Aktion am KölnbergKinder bauen sich ihren Spielplatz selbst

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Am Kölnberg entsteht Raum für Kinder.

Meschenich – Sind Kinder am Kölnberg Verlierer? „Auf jeden Fall“, meint Johannes Lemcke vom Stuttgarter Verein KuKuk Kultur, der sich weltweit in sozialen Brennpunkten oder in Flüchtlingslagern für geschützte Spielräume für Kinder einsetzt. Seit zwei Wochen ist er mit einem Mitarbeiterteam vor Ort, um einen Spielplatz zu schaffen. Und das ist nur der Anfang. Unter dem Projekt „Kölnberg“ sollen weitere Ideen mit Hilfe vieler Sponsoren und helfender Hände umgesetzt werden – und zwar privat. Die Idee kam dabei von den Kindern selbst. Müll, Ratten, Armut, Verwahrlosung, Drogen und auch öffentliche Prostitution prägen das Bild um die Hochhaussiedlung. Für viele ist der Außenbereich das zweite Wohnzimmer, für die Kinder oftmals die einzige Bewegungsfläche, die verdreckt und verwahrlost den Charme eines Dixie-Klos versprüht – nur mit dem Unterschied, dass hier oftmals auch Spritzen und Kondome zu finden sind.

Grundschüler machten auf desolate Situation aufmerksam

In der Meschenicher Grundschule haben die Schüler und Schülerinnen auf die Situation aufmerksam gemacht. Dafür wurden sie 2019 mit dem Ehrenamtspreis „Köln engagiert“ ausgezeichnet, auch der WDR bedachte die Idee letztes Jahr mit einem dritten Platz ihres Kinderrechtspreises. Die damalige Sozialraumkoordinatorin Angela Auerbeck hat die Idee aufgegriffen. „Die Kinder wollten vor allem Spielplätze“, erklärt Azbiye Kokol, Leiterin des Jugendzentrums vor Ort und genau wie Katja Hendrichs im Förderverein soziales Meschenich tätig.

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Johannes Lemcke (KuKuk Kultur), Azbiye Kokol und Katja Hendrichs (Förderverein soziales Meschenich)  

Ihr erklärtes Ziel: Sie wollen Orte am Kölnberg schaffen, an denen sich junge Menschen wohlfühlen. Unterstützung fanden sie bei Stiftungen wie Dohle, Heidehof, Kämpgen, Monarchis, Xatar und der Ikea Stiftung. Auch die Stadt und die Hausverwaltung stehen finanziell und ideell hinter dem Projekt. So kamen bisher über 230.000 Euro zusammen.

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Knapp ein Drittel geht jetzt in den ersten Bauabschnitt hinter den Häusern 8 und 10 an der Alten Brühler Landstraße, wo vor allem ein klassischer Spielplatz für jüngere Kinder und Grundschüler entsteht. Bisher hing hier eine einsame traurige Schaukel. Gut 4000 Menschen leben am Kölnberg, über 800 sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. „Hier gibt es nichts. Es ist eine Chance, auch weitergehende Kontakte zu knüpfen. Das soll eine Begegnungsfläche sein“, erklärt Hendrichs. Bereits während der Bauphase wird diese auch schon so verstanden. Frauen kommen vorbei und bringen Snacks und Getränke.

Kinder helfen beim Aufbau der Spielgeräte

Die Kinder dürfen bei fast allen Arbeiten helfen. Hier wird nach der Schule gebohrt, geschraubt, geschliffen, Löcher werden gegraben und Sand verteilt. „Hier freuen sich alle“, meint Kokol, die genauso wenig wie Lemcke Angst vor Vandalismus hat. Natürlich hat der Schreiner nach 33 verschiedenen Ländern, in denen er sich für Spielräume einsetzt, Erfahrungen, wie Gerätschaften „diebstahlsicher“ verankert werden können. „Aber warum sollte jemand die einzige Spielmöglichkeit hier für Kinder zerstören?“, fragt Kokol. Ein Projekt wie dieses schweiße die Nachbarschaft zusammen, sind sich alle einig. „Sie achten auf sich und wollen etwas Schönes pflegen“, ergänzt Hendrichs. 

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Die Kinder packen mit an. 

Im Frühjahr soll es weitergehen. Dann ist der Bereich zwischen den Häusern an der Reihe, wo neben Spielgeräten vor allem Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden sollen. Für die ehrenamtlichen Mitglieder des Fördervereins ist das Projekt eine Möglichkeit, das Image vom Kölnberg zu verändern, dem Veedel einen positiven Anstrich zu geben. 

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