Rauchwolken über KölnDas hat es mit der „Fackeltätigkeit“ bei Shell auf sich

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Fackelbrand Godorf (1)

Die Fackel auf dem Gelände von Shell Energy and Chemicals Park Rheinland. 

Dichte Rauchwolken über dem Kölner Süden haben am Mittwochmorgen für viele Fragen gesorgt. In der Shell-Raffinerie in Köln-Godorf kommt es seit den Morgenstunden zu einer „Fackeltätigkeit“, Grund dafür ist ein Stromausfall. Die Feuerwehr gab eine Gefahrenmeldung heraus, Türen und Fenster sollten geschlossen bleiben. Was hat es mit dem Vorfall auf sich? Fünf Fragen und Antworten.

Was ist eine „Fackeltätigkeit“?

Die Rheinland-Raffinerie mit ihren zwei Werkteilen in Köln-Godorf und in Wesseling ist die größte Raffinerie in Deutschland. Hier arbeiten insgesamt 3000 Menschen. Wenn es dort zu Störungen kommt oder Anlagen abgeschaltet werden müssen, bleiben Gase und andere Stoffe in den Anlagen übrig, die kurzfristig nicht mehr weiterverarbeitet werden können.

So geschehen am frühen Mittwochmorgen: Wegen eines Stromausfalls wurden die Anlagen in Köln-Godorf abgeschaltet. „Damit es nicht zu bedrohlichen Situationen kommt, werden die Gase in den Anlagen dann an eine Fackel weitergeleitet, wo sie kontrolliert abgebrannt werden“, erklärt Jörg Nielsen, Pressesprecher von Shell. Je nachdem, wie komplex der Ausfall sei, komme es zu einem entsprechend großen „Fackelbild.“ Auch um 13.20 Uhr brannte die Fackel am Mittwoch noch. Wie lange dies noch der Fall sein wird, war am frühen Nachmittag noch nicht abzusehen.

Was war der Grund für die Störung?

Grund für die Störung war eine Spannungsunterbrechung im vorgelagerten Netz der Westenergie, so Rhein-Energie-Sprecher Eugen Ott. Gegen 2.45 Uhr trat der Stromausfall im Kölner Süden auf. Die Versorgungsschwankungen, erklärt Nielsen, hätten die Schutzvorrichtungen aktiviert: „Was in einem kleinen Haushalt das Flackern eine Birne ist, kann bei uns umfangreiche Schutzmaßnahmen auslösen.“ Diese haben dafür gesorgt, dass die Anlagen in Godorf heruntergefahren worden sind und Gas an die Fackel weitergeleitet werden musste. Es handelt sich um einen gesetzlich festgeschriebenen Notfallplan.

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Nach wenigen Minuten sei der Strom wieder da gewesen, so ein Polizeisprecher gegenüber dieser Zeitung. Weitere Meldungen von Stromausfällen, abgesehen von der Störung bei Shell, seien bei der Feuerwehr nicht eingegangen, so Ulrich Laschet, Sprecher der Feuerwehr.

Was waren die Folgen?

Gegen 3.30 Uhr informierte Shell Behörden und Anwohner über die Störung. Die Feuerwehr schickte Einsatzkräfte auf das Gelände, die aber nicht eingreifen mussten. Außerdem waren Feuerwehrleute im Stadtgebiet im Einsatz, um zu kontrollieren, ob der Fackelbrand Geruchsbelästigungen und Rußbildung auslöst. Weil dies nicht der Fall war, hob die Feuerwehr gegen 9.30 Uhr dann die Gefahrenmeldung auf.

Wie gefährlich ist so eine „Fackeltätigkeit“?

Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet betont, dass die Gefahr für die Bevölkerung bei solchen Fackelbränden gering sei. Der gesetzlich vorgeschriebene Notfallplan werde regelmäßig überprüft und eingeübt. Die größte Gefahr seien Geruchsbelästigungen und der Ruß, der beim Abbrennen entsteht.

Shell-Sprecher Nielsen ist nicht ganz zufrieden mit dem Ablauf des Sicherheitskonzepts: „Am Anfang hatten wir Probleme, die Meldung an die Behörden abzusetzen, weil wir schlicht keinen Strom hatten. Deswegen hat sich die Meldung um eine halbe Stunde verzögert. Danach liefen die Prozeduren aber gut ab.“

Wie geht es jetzt weiter?

Ziel von Shell sei es, die Anlagen in Godorf so schnell wie möglich wieder hochzufahren, „auch im Sinne der Versorgungsicherheit.“ Noch sei nicht ganz abzusehen, wann der Betrieb wieder komplett läuft. „Aber man kann von etwa einer Woche ausgehen“, sagt Nielsen. Die Wiederinbetriebnahme sei ein komplexer Prozess. „Wir beobachten die Situation genau. Einige Anlagen müssen runtergefahren werden, andere halten wir stabil und wieder andere werden jetzt wieder hochgefahren.“ In der Folge werde es auch in der kommenden Woche immer wieder zu neuen „Fackeltätigkeiten“ kommen.

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