Für Innenstadtbewohner ist der Stadtgarten wie ein Privatgarten mit perfekter Bedienung.
Warum ich Köln liebeDer Stadtgarten ist der schönste Balkonersatz

Unter alten Bäumen im Stadtgarten
Copyright: Martina Goyert
Der Stadtgarten ist winzig. Im Vergleich zum Volksgarten etwa, dem wegen seiner Größe, des Teichs und der versteckten Ecken ein Hauch von Central Park nachgesagt wird. Der Stadtgarten hat keinen Teich und keine versteckten Ecken, er ist eher wie eine großzügige Flanierfläche hinter einem Herrenhaus. Ein fast privates Stück Grün mit alten, großen Bäumen.
Ich habe noch nicht einmal einen Balkon und deshalb spielt sich das Draußensein bei gutem Wetter im Stadtgarten ab. Wird die Stadthitze unerträglich, dann rettet der Schatten der mächtigen Blätterdächer. Und ein kühles Getränk im Stadtgarten-Restaurant, das so beständig ist wie die Bäume. Viele Mitarbeiter im Biergarten sind seit Jahren vertraut und meistern den Betrieb mit Können und einer Freundlichkeit, die man in anderen Locations vergeblich sucht. Hier sitzt niemand am Tisch und winkt verzweifelt nach Bedienung.
Stimmungsvoller Blick im Stadtgarten-Restaurant
Besonders stimmungsvoll ist es, wenn bei Dämmerung die kugelförmigen Lampen in dem geheimnisvollen Biergarten-Baum mit der ungewöhnlichen Blattform angehen. Google sagt, es sei ein Trompetenbaum. Auf jeden Fall ist es ein Lieblings-Balkonersatz-Blick. Vielmehr: So einen schönen Blick hat man vielleicht nur von sehr wenigen echten Balkons.
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Der Biergarten wird von dem großen Baum mit den runden Leuchten geprägt.
Copyright: Dirk Borm
Durch das Blätterwerk sind die schönen Altbau-Fassaden an der Spichernstraße zu erkennen und man wähnt sich in einer schöneren Stadt. Der Verkehrslärm von der Ecke Venloer Straße ist zwar zu hören. Aber diese Welt ist irgendwie draußen. Ebenso wie das „Mäuerchen“ an der Venloer Straße, wo sich abends viele Menschen versammeln, gegenüber von Kneipen und Clubs. Das ist alles weit weg.
Für Kinder ist der Kölner Stadtgarten ein geschützter Raum
Der Stadtgarten erscheint wie ein geschützter Raum. Und ist es auch tatsächlich für Stadtkinder. Viele lernen hier Radfahren, stolze Eltern laufen gebückt hinter den winzigen Rädchen hinterher. Die Königsdisziplin ist dann die kurze, aber steile Abfahrt auf dem Weg von der Bahntrasse in den Park. „Schön nach vorne gucken und bremsen.“ Vor ein paar Jahren hat sich eine Gruppe Mädchen und Jungs ganz offiziell eine eigene Bank aufstellen lassen, damit sie ihr Geheimversteck am Rande des Parks besser im Blick hat. Für die Kinder der Schule in der Gilbachstraße und die Kleinen aus der Kita ist der Stadtgarten ihr Pausenhof. Einen schöneren gibt es wohl kaum. „Lasst uns Zeit“, ist das Motto der Kita.

Recht versteckt liegt die Kirche Neu St. Alban, errichtet aus Trümmerziegeln aus dem Zweiten Weltkrieg.
Copyright: Csaba Peter Rakoczy
Ganz versteckt in der Ecke steht die Kirche Neu St. Alban, errichtet aus Trümmerziegeln des Zweiten Weltkriegs, was dem eher strengen Gebäude ein bisschen Mythos verleiht. Wenn hier eine Taufe oder andere Feiern stattfinden, dann sind oft festlich gedeckte Tische aufgestellt und die Gesellschaft plaudert nach der Zeremonie noch unter den Bäumen. Dann hat der Park fast etwas Kleinstädtisches.
Um jeden Baum im Stadtgarten wird getrauert
Tatsächlich sorgt man sich wie in einem Dorf, wenn etwas passiert. Als Anfang 2023 eine 100 Jahre alte Rosskastanie in sich zusammenbrach, da blieb man stehen, trauerte und diskutierte die mögliche Ursache. Es sei Holzfäule gewesen, so die Stadt später. Im Sommer desselben Jahres wütete ein ungewöhnlich heftiger Sturm im Park. Mit anderen Menschen suchte ich Schutz vor Windböen und Regenfluten in einem Hauseingang an der Spichernstraße. Ungläubig beobachteten wir, wie Äste durch die Luft flogen und schließlich einige Bäume abknickten. Tränen stiegen in die Augen.
14 Bäume mussten neu gepflanzt werden, schnell fanden sich dafür Spender. Der Stadtgarten entstand von 1827 bis 1829 und ist damit die älteste öffentliche Grünanlage Kölns. Ein Park für die Bevölkerung, das war damals etwas Neues. Vielleicht hat man ihn deshalb auch erstmal nicht so groß angelegt. Er funktioniert bis heute. Zwei Jahre nach dem Sturm meine ich: Der Stadtgarten sieht aus wie immer.