Sorgen im Tierheim in Köln-Zollstock„Alles ist teuer, die Menschen spenden weniger“

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Tierheim

Petra Gerigk (l) und Anne-Katrin Kolditz 

Köln – Corona, Ukraine-Krieg, Sommerferien – das hat Auswirkungen auf das Tierheim. Wie ist die aktuelle Situation bei Ihnen? Anne-Katrin Kolditz Wir sind rappelvoll, so voll waren wir noch nie. Derzeit haben wir zwei Hunde, sechs Katzen und zwei Leguane von Geflüchteten aus der Ukraine. Zum Teil sollen wir die Tiere vermitteln, zum Teil möchten die Menschen sie zurückholen, sobald es ihre Situation zulässt. Wir haben die Tiere sozusagen in Pension, nehmen aber dafür natürlich kein Geld. Teilweise waren die Tiere krank und wir hatten dadurch Tierarztkosten im vierstelligen Bereich.

Sommerfest am Samstag

Zollstock Tierheim

Auch Katzen leben im Tierheim Zollstock.

Das Sommerfest des Tierheims beginnt am Samstag, 25. Juni, um 11 Uhr. Es endet um 18 Uhr.  Es wird einen kleinen Flohmarkt geben und Stände rund ums Tier. Eine Hüpfburg und Kinderschminken gehören zum Programm, genau  wie Aufführungen der Hundeschule Clever Canin aus Zollstock, die  um 13 und 16 Uhr  die Arbeit von Mantrailern zeigen wird. Auch für Essen und Getränke ist gesorgt.

Petra Gerigk: In den Sommerferien erwarten wir auch etwas „Zuwachs“, aber dieser ist, Gott sei Dank, seit etwa zehn Jahren rückläufig. Es gibt heute ein viel breiteres Angebot an Tierpensionen, das die Tierhalter zum Glück nutzen. Durch Corona sind allerdings sehr viele Tiere bei uns gelandet. Die Menschen haben sich im Homeoffice Hunde, Katzen, Vögel, Kaninchen und alles Mögliche angeschafft und als sich der Alltag wieder normalisierte und die Menschen in ihr normales Leben zurückkonnten, merkten sie, dass Hund, Katze und Co nicht dazu passen.

Die Tierheim-Leitung

Petra Gerigk ist die langjährige Leiterin des Konrad-Adenauer-Tierheims in Zollstock. Anne-Katrin Kolditz ist die erste Vorsitzende des ehrenamtlichen Vorstandes des Kölner Tierschutzvereins von 1868, der zum Tierheim gehört.

Wie haben sich Corona und Krieg auf die finanzielle Situation im Tierheim ausgewirkt?

Anne-Katrin Kolditz Wir haben ganz herbe Einbußen. Wir bekamen viel weniger Spenden, da die Leute in Kurzarbeit waren und selbst weniger zur Verfügung hatten. Wir hatten lange geschlossen, da fehlten dann die 5 bis 20 Euro, die viele Besucher in unsere Spendendose stecken. Dann konnten wir zwei Jahre unser Sommerfest und unsere Adventsfeier, durch die wir Einnahmen haben, nicht durchführen. Und jetzt spüren wir ganz deutlich die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der Inflation. Alles ist teuer und die Menschen spenden weniger. Daher freuen wir uns so, dass morgen unser Sommerfest stattfinden kann und wir uns dadurch wieder sichtbarer machen können.

Wo brauchen Sie besonders Unterstützung im Moment?

Petra Gerigk Natürlich für die Versorgung der Tiere, Futter, Tierarzt und alles, was dazugehört. Die Stadt zahlt uns eine Pauschale für die Fundtiere und die sicher gestellten Tiere, maximal für sechs Monate. Aber die Pauschale reicht nicht und wenn die Tiere länger bleiben, müssen wir sie komplett alleine finanzieren. Wie auch die Tiere, die privat bei uns abgeben werden. Dann wird der Neubau unseres Futterhauses fast doppelt so teuer wie ursprünglich geplant, da wir lange auf die Baugenehmigung warten mussten und in der Corona-Zeit kaum Handwerker zu bekommen waren.

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Durch die Verzögerung verteuert sich alles. Dringend müssen wir auch ein Katzenhaus wegen Pilzbefall sanieren. Darüber hinaus würden wir uns über Ehrenamtler freuen, die Lust haben, uns zuverlässig und regelmäßig bei der Arbeit im Tierheim zu unterstützen, vor allem vormittags bei der Pflege.

Welche Tiere möchten Sie im Moment besonders dringend vermitteln?

Anne-Katrin Kolditz Da ist einmal Sunny, eine etwa sechs Jahre alte American Bulldog Mix-Hündin. Sie ist seit vier Monaten bei uns, wurde verletzt auf der Straße gefunden. Sie war nicht registriert und nicht gechipt. Wir vermuten, dass sie als „Wurfmaschine“ benutzt wurde, weil sie ein sehr ausgeprägtes Gesäuge hat. Sie ist sehr lieb und total entspannt.

Petra Gerigk Auch für Tedi und Alfons suchen wir dringend ein neues Zuhause. Tedi ist schon älter, ein kleiner Malteser-Mischling und sehr lieb. Alfons ist ein Dogo Argentino-Mischling. Er ist zwei Jahre alt, taub und ganz brav.

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