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Polizist verletztFeuer zerstört Wohnhaus in Köln – Warum brannte die Fassade so schnell ab?

Lesezeit 3 Minuten
27.05.2025, Köln: In der Nacht zu Dienstag (27. Mai) ist ein Feuer in Köln-Raderberg ausgebrochen. Die Feuerwehr wurde gegen 2 Uhr über die Polizei alarmiert. Nach ersten Erkenntnissen brannte ein Motorroller vor einem Mehrfamilienhaus an der Brühler Straße. Foto: Arton Krasniqi

Die Flammen griffen von einem brennenden Motorroller auf das Haus an der Brühler Straße über und zerstörten die Fassade und vier Wohnungen.

Die Polizei vermutet Brandstiftung und sucht Hinweise auf den oder die Täter.

Die komplette Fassade des vierstöckigen Wohnhauses in der Brühler Straße in Raderberg ist verbrannt, selbst vom Putz ist am Dienstagmorgen nichts mehr übrig. Vom Erdgeschoss bis zum Dachstuhl ist das Gebäude von außen tiefschwarz verrußt. Auf dem Gehweg neben der Haustür liegen verkohlte Trümmer und Reste von gelbem Dämmmaterial. In der Nacht hat hier ein Feuer gewütet.

Bei den Rettungsarbeiten wurde ein Polizist leicht verletzt. Die ausnahmslos älteren bis hochbetagten Bewohnerinnen und Bewohner kamen mit dem Schrecken davon. Die Feuerwehr rätselt, wieso die Fassade derart schnell abbrennen konnte, die Polizei ermittelt die genaue Brandursache.

Köln: Zweites Feuer nur hundert Meter weiter

Fest steht für die Ermittler schon jetzt: Es war Brandstiftung. Nach ersten Erkenntnissen wurde gegen 1.45 Uhr womöglich ein Motorroller angezündet, der dicht vor dem Haus abgestellt war. Die Flammen griffen in Windeseile auf das Gebäude über, und das so schnell, dass auch die Feuerwehr überrascht war – und sofort weitere Einsatzkräfte nachalarmierte. „Dass ein Feuer derart schnell bis nach ganz oben durchzündet, ist sehr ungewöhnlich, das sieht man selten“, sagte Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet.

Der Brand brach am Dienstag (27.5.) gegen 1.45 Uhr in der Brühler Straße in Köln-Raderberg aus.

Der Brand brach am Dienstag (27.5.) gegen 1.45 Uhr in der Brühler Straße in Köln-Raderberg aus.

Offenbar waren in der Fassade brennbare Stoffe verbaut. Verboten ist das allerdings nicht grundsätzlich. Bis zu einer Höhe von 21 Metern ist beispielsweise auch das beliebte, aber brennbare Styropor als Dämmstoff in Deutschland erlaubt. Die Begründung: So hoch reichen die Drehleitern der Feuerwehr. Erst in den Etagen darüber ist feuerfestes Material oder zumindest ein von feuerfestem Material umschlossener Dämmstoff vorgeschrieben. Die Vorschriften sind bei Experten durchaus umstritten, die Feuerwehr würde sie wohl lieber heute als morgen ändern. Welches Material in dem Haus an der Brühler Straße verbaut war, ist bislang unklar.

Köln: Umstrittene Bauvorschriften bei Wärmedämmung

Ein verheerender Hochhausbrand in London 2017 hatte damals auch hierzulande ein Schlaglicht auf die Bauvorschriften bei Fassadendämmungen geworfen. Die Außenmauer des Grenfell Towers war mit brennbaren Fassadenteilen aus Aluminium und Kunststoff isoliert, was wie Brandbeschleuniger wirkte. 72 Menschen starben.

Die Flammen breiteten sich rasend schnell auf der Fassade nach oben aus.

Die Flammen breiteten sich rasend schnell auf der Fassade nach oben aus.

Dass der Brand in Raderberg am Dienstagmorgen für die Bewohner letztlich glimpflich und ohne Verletzungen endete, ist dem Einsatz von Feuerwehr und Polizei zu verdanken. Ein Polizist hatte nach Rücksprache mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr mehrere Mieterinnen und Mieter aus verschiedenen Wohnungen in einer Wohnung im ersten Obergeschoss in Sicherheit gebracht, die noch nicht von den Flammen bedroht war. Feuerwehrkräfte löschten die Hauswand und verhinderten, dass das Feuer auch auf den rückseitigen Dachstuhl und auf die Nebengebäude übergriff. Dabei kam auch eine neuartige „Gelenkdrehleiter“ zum Einsatz, die den Feuerwehrleuten die Arbeit erleichterte. Anschließend konnten die Bewohner im ersten Stock das Haus sicher verlassen. Die Löscharbeiten dauerten eine knappe Stunde.

Der Sachschaden liegt laut Polizei im sechsstelligen Bereich. Vier Wohnungen sind so stark beschädigt, dass sie vorerst nicht mehr genutzt werden können. Für zwei Mietparteien stellte die Stadt noch in der Nacht eine Notunterkunft bereit, die für Fälle wie diesen vorgehalten wird.

Die Polizei jagt jetzt möglicherweise einen Serienbrandstifter. Denn noch während die Feuerwehr die Flammen an dem Haus löschte, bemerkten Einsatzkräfte nur hundert Meter weiter eine brennende Mülltonne auf der Brühler Straße. „Mehrere Fenster des angrenzenden Gebäudes wurden zerstört“, berichtete Polizeisprecher Benno Groß. In beiden Fällen geht die Kripo von Brandstiftung aus und prüft einen Zusammenhang. Das Kriminalkommissariat 15 bittet Zeugen, die etwas Verdächtiges beobachtet haben, sich unter der Rufnummer 0221/229-0 zu melden.