Abschied aus Kölner Kommissariat„Rentnercops“-Hauptdarsteller denken nicht an Rente – Kritik an ARD

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Bill Mockridge und Hartmut Volle lehnen nebeneinander an einer Backsteinwand.

Die letzte Staffel der „Rentnercops“ mit Bill Mockridge (l.) und Hartmut Volle startet am 27. März.

Am 27. März startet die letzte Staffel der ARD-Serie „Rentnercops“. Ein Interview mit den Hauptdarstellern Bill Mockridge und Hartmut Volle.

Was erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer in der neuen Staffel der „Rentnercops“?

Bill Mockridge: Mein Favorit ist eindeutig die letzte Episode. Jemand wird erschossen und es sieht so aus, als ob wir das gemacht hätten. Wir werden verhaftet, vor Gericht gestellt und kommen in den Knast – wo wir auf die ganzen Leute treffen, die wir vor Jahren verknackt haben. Die sind gar nicht froh, uns zu sehen.

Hartmut Volle: Die letzte Folge ist mit Sicherheit auch vom Buch her die stärkste.

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Mockridge: Wir verabschieden uns dann auf der Rheinbrücke mit einem wirklich wunderschönen Sonnenuntergang im Hintergrund.

„Rentnercops“ nach zehn Jahren abgesetzt

Was macht das Format „Rentnercops“ Ihrer Meinung nach besonders?

Volle: Die Figurenkonstellation ist einfach toll. Da trifft ein einsamer Wolf auf einen Familienmenschen und über ihre Konflikte läuft inhaltlich viel, auch über die Familie. Da lassen sich ganz viele gesellschaftliche Fragen diskutieren.

Mockridge: Es geht nicht nur um den Kriminalfall, in dem ermittelt wird. Es geht auch um das private Umfeld, die Kollegen auf dem Revier, die Menschen, die wir bei unseren Ermittlungen treffen. Das ist das Interessante.


Hartmut Volle und Bill Mockridge stehen auf einer Brücke in Köln.

Ab dem 27. März ermitteln wieder die „Rentnercops“ immer mittwochs um 18.50 Uhr im Ersten.

„Rentnercops“ ist eine Vorabendserie, die seit 2015 im Ersten läuft. Sie spielt im Kommissariat 12 in Köln, wo seit 2021 Bill Mockridge und Hartmut Volle als Kriminalkommissare a. D. Reinhard Bielefelder und Klaus Schmitz ermitteln. Sie lösten die ursprünglichen Hauptdarsteller Tilo Prückner und Wolfgang Winkler nach deren Tod ab. Die Rolle von Winkler wurde zunächst von Peter Lerchbaumer weitergespielt, später folgte dann der Neustart mit Mockridge und Volle. Die neue Staffel startet am 27. März, die sechs Folgen sind immer mittwochs ab 18.50 Uhr im Ersten zu sehen. Es ist die letzte Staffel der Serie, die ARD hat sich bewusst dazu entschieden, die Produktion einzustellen.


Nun wird es aber keine weitere Staffel mehr geben, die ARD hat die Serie abgesetzt.

Mockridge: Dabei gibt es noch so viele Themen.

Volle: Und die Zahlen waren nicht schlecht, daran liegt es nicht. Die Zielgruppe von 14 bis 49 Jahren ist anscheinend unterrepräsentiert. Aber die Sendung heißt schließlich nicht „Teenager-Cops“ oder „Middle-Age-Cops“, sondern „Rentnercops“. Wir leben in einer Zeit, wo die Überalterung deutlich wird. Will man so eine Bevölkerungsgruppe mit Kochshows oder Quizshows unterhalten und nicht mehr ganz spezifisch für sie Formate entwickeln? Das halte ich für zweifelhaft. Ich hätte gerne noch ein, zwei Jahre mit Bill zusammen weitergemacht.

Mockridge: Aber das Schöne ist, dass man uns ein Stück angeboten hat.

Bill Mockridge und Hartmut Volle sitzen mit einer Redakteurin an einem Tisch im Salon Schmitz.

Bill Mockridge und Hartmut Volle im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Ihre gemeinsame Zeit ist also noch nicht vorbei?

Volle: So ist es.

Mockridge: Wir werden in einer neuen Inszenierung von „Kardinalfehler“ mitspielen, es handelt von Machtmissbrauch in der katholischen Kirche. Das Stück ist bitterböse und unglaublich witzig. Ich denke, wir werden damit vielleicht drei Jahre lang in Deutschland unterwegs sein, mit Unterbrechungen, in denen wir drehen können. Ich bin Schauspieler, seit ich sieben Jahre alt bin – ich kann mir nicht vorstellen, nicht zu arbeiten.

Mockridge und Volle spielen in neuer Inszenierung von „Kardinalfehler“

Rente ist für Sie also noch gar keine Option?

Mockridge: Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen. Ich habe immer gesagt, wenn meine Frau, die sehr kritisch ist, sagt: Bill, lass es, es ist peinlich. Dann werde ich aufhören.

Volle: Warum soll ich aufhören, wenn ich mich noch fit fühle, wenn ich noch Kraft habe? Man hört nie auf zu lernen und auch wenn wir schon lange im Beruf sind, sind wir noch lange nicht damit fertig.

Ist es ein Privileg oder eine Bürde, selbst zu entscheiden, wann es Zeit ist, die Füße hochzulegen?

Mockridge: Ich finde es angenehm. Aber man muss natürlich auch sagen, wenn ein Lehrer nicht in die Rente geht, dann arbeitet er fünf Tage in der Woche. Wir haben ein Riesenprivileg. Ich kann zwei Wochen drehen und dann habe ich wieder zwei, drei, vier Wochen frei und kann mit meiner Frau was Schönes machen.

Gibt es eine Rolle oder irgendein bestimmtes Format, worauf Sie noch richtig Lust hätten?

Mockridge: Ich würde gerne die Mockridges wieder aufleben lassen. Das hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht.

Gibt es die Überlegung?

Mockridge: Ach, die fragen immer wieder an. Aber es scheitert daran, alle acht Leute unter einen Hut zu bringen. Aber sonst… Ich habe Lust auf viele Formate.

Volle: Also, ich will auch arbeiten. Denn ich merke, über die Arbeit bekomme ich eine Menge Kraft und auch Lebensfreude. Es muss für mich dabei gar keine durchgehende Hauptrolle sein. Wichtig ist eher, dass es eine Begegnung mit interessanten Inhalten und Menschen ist.

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