So wohnt KölnGroße Loft-Wohnung mit restaurierten Möbeln hat Museums-Flair

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Der Kölner Lichtplaner Thomas Kurz in seiner Loft-Wohnung in Raderberg.

  • In unserer Serie „So wohnt Köln“ zeigen Kölnerinnen und Kölner, die in und an ungewöhnlichen Orten leben, ihr Zuhause.
  • Ob in schwindelerregender Höhe eines Hochhauses, in einem umgebauten Viehstall oder im schmalsten Haus Kölns.
  • Heute öffnet uns Thomas Kurz die Türen seiner 140 Quadratmeter großen Loft-Wohnung in Raderberg. – einer ehemaligen Werkshalle.

„Bei uns ist alles bunt, alt und kaputt“ – Wer Thomas Kurz von seinem 140-Quadratmeter-Zuhause in der Raderberger Straße 202 erzählen hört, denkt unweigerlich an alte WG-Zeiten zurück. Hat Bilder von zusammengeklaubtem Mobiliar, schlecht überlackierten Trödel-Truhen, schief zusammengebauten Regalen im Kopf.

Und liegt damit glatt zu hundert Prozent daneben. Denn das, was der Betreiber der Kunstsalon-Location gemeinsam mit seinem Ehemann in der zur Loftwohnung umgebauten ehemaligen Werkshalle liebevoll arrangiert hat, erinnert eher an museale Ausstellungsräume als an miese WG-Arrangements.

Kölner Lichtplaner nutzt jahrelange Erfahrung

Der gelernte Lichtplaner ist viel rum- und reingekommen in das Privateste seiner Kundinnen und Kunden, hat mit ihnen ihre vier Wände ausgestaltet, ausgestattet und – ausgemistet. „Licht ist Leben. Als Lichtplaner gehört es zum Alltag, gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden ein auf ihre Bedürfnisse perfektes Wohnkonzept zu entwickeln. Was ist zu viel? Was fehlt? Was sollte man optimieren?

In diesem Prozess hat sich so manch einer und manch eine schon von ungeliebten Stücken getrennt, die ich niemals hergegeben hätte, aber am Ende mit Freuden übernommen habe“, sagt Kurz und zwinkert, wie so oft, mit dem linken Auge.

Möbel für die Wohnung umfunktioniert

Auf diese Art und Weise hat das ein oder andere Schmuckstück seinen Platz in der Kurzschen Etagen-Wohnung gefunden: Der alte Deko-Tisch für Dessous zum Beispiel aus dem Hause Sinn Leffers dient heute, golden lackiert und mit einer Glasplatte versehen, als Spieltisch.

Der ausrangierte Leuchter aus einer Marienburger Villa schmückt, restauriert und mit edlen Steinen bestückt, das Wohnzimmer. Und der antike Brokat-Sessel von dem Großvater erhielt einen neuen Bezug, der alte wurde zum Sofa-Kissen umfunktioniert und zwischen Murmeltier-Kissen im Pop-Art-Style drapiert.

Möbel-Upcycling: Nichts wird weggeschmissen

Oder der große Wandspiegel, der Bauhaus-Stuhl, der Nachttisch, die Kommode aus dem Kloster der Cellitinnen, die italienischen Terrakotta-Fliesen in der Küche, sie alle erzählen eine Geschichte. Nichts darf weg. Alles wird aufgehübscht und wiederverwendet. Oder upgecycelt, wie es neudeutsch heißt.

Das Upcycling-Highlight schlechthin ist sicherlich die gesteifte Tapete im Wohnzimmer des Ehepaars. Und die ist nicht einfach nur gestreift, sie vereint sämtliche Farben, die der berühmte niederländische Künstler Rembrandt in den Bildern verwendete, die heute im Besitz des Amsterdamer Rijksmuseums und seiner weltweit größten Rembrandt-Sammlung sind.

Auch die Mutter steuerte Möbel bei

Dann gibt es da noch das ein oder andere Erbstück der „Edel-Messi-Mutter“, wie Kurz sagt. „Mein Euskirchener Elternhaus aus den Sechzigern war bis zum Dach gefüllt mit antikem Mobiliar, Gemälden und Porzellan. Doch anders als dort, werden bei uns die Erinnerungsstücke nicht in Glasvitrinen verstaut, sondern im Alltag genutzt.“ Und mit (post-)modernem Interieur kombiniert – Historie trifft Gegenwart. Dieser Mix im Inneren spiegelt die Architektur des Gebäudes wieder, das das Herzstück des Stadtquartiers Raderberg bildet und früher einmal eine Werkhalle war.

Grundstück in Köln: Früher Werkhalle, heute Wohngebiet

Mehr als hundert Jahre lang wurde das an der Grenze zu Zollstock gelegene Areal gewerblich genutzt. Zunächst war dort die 1870 gegründete Maschinenfabrik Meyer, Roth und Pastor beherbergt, später das Farben- und Lacke-Unternehmen Löring.

Das Verwaltungsgebäude aus der Gründerzeit ließ der Investor gegen den Widerstand aus der Bevölkerung abreißen, übrig blieb die Industriehalle mit ihrer charakteristischen Sägezahndachform, die vom Jahr 2009 an in dreijähriger Bauzeit zu 21 zwischen 85 und 180 Quadratmeter große Loftwohnungen umgewandelt wurde. Daneben entstanden 20 Stadthäuser und ein Mehrfamilienhaus mit 22 Geschosswohnungen.

Über zwanzig Loft-Wohnungen auf zwei Etagen

Die 21 Loft-Wohnungen des Herzstücks, in dem auch Thomas Kurz und sein Ehemann zuhause sind, sind auf zwei Etagen verteilt. Die obere ist über eine metallene Treppe und eine kleine Terrasse, die jeder Wohnung vorgelagert ist und Tür an Tür liegt, erreichbar.

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„Das ist mir alles zu eng, dachte ich am Anfang. Inzwischen wissen wir die Nähe zu schätzen, die uns hervorragend durch die kontaktbeschränkte Pandemie-Zeit gebracht hat“, sagt Kurz. Außerdem gibt es ja die Codes, die sich innerhalb der Anwohnerschaft etabliert haben. Tür auf heißt: Bitte eintreten, gerne mit einer Flasche Wein – „Dann kochen wir gemeinsam, spielen Karten oder diskutieren“. Tür zu bedeutet: Bitte draußen bleiben! Doch Codes hin oder her: „Unsere Labrador-Dame Mila öffnet mit ihrem Blick eh jede Tür, womit auch der Weg zu den Kühlschränken frei ist“, sagt Kurz. Schließlich fällt man in der Raderberger Straße 202 quasi mit der Tür in die Küche.

Gehobene Ausstattung und „Großartige Gemeinschaft“

Daneben ist den Anwohnerinnen und Anwohnern eine gehobene Wohnungsausstattung gemein, sprich: eine emissionsarme Fernwärme-Fußbodenheizung, Parkettfußboden, hochwertige Holzfenster, eine große Terrasse, plus einem kleinen Balkon und elektrische Schiebeläden, was im Sommer von Vorteil ist, denn die Wohnungen sind mit großen Fensterfronten bestückt. All das hat seinen Preis, „der für Kölner Verhältnisse inzwischen leider eher günstig ist“, sagt Kurz. Zwischen 900 und 1600 Euro Kaltmiete zahlt man je nach Größe – „Lebt dafür großartig, in einer großartigen Gemeinschaft.“   

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