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Wohnpark BayenthalÄltere Mieter sind wegen defekter Aufzüge in ihren Wohnungen gefangen

Lesezeit 5 Minuten
Hochhäuser sind aus der Vogelperspektive zu sehen.

Im Wohnpark Bayenthal mit seinen 623 Wohnungen kommt es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Aufzugsausfällen in den Gebäuden.

Im Wohnpark Bayenthal kommt es immer wieder zu Problemen mit den Aufzügen. Über Pfingsten fielen in der Krohstraße 2 alle Aufzüge für vier Tage aus.

Der Stress, den Erika Teuffer über Pfingsten erlebte, steckt ihr noch spürbar in den Knochen. Die 81-Jährige lebt mit ihrem Mann Ralf, 82 Jahre, in der vierten Etage der Krohstraße 2 im Wohnpark Bayenthal. Kurz vor Pfingsten war dort der einzige funktionierende von vier Aufzügen ausgefallen, das 20-stöckige Hochhaus war für vier Tage komplett ohne Aufzug. Erika und Ralf Teuffer sind, wie viele Bewohner des Hauses, auf Rollatoren angewiesen. Sie kann nur mühsam gehen, er zurzeit durch Knieverletzungen und seinen gesundheitlichen Allgemeinzustand so gut wie gar nicht.

Ohne Aufzug sind die Senioren eingesperrt in der eigenen Wohnung

Freitagmittag vor Pfingsten ging Erika Teuffer einkaufen. „Als ich mit meinem vollbeladenen Rollator zurückkam, sah ich schon Menschen vor dem Aufzug warten“, erzählt sie. Schnell wurde klar: Der Aufzug funktionierte mal wieder nicht. Die Bewohner sprachen die Hausmeister an, riefen mehrfach bei der Hotline der Hausverwaltung an, bei der Aufzugsfirma, aber niemand konnte ihnen sagen, wann der Aufzug wieder fahren würde. Informiert durch Nachbarn machte sich Ralf Teuffer, besorgt um seine Frau, durchs Treppenhaus auf den Weg nach unten. „Ich habe mich so erschreckt, als ich ihn sah. Er darf nicht gehen, es geht ihm schlecht, und ich hatte Angst, er stirbt“, berichtet Erika Teuffer.

Eine ältere Frau und ein älterer Mann sitzen nebeneinander.

Erika und Ralf Teuffer leiden sehr unter den häufig ausfallenden Aufzügen in ihrem Haus. Über Pfingsten waren sie vier Tage in ihrer Wohnung praktisch eingesperrt.

Mehr als vier Stunden warteten die Teuffers und weitere Leidensgenossen im Eingangsbereich des Hauses. „Ein junger Mann rief überall an, Polizei, Feuerwehr, Sozialdienste, niemand war zuständig“, erzählt die 81-Jährige. Schließlich hätten junge Nachbarn sie, ihren Mann und andere über die Treppe zu ihren Wohnungen gebracht. „Sie haben uns praktisch über die Treppe hochgezogen. Das war sehr nett, aber wir waren völlig am Ende, als wir oben waren“, so Teuffer. Zur Erschöpfung kam die Verzweiflung, denn auch die nächsten Tage tat es der Aufzug nicht. Bei Telefonaten mit der Hotline immer dieselbe Antwort: Wir arbeiten daran. „Wir waren in unserer Wohnung eingesperrt und fühlten uns völlig hilflos“, schildert Erika Teuffer.

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Aufzüge in dem Hochhaus sind laut Mieter ein Dauerproblem

Schon seit langem funktioniert in dem Hochhaus nur einer der vier Aufzüge. Der wird von allen Mietern der 72 Wohnungen, von Handwerkern, Paketzustellern und Besuchern genutzt. Womöglich durch Überlastung blieb dieser Aufzug bereits öfters stecken – auch den Teuffers passierte das mehrfach – und fiel immer wieder aus, manchmal für Stunden, einen Tag oder auch über mehrere Tage, wie jetzt an Pfingsten und zuvor an Karneval. „Dieser Stress und die Unsicherheit, ob man nach unten kommt und dann auch wieder hoch, machen uns krank“, sagt Erika Teuffer.

