Eltzhof in Köln-PorzDer Kulturort war lange Zeit ein Versuchsgut der Landwirtschaft

Lesezeit 3 Minuten
Ein großer Gutshof liegt an einer Straße, darauf ist der Schriftzug Eltzhof zu lesen.

Der Eltzhof in Porz-Wahn

Im neuen Jahrbuch des Geschichts- und Heimatvereins Rechtsrheinisches Köln kann man die Geschichte des Wahner Eltzhofes jetzt nachlesen.

Als Kulturgut und Brauhaus in Wahn ist der Eltzhof an der Sankt-Sebastianus-Straße seit Jahren eine feste Größe. Hier finden Konzerte statt, es gibt Comedy, Programme fürs kölsche Herz,  Märkte, Hochzeiten und natürlich  Karnevalspartys. So wird das Gebäude aber erst seit 14 Jahren genutzt – historisch betrachtet – und ist damit bisher nur ein kurzes Kapitel in der wechselvollen Geschichte des Gehöfts.

Eine Vermessungs-Karte aus dem Jahr 1748 zeigt Haus Wahn, die Kirche und den Lohischen  Hof, der später zum Eltzhof wurde.

Eine Vermessungs-Karte aus dem Jahr 1748 zeigt Haus Wahn, die Kirche und den Lohischen Hof, der später zum Eltzhof wurde.

Heimatforscher Benno Krix hat sich tief in die Vergangenheit des jetzigen Eltzhofes eingearbeitet. Die Ergebnisse seiner Forschung stellt er in der 48. Ausgabe des Jahrbuchs „Rechtsrheinisches Köln“ vor. Krix rückt eine bunte Folge von Besitzern und Pächtern seit dem 16. Jahrhundert ins Licht. Damals war der heutige Eltzhof als Lohischer Hof bekannt, später wurde der Besitz Paulus-Gut genannt.

Protestantische Erziehung als Bedingung für das Erbe

Beim Studium alter Verträge fand der Autor manches Kuriosum. So entzündete sich Anfang des 19. Jahrhunderts ein langjähriger  Erbstreit an Fragen der Religionszugehörigkeit. Der kinderlose Gutsbesitzer Leopold Freiherr von Bottlenberg  vermachte testamentarisch den damals noch als Paulshof bekannten Besitz an den zweiten Sohn des Grafen Wilhelm von Westerholt Gisenberg. Bedingung war, dass der Universalerbe protestantisch erzogen wird. Als von Bottlenberg erfuhr, dass der Junge von katholischen Vikaren unterrichtet wurde, widerrief er sein Testament. Die Sache ging bis vors höchste Gericht in Berlin, Erbe wurde schließlich August Ernst Freiherr von Winterfeld.

Auf einem Schwarz-Weiß-Bild stehen Männer auf offenen Lkws an einem Feldrand.

Als landwirtschaftliches Versuchsgut war der Eltzhof jahrzehntelang Anlaufstelle für Bauern aus der Region.

Dieser wiederum verkaufte 1829 die Güter „Stade“ und „ Paulshof“ an Clemens Freiherr von Eltz-Rübenach und  Heinrich Müllenbach, die beide Höfe unter sich aufteilten. Müllenbach hatte zuvor den Paulshof als  Pächter genutzt. Er übergab ihn 1830 an den Freiherr von Eltz-Rübenach „unter Verzicht auf Hanf, Dünger und alles Vieh“. Aufs Recht zur Ernte der eingesetzten Wintersaat allerdings verzichtete er nicht. Mit dem Kauf des Paulusgutes erwarb Freiherr von Eltz-Rübenach umfangreichen Landbesitz, dazu die massiv errichteten Gebäude der Hofanlage mit Wohnhaus, Scheune und Ställen.

Der Innenhof eines großen Gutshofs ist zu sehen.

Der Innenhof des Eltzhofs bietet sich an für Veranstaltungen aller Art.

Wie die Hofanlage stetig verändert wurde, stellt Krix unterhaltsam dar, berichtet über Pächter-Familien und die Umbenennung des Paulshofes in Eltzhof, die wohl in den späten 1930er Jahren erfolgte. Während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Eltzhof auch russische Zwangsarbeiter beschäftigt,  hat Krix ermittelt. Nachdem zum Ende des Krieges die Militärregierung das gesamte Vermögen des Besitzers gesperrt hatte, pachtete die Landwirtschaftskammer Rheinland den Hof 1948.

Eltzhof in Wahn diente jahrzehntelang als landwirtschaftliches Versuchsgut

Es begannen mehr als  fünf Jahrzehnte der Nutzung als Versuchsgut.  Dann kündigte die Landwirtschaftskammer. Baron von Eltz-Rübenach beschloss, ein Kultur- und Begegnungszentrum zu schaffen. Dabei stand ihm der Wahner Künstler Roland Kulik zur Seite. Die beiden entwickelten ein Konzept mit Gastronomie und dem Ausbau der  Scheune und des Kuhstalls zu einer Konzerthalle.  2005 wurde die Halle eingeweiht und noch im selben Jahr startete Kulik dort die Reihe Kölsche Weihnacht. 2007 setzte Moritz Freiherr von Eltz-Rübenach  auf ein  geändertes Veranstaltungs- und Gastronomiekonzept. 

Erhebliche Umbauten folgten; im Jahr 2009 wurde ein Brauhaus eröffnet. Der Konzertsaal und der Innenhof werden von  verschiedenen Veranstaltern bespielt. Im neuen Jahrbuch gibt es zudem Beiträge über den Schifffahrtsbrunnen in Köln-Mülheim und über die Säkularisation des Klosters Dünnwald. Das Jahrbuch ist in der Wahner Bücherstube, Frankfurter Straße 198, und Buchhandlung Bouya, Wahner Straße 5,  erhältlich und kann beim Geschichts- und Heimatverein bestellt werden.

H.schuetzendorf@ghv-koeln.de

KStA abonnieren