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Protz à la Las VegasEhrlich Brothers verzaubern das Kölner Publikum

Lesezeit 3 Minuten
Die Ehrlich Brothers posieren in der Kölner Lanxess-Arena vor einem goldenen Lamborghini.

Einen VW Golf in einen goldenen Lamborghini verwandeln? Kein Problem für die Ehrlich Brothers.

Die „Dream & Fly“-Tour bietet mit Konfetti, Flammenwerfern und röhrenden Motorrädern eine Las-Vegas-würdige Zaubershow.

Ein Mädchen steht auf ihrem Stuhl, hält ein Pappschild hoch: „Ehrlich Brothers. Lange habe ich auf diesen Moment gewartet.“ Sie kneift die Augen zusammen, versucht sich mit dem Ärmel die Freudentränen abzuwischen. Lange gewartet – das haben wohl viele der etwa 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Lanxess-Arena. Die coronabedingte Zwangspause hat auch das deutsche Magierduo Andreas und Christian Reinelt alias die Ehrlich Brothers getroffen. Seit Anfang des Jahres setzen sie ihre Tour „Dream & Fly“ fort, die sie 2019 gestartet haben. Drei Shows gibt es in Köln.

Große Illusionen und scheinbar simple Kartentricks

Konfetti, Glitzer, Flammenwerfer und röhrende Motorräder – die Brüder aus dem nordrhein-westfälischen Herford bringen genau so viel Protz in die Arena, wie man es bei einer Las-Vegas-würdigen Zaubershow erwartet. Mit einem Helikopter fliegen sie auf die Bühne, zaubern sich in Sekundenschnelle von vorne in den letzten Rang und verwandeln einen zusammengepressten, roten VW Golf in einen goldenen Lamborghini. Wer versucht, die Tricks zu verstehen, der wird enttäuscht. Da kommt leicht Frustration auf. „Wie zum Henker machen sie das nur?“, fragen sich die Zuschauer zwangsläufig. Viel mehr Spaß macht es doch, sich einzubilden, dass die Ehrlich Brothers tatsächlich zaubern können.

Das Magierduo beherrscht nicht nur die großen Illusionen, sondern hinterlässt auch mit scheinbar simplen Kartentricks offene Münder. Und ein Schmunzeln. Die Show servieren sie mit einem Slapstick-Humor, der mal besser und mal schlechter trifft. So kommt mehrfach die Köln-Düsseldorf-Fehde auf, die vielleicht einen oder zwei Witze wert ist, beim dritten Mal aber ausgeleiert wirkt. Anders: Andreas lässt sich fesseln, eine Kreissäge droht ihn zu zerteilen. In dem Fall „habe ich zwei Halbbrüder“, meint Christian. Treffer.

Die Glitzerklamotten, die stacheligen Frisuren, die zeitweise schnulzigen, wenn auch gut vorgebrachten Musikeinlagen – alles versetzt macho-mäßig in eine andere Dekade. Als jemand aus dem Publikum mit Geld gesucht wird, rufen die Brüder nur nach „Männern mit Kohle“, und es werden ausschließlich „kräftige Kerle“ gebraucht, um vor dem Entfesselungstrick das Schloss zu kontrollieren.

Gerade für Kinder, wie das Mädchen mit dem Pappschild, wird die Zaubershow aber unvergesslich bleiben. Der sechsjährige Finn wird noch jahrelang erzählen, wie die Brüder vor seinen Augen ein riesiges Süßigkeitenglas herbeizaubern (an dem er sich natürlich reichlich bedienen darf). Und wie die Magier dann – getreu dem Motto „Dream & Fly“ – über die Bühne fliegen. Mit angewinkeltem Bein wie Peter Pan zum aus „The Greatest Showman“ bekannten Hit „A Million Dreams“. Drahtseile? Nicht zu erahnen. Dann muss es wohl doch Magie sein.

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