Der Verbotsbescheid kam für den Veranstalter völlig überraschend. Welche weiteren Flohmärkte betroffen sind, ist noch unklar.
Proteste gegen EntscheidBeliebte Hofflohmärkte in Köln sind plötzlich am Sonntag verboten

Bei einem Hofflohmarkt verkaufen Privatleute ihren Trödel im eigenen Hof.
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Die beliebten Hofflohmärkte in den Kölner Veedeln dürfen nach einem Bescheid der Stadt Köln nicht mehr an Sonntagen stattfinden. Veranstalter René Götz, der seit 2015 die Märkte in Köln organisiert, erhielt ein Schreiben, in dem er aufgefordert wird, von weiteren Veranstaltungen am Sonntag abzusehen, sonst drohe ein Bußgeld. „Meine erste Reaktion war: Meinen die das ernst?“, sagte er.
Die Begründung des Amtes für öffentliche Ordnung: Nach dem Feiertagsgesetz NRW „sind an Sonn- und Feiertagen öffentlich bemerkbare Arbeiten, die geeignet sind, die äußere Ruhe des Tages zu stören, grundsätzlich verboten. Hierzu zählen auch marktähnliche Veranstaltungen wie Flohmärkte, selbst wenn diese als privat bezeichnet werden – insbesondere dann, wenn sie öffentlich beworben werden oder für eine größere Anzahl von Personen zugänglich sind“. Das Gesetz stammt von 1989.
Auf Anfrage, warum nun ein Verbot erfolgte, schrieb die Stadt: „Im vorliegenden Fall ist dem Amt für öffentliche Ordnung das Portal hofflohmaerkte.de bekannt geworden. Der Verwaltung ist bewusst, dass die fast 40 Jahre alte Regelung, die private Hofflohmärkte an Sonntagen verbietet, vielen nicht mehr zeitgemäß erscheint. Trotzdem ist es geltendes Recht, an das sich jeder halten muss.“ Demnach waren die Hofflohmärkte der Stadt offensichtlich ganz neu. Die Stadt werde sich aber „unverzüglich an den Landesgesetzgeber wenden, um eine kurzfristige Lösung zu eruieren, die im Sinne des Miteinanders in den Veedeln ist“. Im Gegensatz zu den privaten Flohmärkten dürften gewerbliche Flohmärkte auch an Sonntagen stattfinden. Sie stellten als Spezialmarkt eine nach Bundessrecht erlaubte Arbeit dar.
Veranstalter organisiert Hofflohmärkte in Köln seit 2015

René Götz ist der Organisator der Hofflohmärkte.
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René Götz, der in ganz Deutschland Hofflohmärkte organisiert, ist von dem Verbot völlig überrascht worden. „Ich habe 2015 hier in Köln zunächst an Samstagen begonnen und habe dann bei Nachfragen bei den Behörden immer wieder die Auskunft bekommen, dass es auch am Sonntag möglich ist, Hofflohmärkte zu veranstalteten. Wegen der großen Nachfrage habe ich das auch getan.“ Inzwischen gebe es 250 teilnehmende Höfe in 40 Veedeln und Dutzende Flohmärkte pro Jahr. Dabei bieten Privatleute in ihren eigenen Höfen ihren Trödel an. Götz übernimmt gegen eine Gebühr von acht bis 16 Euro die Koordination der teilnehmenden Höfe innerhalb der Veedel zu einem Termin, so dass ein Rundgang möglich ist. Dafür wird jeder Hof auf einer Karte markiert, die es online und gedruckt gibt.
„Es ist mir ein Rätsel, warum das Verbot so plötzlich und gerade jetzt kommt. Das ist ein übermäßiger Regulierungswahn und das schadet der Stadtkultur“, so René Götz. Bei der Anordnung handele es sich um eine reine „Interpretation“ des Gesetzes. „Flohmärkte finden in zahlreichen Städten, Orten und Nachbarschaften an Sonntagen in NRW statt.“
Kölner Politiker kritisieren Bescheid der Stadt Köln
Protest kam auch von der SPD und der FDP. SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Joisten sagte: „Leider droht Köln das nächste kollektive Kopfschütteln: Während sich überall im Land und bisher auch in den Kölner Veedeln privat organisierte Flohmärkte jeden Sonntag im Sommer großer Beliebtheit erfreuen, sollen diese zukünftig bei uns in Köln nicht mehr stattfinden dürfen. Die SPD erwartet, dass erst einmal das Gespräch mit den Betreibern und der Politik gesucht wird, bevor die privaten Flohmärkte kurzerhand verboten werden.“ Das Verbot sei niemandem zu vermitteln, „zumal bisher keine einzige Beschwerde in diesem Zusammenhang bekannt geworden ist“.
Ulrich Breite, Geschäftsführer der FDP-Ratsfraktion, sagte: „In ganz NRW finden sonntags Flohmärkte statt – sie gehören längst zur Stadtkultur. Zu behaupten, ein Hofflohmarkt störe die Sonntagsruhe, ist an Absurdität nicht zu überbieten.“ Und: „Wenn man dieser Logik folgt, dürften bald gar keine Flohmärkte mehr am Sonntag stattfinden. Wir erwarten, dass die Stadtspitze das Ordnungsamt sofort zurückpfeift und diese unsinnige Interpretation stoppt.“
Flohmarkt in der Alten Feuerwache darf weiter stattfinden
Insgesamt sind für dieses Jahr noch 14 Sonntags-Hofflohmärkte in Köln vorgesehen. Die nächsten sind geplant am 31. August im Agnesviertel, am 7. September in Deutz und am 14. September in Brück. Abgesagt hat René Götz die Termine noch nicht. Aber: „Wir haben die Termine am Sonntag erstmal für weitere Hof-Anmeldungen gesperrt und prüfen weitere Vorgänge“, steht rot unterlegt auf der Internetseite.
Welche anderen Flohmärkte in Köln von dem Verbot betroffen sind, war am Donnerstag noch unklar. Entwarnung gaben die Veranstalter des Flohmarkts der Alten Feuerwache. Er gelte als gewerblicher Flohmarkt, obwohl hier Privatleute verkaufen, so eine Sprecherin. Die Einnahmen kommen dem Betreiberverein der Alten Feuerwache zugute und man erfülle damit auch den soziokulturellen Auftrag der Alten Feuerwache. Hier finden rund zehn Flohmärkte pro Jahr statt, meistens an Sonntagen.