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Puppenspieler Walter OepenSchäl aus dem Kölner Hänneschen-Theater geht in Rente

3 min

Puppenspieler Walter Oepen und seine hölzernen Lieblinge (v. l.): Polizist Schnäuzerkowski, der Schäl und der schräge Willi

Köln – Oepen hätte noch etwas länger hinger d'r Britz bleiben können, aber er hat sich entschieden, mit 63 Jahren aufzuhören. „Es wird Zeit. Die Energiereserven reichen nicht mehr.“ Er erklärt das mit Verschleiß, mit Rücken- und Halswirbel-Problemen. „Man muss schon viel investieren. Vor allem die Kulissen-Auf- und Umbauten, von denen die Zuschauer ja kaum etwas mitbekommen, sind körperlich richtig anstrengend.“

Oepen verlässt die städtische Puppenbühne eher mit lachenden als mit weinenden Augen. „Ich hatte doch ein wunderschönes Finale. Schließlich durfte ich in den letzten beiden Jahren den Schäl spielen. Das war schon immer meine absolute Traumrolle.“ An den jahrelangen Knatsch und die Querelen innerhalb des Ensembles sowie zwischen einigen Puppenspielern und ihren Vorgesetzten mag Oepen sich nicht mehr gerne erinnern.

„Die vergangenen zwei Jahre waren doch sehr positiv, und der Abstand ist inzwischen recht groß. Da möchte ich nicht mehr drin herumwühlen.“ Nur so viel räumt er ein: „Durch den Intendantenwechsel zu Frauke Kemmerling und eine andere personelle Struktur konnte ich mich endlich entfalten. Da ist es schön, mit den Highlights und der entsprechenden Anerkennung aufzuhören.“

1984 kam der gelernte Betriebswirt unter der Regie des damaligen Intendanten Gérard Schmidt vom Altermarktspielkreis zum Hänneschen. Seine erste Rolle war der Flutsch-Flatsch (im Original: Riff-Raff) in der damals für Aufsehen sorgenden Parodie „Rocky Horror Schäl Show“. Fünf Jahre später und dann bis 2013 spielte Oepen mit dem Polizisten „Schnäuzerkowski“ eine der Traditionsfiguren und viele andere Rollen. So erfand er mit dem „schrägen Willi“ den Star und Liebling des Rotlichtmilieus.

Seit zwei Jahren hält Oepen den Schäl und damit auch den Präsidenten der Puppensitzung. Das kölsche Original Schäl ist hinterlistig, verschlagen und versucht stets, andere übers Ohr zu hauen, um daraus Vorteile zu ziehen. „Der Schäl ist als der raffgierige Bösewicht die dramaturgisch treibende Kraft in vielen Stücken. Und er ist wie für mich geschaffen: Ich habe die zugehörige Stimmlage und die freche Schnauze.“ Zudem sei der Intrigant Schäl auch vom Schauspielerischen her eine echt dankbare Aufgabe. „Den Gesichtsausdruck, den man als Puppenspieler macht, hört das Publikum. Man verstellt die Stimme und verlagert die eigene Körpersprache in die Puppe.“

Es sei schon ein Traumberuf, den er, hätte er nochmals die Wahl, aufs Neue ergreifen würde. „Es ist ein künstlerisch-kreativer Beruf, man kann Kölsch sprechen und singen und man ist als städtischer Angestellter finanziell abgesichert. Das ist doch eine einmalige Konstellation.“ Vor allem die kölsche Sprache hat es Oepen angetan. Die hat er im Elternhaus – der Vater war bei der Ehrengarde aktiv – erlernt und auf viele Bühnen gebracht.

So tingelte Oepen mit Piano und Gesang sowie mehreren Kabarett-Programmen durch die Stadt und die Region. Er trat mit der Climax Jazz Band und dem Markus Reinhardt Ensemble auf und holte zuletzt mit Wolfgang Seyffert aus der Hänneschen-Band das Krätzchen-Duo „Quetsch & Flitsch“ von der Puppen- auf die Kleinkunstbühne. Diesen Hobbys will Oepen, der seit 1988 auch für die Inhalte der Hänneschen-Programmhefte zuständig war, weiter treu bleiben. „Ich habe ja nie ein Stück fürs Hänneschen geschrieben. Meine Form war immer die kleine, die Lied-Form.“