Kölner Kleingärtner gekündigtStadt sieht sich im Recht – Verein erwägt Klage

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Den Kleingärtnern im Faßbenderkaul wurde gekündigt, doch sie wehren sich.

„Wir sind alle sehr enttäuscht vom Rat und der Frust unter den Pächtern ist riesig“, erklärt Simon Burger, Sprecher des Kleingartenvereins Köln Süd e.V. In der Anlage Faßbenderkaul, die zum Verein gehört, kündigte die Stadt elf Gärten, weil ein Investor auf dem benachbarten Grundstück Bonner Straße 536 bauen will und für dieses Vorhaben einen Teil der Gartenanlage beansprucht.

Kölner Kleingartenverein: Kündigung ist nicht rechtens

Eigentümer der Grundstücke ist die Stadt. Der Verein hält die Kündigungen für nicht rechtens. „Es liegt kein Bebauungsplan vor, der ist aber für ein Bauvorhaben notwendig. Es sei denn, es handelt sich um ein Innenbereichsvorhaben, das ist hier nicht der Fall“, erläutert Burger. In einem Brief an alle Ratsmitglieder hatte der Verein seine Position dargelegt und gehofft, diese würden in ihrer Sitzung Ende Juni Abstand vom Verkauf der Grundstücke nehmen.

Der Ernährungsrat Köln und der BUND hatte den Verein im Kampf unterstützt. Der Rat stimmte dem Verkauf der Flächen jedoch zu – im nicht öffentlichen-Teil der Sitzung. Das Ergebnis sickerte jedoch durch und der neue Investor des Bauvorhabens – die WvM Immobilien und Projektentwicklung GmbH – bestätigte, neuer Eigentümer der Grundstücke zu sein. „Dann bleibt jetzt nur noch der Rechtsweg“, bedauert Burger.

Kleingärten sollen weg – trotz langer Wartelisten

Klagen soll aus Sicht des Vereins der Kreisverband Kölner Gartenfreunde e.V, da an ihn als Zwischenpächter die Kündigungen der Stadt gegangen waren. „Wir heißen das Verhalten der Stadt keineswegs gut und lassen derzeit prüfen, ob wir Klage erheben können“, erklärt Michael Franssen vom Kreisverband.

„Wir haben einen Riesenbedarf an Kleingärten in Köln, die Wartelisten sind im Innenstadtbereich so lang, dass sie geschlossen wurden, weil die Interessenten zehn Jahre warten müssten. In den Außenbereichen ist es etwas besser, aber auch dort gibt es keine freien Gärten“, so Franssen. Ersatzgärten könnte die Stadt den betroffenen Pächter realistischerweise daher nicht anbieten.

Kleingärtner: „Keiner weiß, wie es weitergeht“

Die Rede sei zwar mitunter von einer Anlage in Immendorf als Alternative, so Franssen. „Aber die Anlage dort gibt es noch gar nicht und die finanziellen Mittel dafür sind auch nicht freigeben“, erläutert er. Immendorf sei viel zu weit. Und einen neuen Garten von Grund auf anlegen, das könne er auch nicht mehr, sagt Klaus Waskow, 73.

Der Bayenthaler gärtnert seit über 20 Jahren in Raderthal und gehört zu den gekündigten Pächtern. „Die Stimmung ist denkbar schlecht. Wir wissen nicht, ob wir tatsächlich zum Ende des Jahres rausmüssen. Wir wissen nicht, welche Entschädigungen wir bekommen, falls wir raus müssen. Es wurden uns auch noch keine Ersatzgärten angeboten. Wir wissen nicht, ob gegen die Kündigungen geklagt wird. Keiner weiß, wie es weitergeht“, schildert Waskow verzweifelt. Auch er hofft, dass der Kreisverband klagen wird.

Stadt sieht sich im Recht – BUND mit heftiger Kritik

Die Kündigung der Kleingärten erfolgte aus Sicht der Stadt form- und fristgemäß, teilte sie auf Anfrage mit. Bis Ende der Woche will der Kreisverband entschieden, ob er den Rechtsweg beschreitet.

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Heftige Kritik an der „rückwärtsgewandten Entscheidung“ des Stadtrats übte BUND-Vorstandsmitglied Helmut Röscheisen. „Eine Politik des weiter so mit zunehmender Zersiedelung von Boden und Flächen können wir uns angesichts der Klimagefahren und der Vernichtung der biologischen Vielfalt nicht länger leisten“, betonte er.

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