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ArchäologieRömer-Geschichte in Rodenkirchen

3 min

Der römische Buckelarmreif mit den feinen Verzierungen und ein weiterer Goldarmreif wurden um 1900 an der Schillingsrotter Straße bei Ausgrabungen entdeckt. Friederike Naumann-Steckner weiß viel zu erzählen über das römische Rodenkirchen.

Rodenkirchen/Innenstadt – Schnurstracks eilt Friederike Naumann-Steckner zu einer ganz bestimmten Vitrine im Römisch-Germanischen Museum und deutet auf einen ganz bestimmten Ausstellungsgegenstand – auf einen matt glänzenden goldenen Armreif. „Das ist das schönste Schmuckstück im ganzen Museum und eines der seltensten auf der ganzen Welt“, sagt die stellvertretende Leiterin des Museums.

Es gebe nur vier solcher Exemplare – in Alexandria, in Athen, in Mainz und in Köln. Ganz genau schaut sie hin. Und wer es ihr gleich tut, erkennt die winzigen Gesichter, menschliche und tierische, die in den Buckelarmreif „geschnitzt“ sind. „Handwerklich ganz großartig gemacht“, sagt die Museumsleiterin.

Das Umland versorgte Köln

Eine Römerin hat ihn einst wohl mit Stolz an ihrem Oberarm getragen, im dritten Jahrhundert nach Christus. Und jene Römerin – Diana, Patricia oder Agrippa? – hat an der Schillingsrotter Straße in Rodenkirchen gewohnt. Dieser Goldarmreif und noch ein zweiter wurden um 1900 bei Ausgrabungen in einer Tongrube an der Schillingsrotter Straße gefunden.

„Diese Straße ist eine alte Römerstraße“, erklärt die Museumsleiterin. Ein großer privater Gutshof grenzte an die Straße. Solche Bauernhöfe, die „villae rusticae“, waren wichtig, um die Römerstadt Köln mit Getreide und Frischfleisch zu versorgen. Aber auch Steine aus den Ziegeleien in Rodenkirchen wurden nach Köln transportiert. Zwischen 25 000 und 40 000 Einwohner lebten zu der Zeit ungefähr im nahen Köln, und die mussten täglich versorgt werden.

Armreif war Grabbeigabe

Viel kann Friederike Naumann-Steckner erzählen zu Rodenkirchen in der Römerzeit. Am 10. April wird sie noch mehr preisgeben von ihrem Wissen. Ihr Ehemann, der Rodenkirchen Kenner und Kulturwissenschaftler Cornelius Steckner, konnte für das 20. Treffen seiner Geschichtswerkstatt aus der Reihe „Rodenkirchen erinnert sich“ seine Ehefrau gewinnen. Es soll kein reiner Vortrag werden in der Stadtteilbibliothek, sondern ein Dialog mit den Bürgern. „Es wird bestimmt spannend“, meint die Museumsleiterin.

Dann wird sie auch weitere Details zum Buckelarmreif erläutern. So viel sei schon verraten: Das Schmuckstück war eine Grabbeigabe. Die römischen Gutsbesitzer beerdigten Angehörige auf ihren Höfen und legten den Toten wertvolle Gaben in den Sarkophag. So überdauerte der Armreif im Grab auf dem Hof der „villa rustica“ nahe der Schillingsrotter Straße.

Rodenkirchener Funde im Museum

„Das schönste Frauengrab wurde aber an der Nemeterstraße gefunden“, sagt die Ausgrabungsexpertin. Die Tote hatte eine Glasschale auf der Brust, auf der eine Szene mit den Göttern Apollo und Marsius eingraviert war. Außerdem lagen kleine landwirtschaftliche Geräte und winzige Frösche aus Bronze bei. Das deute darauf hin, dass es sich bei der Toten um eine Gutsherrin gehandelt habe. Einige Rodenkirchner Funde kamen zunächst in Privatsammlungen, überwiegend in die Sammlung Ernst Reimbold, so auch die beiden Armreifen. Der Rodenkirchener Fabrikant verkaufte sie im Frühjahr 1913 an das Römisch-Germanische Museum. Auch später, bei Ausschachtungen für Schutzbauten im Zweiten Weltkrieg, kamen römische Tonkrüge, ein zerbrochener Grabstein, Scherben zutage, etwa an der Ecke Hauptstraße/Rheinstraße und an der Walter-Rathenau-Straße. Einmal seien auf dem Gelände von Michaelshoven beachtliche Knochen ausgegraben worden. Die Aufregung sei groß gewesen und die Spekulationen auch, erzählt Friederike Naumann-Steckner. Sogar an urzeitliche Überreste sei gedacht worden oder an Mord. Doch die Knochen stammten von einer „schwarz“ geschlachteten Kuh aus der Jetztzeit.

Bei der Anlage der Tiefgarage am Maternusplatz sei nichts Wertvolles entdeckt worden, sagt Cornelius Steckner. Aber es könnten immer noch Funde auftauchen, vermutet er. Der ganze Grüngürtel sei bislang unerforscht. Die Museumsleiterin will demnächst eine Führung durchs Römisch-Germanische Museum anbieten, in der sie speziell die Rodenkirchener Funde erläutert.

Vortrag am 10. April

Die Geschichtswerkstatt „Das römische Rodenkirchen“ am Mittwoch, 10. April, mit Friederike Naumann-Steckner findet in Zusammenarbeit mit „Literaumus“ statt und beginnt um 19.30 Uhr in der Stadtteilbibliothek Rodenkirchen, Schillingsrotter Straße 38, statt. Der Eintritt ist frei.