechten der Bezirksvertretung umgegangen werde. Niemand wisse, was sich hinter dem Begriff „Beherbergungsbetrieb“ verberge. „Es entsteht der Anschein, als würden brisante Bauanträge von der Bauverwaltung scheibchenweise genehmigt.“ Sie fordert von der Stadtverwaltung einen transparenten Umgang. Schließlich würde das Projekt den Parkdruck auf dem Poller Kirchweg „deutlich erhöhen“.

Da die Stadt die Baugenehmigung bereits erteilt habe, könne die Bezirksvertretung dagegen nicht mehr vorgehen, betont CDU-Bezirksvertreter Andreas Bischoff. Deswegen sei es wichtig, dass sich ein solcher Fauxpas nicht wiederhole. Auch wenn in dem konkreten Fall die Baugenehmigung erteilt worden sei, „finden wir es wichtig, dass die Fachverwaltung dazu Stellung bezieht“, sagt Bettina Jureck.

Mit einem Antrag fordern die Sozialdemokraten ein Fachgespräch mit dem Bauaufsichtsamt. Einer Forderung, der sich die anderen Parteien anschlossen.

SPD-Ratsmitglied Lukas Lorenz findet Beherbergungsbetriebe am Poller Kirchweg fehl am Platz. „Die städtische Wirtschaftsförderung, die Handwerkskammer und die IHK beschweren sich seit Jahren über zu wenig Flächen für Gewerbe in Köln. Dieses Filetstück in Poll wird aber, anstatt es für Gewerbe zu nutzen, jetzt für eine Unterkunft genutzt.“ Das Grundstück eigne sich seiner Meinung nach „hervorragend“ für einen Handwerkerhof oder einen Mikrologistikhub.

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