„Hier leben so viele Menschen mit Rollatoren oder Rollstühlen, viele müssen regelmäßig zum Arzt.  Es ist einfach unerhört“, sagt Nortrud Barry, die in der 14. Etage des Hauses lebt. Die 84-Jährige blieb über Pfingsten bei ihren Kindern, um dem Aufzugausfall zu entgehen. „Ich überlege immer wieder auszuziehen, aber das ist in Köln nicht so leicht und in meinem Alter schon gar nicht“, sagt sie.

12.04.2024, Köln: Der Wohnpark Bayenthal soll in den nächsten Jahren saniert werden. Das Projekt soll juristisch als sogenannte Innenverdichtung durchgeführt werden. Die Mieter befürchten dadurch eine Verschlechterung ihrer Wohnsituation. Foto: Arton Krasniqi

Der Wohnpark Bayenthal soll in den nächsten Jahren saniert werden. (Archivbild)

„Diese unerträgliche Situation, der wir seit langem ausgesetzt sind, beeinflusst unseren Alltag erheblich. Vielen gehbehinderten Bewohnern wird ein Kontakt nach ‚draußen‘ unmöglich gemacht“, sagt Karl-Heinz Theißen. Der 80-Jährige lebt, wie auch das Ehepaar Teuffer und Nortrud Barry, seit 51 Jahren in der Krohstraße 2. „Es wird hier mit jedem neuen Eigentümer und jeder neuen Verwaltung immer schlimmer. Duschverbote wegen Legionellen, verschmutzte Treppenhäuser, Wasserrohrbrüche gehören hier zum Alltag“, sagen sie.

Seit Juli 2024 ist die Firma Wertgrund Immobilien aus München von den Eigentümern des Wohnparks – Fondsgesellschaften mit Sitz in Luxemburg – mit der Verwaltung der Anlage betraut. Der Wohnpark verfügt über 623 Wohnungen, die Gebäude stammen aus den 70er Jahren.

Aufzüge sollen bis Herbst erneuert sein

Im Februar verkündete Wertgrund – nach dem mehrtägigen Aufzugausfall in der Krohstraße – die Aufzüge in den Häusern Nummer 2 und 4 würden erneuert, die Arbeiten sollten im April starten. „Das ist auch passiert, die Arbeiten laufen planmäßig“, teilt ein Wertgrund-Sprecher mit. Momentan befinde man sich noch in einem schwierigen Prozesse, in den Aufzügen befinden sich noch alte Technikteile. Wenn die kaputtgehen, dauere es, bis man Ersatzteile bekomme. „Wir bedauern diese Ausfälle sehr“, so der Sprecher. Momentan funktionieren zwei der vier Aufzüge in der Krohstraße 2.

Im Oktober/November sollen die Aufzüge komplett – inklusive Technik und Kabinen – erneuert sein. „Dann sollten sie dauerhaft funktionieren“, meint der Wertgrund-Sprecher. Bis dahin könne man weitere Probleme nicht ausschließen, aber es handle sich jetzt um einen überschaubaren Zeitraum, sagt er. In Anbetracht der Dauerproblematik mit den Aufzügen mag es ein überschaubarer Zeitraum sein, für die Teuffers, Theißens, Barry und die anderen älteren Hausbewohner ist es jedoch noch eine lange Zeit, in der sie in ständiger Unsicherheit leben müssen.

Nachtrag: Wenige Tage nach Fertigstellung des Artikels erreichte diese Redaktion wieder eine Nachricht von einer schwerbehinderten Bewohnerin der Krohstraße 2, die namentlich nicht genannt werden möchte, dass an einem Sonntag Ende Juni wieder für Stunden wieder keiner vier Aufzüge ging. Auch an der Mieterhotline habe sie niemanden erreicht, berichtet sie. „Gnade uns Gott, wenn es mal einen medizinischen Notfall gibt, bei dem die Sanitäter wegen der Aufzugsausfälle nicht rechtzeitig in die oberen Stockwerke und Notfallpatienten nicht rechtzeitig nach unten und in die Klinik kommen“, sagt sie.