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„report-K sagt Tschö“Kölner Internetzeitung stellt nach 22 Jahren den Betrieb ein

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Andreas Goral stellt nach 23 Jahren „report-K“ ein.

Andreas Goral stellt nach 23 Jahren "report-K" ein.

„report-K“ stellt den Betrieb ein. Herausgeber Goral sieht für unabhängigen Lokaljournalismus keine wirtschaftliche Perspektive mehr.

Die Kölner Internetzeitung „report-K“ hat zum 1. September ihren Betrieb eingestellt. Nach mehr als zwei Jahrzehnten lokaler Berichterstattung zieht sich Herausgeber Andreas Goral aus dem Journalismus zurück. Zu den Beweggründen für die Schließung von „report-K“ sagt er: „Wir geben nicht auf. Wir kapitulieren vor dramatisch verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Onlinemedien.“

Gegründet hatte er das Portal 2003 – damals unter dem Namen „karnevalsfoto.de“. Goral ist Designer und Künstler. Künftig will er sich darauf konzentrieren und noch in diesem Monat ein neues Atelier in der Eifel eröffnen.

Vom Künstler zum Journalisten – und zurück

Während der Corona-Pandemie habe die Internetzeitung alle Anzeigenkunden verloren. Obwohl die Landesanstalt für Medien NRW das Online-Angebot für seine lokale Berichterstattung ausgezeichnet hatte und es staatliche Unterstützung erhielt, steckte das Portal wirtschaftlich in Problemen. „report-K“ wurde an einen Investor verkauft.

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2024 erwarb Goral die Internetzeitung zurück. Er versuchte gegenzusteuern – mit dem Aufbau einer Bezahlschranke und persönlichem Engagement: „Ich habe ‚report-K‘ immer auch finanziert durch mein Atelier.“ In den Spitzenzeiten habe er fünf Festangestellte mit Tarifvertrag beschäftigen können, dazu mehrere freie Mitarbeitende. „Am Ende waren wir noch zwei Freie und ich“, so Goral.

Am Ende waren es immer noch 100.000 Aufrufe

Zwar habe man zuletzt nur rund 150 zahlende Abonnentinnen und Abonnenten gehabt, „aber die Zugriffszahlen lagen weiterhin weit über 100.000 Klicks“. Das Interesse sei trotz Paywall nicht eingebrochen. „Die Leute kamen immer noch – aber Headline und Bild reichten ihnen.“ Jetzt, wo er das Ende bekanntgegeben habe, würden sich Menschen melden mit den Worten: Hätte ich doch mal ein Abo abgeschlossen.

Anzeigenkunden wie Leserschaft verließen sich zunehmend auf Soziale Netzwerke und Künstliche Intelligenz (KI) von Google und Co. Ein tieferliegendes Problem sieht Goral auch im Wandel des Informationsmarkts. Die eigentliche Konkurrenz komme nicht von anderen Medien, sondern von Akteuren außerhalb des klassischen Journalismus: „Nicht die Stadtrevue oder der Kölner Stadt-Anzeiger sind das Problem, sondern Behörden, Unternehmen, Organisationen, die ihre Telemedienangebote massiv ausbauen.“

Gebot der Staatsferne werde ausgehöhlt, sagt Goral

In seinem Blog schreibt er dazu: „Gerade auf kommunaler Ebene greifen städtische Behörden und städtische Unternehmen vielfach in den publizistischen und zunehmend wirtschaftlichen Wettbewerb ein und verschieben die Grenzen, die ihnen das Gebot der Staatsferne der Presse setzt, um ihre Angebote auszubauen. Dabei müssten gerade sie es sein, die sich für Medienvielfalt starkmachen.“

Der 61-Jährige fordert ein grundsätzliches Umdenken: „Bürger müssen verstehen, dass sie nur Journalismus bekommen, wenn sie dafür bezahlen.“ Der unabhängige Lokaljournalismus sei essenziell für eine funktionierende Demokratie: „Natürlich bekomme ich einen Teil der Informationen bei der Stadt, aber stimmt das auch? Gibt’s da noch andere Meinungen zu? Es ist auch wichtig, dass zu einem Thema eben nicht nur die Polizei gehört wird. Wenn das nicht mehr stattfindet, entsteht eine Leerstelle – in der Debatte und in der Wirklichkeit.“

Trotz publizistischer Erfolge, etwa mit aktueller Berichterstattung und journalistischer Einordnung, fehlte am Ende schlicht die wirtschaftliche Basis. So sei die Entscheidung gefallen, einen Schlussstrich zu ziehen. „Schließt Abos ab“, sagt Goral, „sonst habt ihr bald gar keinen Journalismus mehr. Und wir brauchen jemanden, der kontrolliert, was in der Stadt passiert.“