Reisebus-Halt in der Kölner City„Einen Schönheitspreis gewinnen die Toiletten nicht

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Toilettenhaus Gereonstraße

Das Toilettenhäuschen am Reisebus-Halt an der Gereonstraße.

Köln – Touristen in der Innenstadt werden wohl noch mindestens ein Jahr mit ihren Reisebussen in die Gereonstraße gebracht. Mit dem Bau des geplanten Busterminals in Niehl, von dem aus die Touristen mit Shuttlebussen in die Innenstadt gebracht werden sollen, wird voraussichtlich 2021 begonnen. Das erfuhr der „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage. Das Konzept für den als Dauerlösung geplanten Bushof am Kuhweg soll im Sommer in die Gremien des Rates eingebracht werden, hieß es vonseiten der Stadt. Danach folgten das Vergabeverfahren und die Umbauarbeiten.

Für Busunternehmer wie Jürgen Weinzierl, der sich zuletzt immer wieder für die Lösung am Kuhweg ausgesprochen hatte, sind das noch „Zukunftsträume“, wie er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte. „Und selbst, wenn es die Lösung mit Shuttles gibt, ändert sich ja die Situation nicht, dass die Touristen mit Bussen in die Stadt gebracht werden“, sagt Weinzierl. „Die Grundproblematik, dass wir einen Halt in Domnähe brauchen, wird also bleiben.“

Busse halten Standzeiten ein

Seit Jahresbeginn halten die Reisebusse nicht mehr an der Komödienstraße in unmittelbarer Domnähe, sondern in der Gereonstraße rund 500 Meter entfernt. Der neue Halt war stets als Übergangslösung angedacht. Eine Woche nach Eröffnung am Börsenplatz läuft der Betrieb dort bisher wie vorgesehen. Die Busse halten vor dem Erzbischöflichen Archiv, lassen die Touristen aussteigen und fahren nach wenigen Minuten wieder weiter. Die zulässige Standzeit von höchstens einer Viertelstunde halten die Busse ein. „Die Fahrer der Touristenbusse halten sich an die Regelungen und zeigen sich sehr kooperativ“, hieß es von der Stadt. Auch die Polizei zeige sich zufrieden.

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Die Verlegung in die Gereonstraße hatte monatelang für Diskussionen gesorgt. Als Alternative für den verkehrstechnisch nicht mehr tragbaren Halt in der Komödienstraße waren mehrere Standorte im Gespräch. Den Börsenplatz als Übergangslösung unterstützte neben IHK-Chef Ulrich Soénius auch Jürgen Weinzierl. „Aus optischen Gründen war ich gegen den Standort direkt am Dom in der Komödienstraße“, sagt Weinzierl. „Den fand ich nie schick oder sexy.“

Reisebushaltestelle Gereonstraße

Reisebusse stehen an dem neuen Haltepunkt auf der Gereonstraße.

Die Gereonstraße sei dagegen in akzeptabler Entfernung zum Dom und dennoch nicht so stark befahren. „Der Eingriff in den Verkehr halte ich für überschaubar“, so Weinzierl. Vergangene Woche hatte sich der ADFC im „Kölner Stadt-Anzeiger“ besorgt über mögliche Verkehrskonflikte zwischen Fahrrädern und Reisebussen geäußert. Im Laufe des Frühjahrs ist aber ohnehin noch mit einem Anstieg der Radfahrer und der Touristenbusse zu rechnen.

Ärger um Toilettenhäuschen

Unterdessen wurden am Dienstag die beiden Toilettenhäuschen für die Passagiere und Fahrer aufgestellt, um die es Ende vergangener Woche noch Ärger gegeben hatte. Zwei mobile Häuschen stehen nun unter einer schon jetzt verschmierten Sperrholzverkleidung direkt am Parkplatz und damit in unmittelbarer Sicht- und Riechweite des Erzbischöflichen Archivs. Kardinal Rainer Woelki hatte den Standort vor allem deshalb kritisiert, weil er sehr nah am Edith-Stein-Denkmal steht, das an die 1942 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Auschwitz ermordete Ordensschwester erinnert. Zudem sei Woelki von der Stadt nicht über die neuen Toiletten informiert worden, sagte der Kardinal Ende vergangener Woche.

Weinzierl kann auch den Ärger über die Klohäuschen nicht teilen. „Einen Schönheitspreis gewinnen die Toiletten nicht. Aber es ist immer noch besser, als wenn die Menschen irgendwohin gehen, wo sie ihr Geschäft nicht verrichten sollen“, sagt Weinzierl.

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