Vor allem den Stadtteil Poll traf das Unwetter mit voller Wucht. Ein Mann wurde von einem umstürzenden Baum schwer verletzt.
Das große AufräumenSturmtief Zoltan hat schwere Schäden in Köln hinterlassen
Plötzlich ist da dieses merkwürdige Geräusch. „Das klang so, als würde ein Düsenjet auf uns zukommen“, beschreibt Michael Neumahr den Moment, als er in Poll mit seiner Familie zu Fuß „von der Oma“ kommt. Zum Glück sind es nur wenige Meter bis nach Hause. Dort angekommen, sieht der der 51-jährige Projektleiter bereits Gegenstände durch den Garten fliegen. Zum Beispiel Holzlatten.
„Das Ganze hat vielleicht gerade mal fünf Minuten gedauert. Ich bin danach auf die Straße - und dann sah ich das ganze Ausmaß“, sagt Neumahr. Unter anderem liegen schwere Trümmerteile eines etwa 250 Meter entfernten Firmengebäudes auf dem Asphalt. Dessen Blechdach ist geradezu „weggeflogen“. Lkw seien umgestürzt, Hausfassaden zum Teil zerstört, so der Augenzeuge. „Bei einer Nachbarin kamen sie durch die Wand und haben den Heizkörper rausgeschlagen.“
Mit Tagesanbruch am Freitagmorgen offenbart sich in vielen Teilen Kölns das ganze Ausmaß der Schäden, die Sturmtief Zoltan am Abend zuvor angerichtet hat. Besonders betroffen ist der Stadtteil Poll. „Wir bitten hier um besondere Vorsicht, da weiterhin lose Gebäudeteile herabfallen können“, warnt die Feuerwehr. Umgestürzte Bäume, Gerüste und Werbetafeln, beschädigte Häuser und zerplatzte Dachziegel säumen vor allem die Alfred-Schütte-Allee, die Salmstraße, Kleinstraße, Käulchensweg, Müllergasse, Poller Kirchweg und weitere Nebenstraßen. Aldi hat vorübergehend seine Filiale am Poller Kirchweg geschlossen.
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Köln: Ab 19 Uhr am Donnerstag stiegen Einsatzzahlen „drastisch“
Ab 19 Uhr am Donnerstag hatte die Feuerwehr nach eigenen Angaben einen „drastischen Anstieg der Einsatzzahlen mit Unwetterbezug“ verzeichnet. Fast 300-mal rückten die Helfer und Retter in der Nacht aus. Im Zollhafen lösten zeitgleich zwei Brandmeldeanlagen aus. „Auf dem Weg zum Einsatzort stieß die Besatzung der Drehleiter der Feuer- und Rettungswache 2 in Marienburg auf eine Person, die unter einem Baum begraben wurde“, berichtete ein Feuerwehrsprecher. „Die Person wurde gerettet und mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.“
In der Alfred-Schütte-Allee wurde eine Lagerhalle abgedeckt und stürzte teilweise ein. Ein Strommast der Deutschen Bahn knickte um, Trümmerteile stürzten auf die Gleise. Die Feuerwehr erhielt Unterstützung durch das Technische Hilfswerk ((THW), das auch einen Fachberater für Baustatik hinzuzog.
Köln-Poll: Anwohner helfen sich beim Aufräumen
Ein Anwohner der Laurenz-Kiesgen-Straße in Poll, dessen Garten von Aluteilen des abgedeckten Hallendachs einer nahen Firma bedeckt ist, berichtet immerhin von einem Lichtblick in all dem Chaos: „Die Nachbarschaftshilfe funktioniert sehr gut.“ So habe ein Nachbar, der Schreiner ist, einem älteren Ehepaar noch in der Nacht notdürftig eine Holzplatte vor eine zersprungene Fensterscheibe montiert. Am Freitag helfen sich 30 Anwohnerinnen und Anwohner gegenseitig dabei, den Schutt wegzuräumen und aufzuhäufen. Die AWB habe spontan zugesichert, einen Container zu liefern.
Am Höninger Weg in Zollstock erlebte Nikos Tsoukalas die Naturgewalt aus nächster Nähe. Der Gastronom des „Mythos-Grill“ stand hinter der Theke, als plötzlich ein großer Baum auf den gegenüberliegenden Parkplatz stürzte. „Es hatte die ganze Zeit schon geblitzt und gedonnert. Um 20.48 Uhr knallte es dann noch mal. Ich dachte, es sei ein erneuter Donner, aber dann sahen wir den Baum da liegen.“ Wären zu diesem Zeitpunkt Menschen auf dem Parkplatz gewesen, „hätte es Tote geben können“.
Die genaue Uhrzeit kennt Tsoukalas deshalb, weil seine Dashcam im Auto alles gefilmt hat. „Mein Wagen hat nur einige Lackkratzer, der meines Kollegen dagegen ist ein Totalschaden.“ Noch am Freitagmorgen waren Einsatzkräfte der Feuerwehr dabei, den großen Baum zu zersägen.
Am Freitag haben die Sturmböen nachgelassen. Der Deutsche Wetterdienst warnt zwar immer noch „vor markantem Wetter“ im Bereich Köln bis 21 Uhr. Es gilt die Warnstufe 2 von 4. Aber Weihnachtsmärkte, Friedhöfe und Parks in Köln, die am Donnerstagnachmittag teilweise geschlossen wurden, sind heute wieder geöffnet. Die Stadt weist darauf hin, dass mögliche Sturmschäden wegen eines eingeschränkten Notdienstes während der städtischen Betriebsferien (23. Dezember 2023 bis 1. Januar 2024) nur prioritär und bei hoher Gefahrenlage bearbeitet werden.