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Treppe ins NichtsDenkmalschützer kritisieren Sanierungspläne für Rodenkirchener Fort

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann steht vor einem alten Gemäuer, das durch einen Bauzaun abgesperrt und das zur Hälfte mit einer weißen Plane abgedeckt ist.

Robert Schwienbacher möchte das preußische Fort und den Rosengarten als Gesamt-Ensemble saniert sehen.

Denkmalschützer wollen, dass auch der Rosengarten auf dem Zwischenwerk wieder hergerichtet wird.

Das Zwischenwerk VIII b am Militärring in Rodenkirchen ist Teil des Kölner Festungsrings. Über Jahrzehnte war es ein von der Natur überwuchertes Gemäuer, bis vor 20 Jahren engagierte Bürger den Verein Kölner Festungsmuseum gründeten und das historische Erbe zum Leben erweckten. „Unsere kostenlosen Führungen sind stets gut besucht. Umso ärgerlicher ist es, dass seit dem Einsturz einer Außentreppe, die zum oben liegenden Rosengarten führte, eine Plastikplane, die das bröckelnde Gemäuer vor Regen schützen soll, den Anblick verschandelt. Und das seit fast sechs Jahren. „Die Stadt vertröstet uns von Jahr zu Jahr“, sagt Robert Schwienbacher, der Vorsitzende des Vereins Kölner Festungsmuseum.

Streit um Rosengarten auf dem Dach des Forts in Rodenkirchen

Die eingestürzte Treppe gehört nicht zum preußischen Erbe. Sie wurde in den 20-er Jahren errichtet, um den Rosengarten auf dem Dach des Forts zu erreichen, der nach Plänen des Landschaftsarchitekten Fritz Encke angelegt wurde. Die Treppe wurde damals direkt an das preußische Bauwerk angebaut und bildete den einzigen Zugang zum Rosengarten. Zum Wiederaufbau scheint es jetzt zwei Vorstellungen zu geben. „Das Zwischenwerk steht ebenso wie die dazugehörige Treppe unter Denkmalschutz. Da die Treppe einsturzgefährdet war, musste sie abgerissen werden. Ziegel und Treppenstufen wurden eingelagert und werden bei der Errichtung einer neuen Treppe baulich integriert. Die aktuelle Kostenschätzung beläuft sich auf rund 400.000 Euro“, antwortet die Stadt auf Nachfrage.

Robert Schwienbacher wundert sich darüber, dass die Stadt die eingestürzte Treppe als denkmalwürdig erachtet und für viel Geld wiederaufbauen möchte. „Wir haben jetzt die einmalige Chance, zwei historische Bauwerke, das Zwischenwerk VIII b aus preußischer Zeit und den Rosengarten aus den 20-er Jahren zu erhalten und durch einen modernen Aufgang zu verbinden. Das gesamte Denkmalensemble würde so ein touristischer Magnet.“ Doch die Planungen der Stadt scheinen endgültig zu sein.

„Die Entwurfsplanung für die neue Treppe ist abgeschlossen, und das Vergabeverfahren für die erforderlichen Gewerke in Vorbereitung. Der Beginn der Bauarbeiten ist für das dritte Quartal 2023 vorgesehen“, so die Stadt Köln. Robert Schwienbacher wünscht sich, dass man die Entscheidung noch einmal überdenkt. Eine barrierefreie Erschließung des Rosengartens an anderer Stelle wäre aus seiner Sicht sinnvoller, der Wiederaufbau der Treppe an alter Stelle vertrage sich weder mit dem preußischen Fort noch mit dem gärtnerischen Encke-Erbe.

Man sollte den neuen Aufgang auf jeden Fall optisch vom preußischen Fort trennen, denn die erhaltene Kaponniere ist einzigartig in Deutschland
Robert Schwienbacher, Verein Festungsmuseum Köln

„Man sollte den neuen Aufgang auf jeden Fall optisch vom preußischen Fort trennen, denn die erhaltene Kaponniere am Zwischenwerk VIII b ist einzigartig in Deutschland. Die 400.000 Euro sollten im Sinne des Denkmalschutzes optimal investiert werden“, erklärt Robert Schwienbacher. Eine Kaponniere ist ein gemauerter Festungsgang oder -raum, der aus einem Festungswall hervorragt. Konkrete Vorschläge zu einer barrierefreien Verbindung zwischen Fort und Rosengarten habe der Verein geliefert. 

Egal wo der neue Zugang gebaut wird, er führt auf ein Hochplateau, das derzeit eine verwahrloste Grünfläche ist. Dieser Zustand wird laut Stadt wohl auch so bleiben: „Aufgrund des hohen Pflegeaufwands ist derzeit kein neuer Rosengarten mit Rosen geplant. Es wird voraussichtlich eine Begrünung erfolgen.“ 


Der Kölner Festungsring

Köln war lange die größte Festungsstadt Europas. Der äußere Festungsring rund um Köln hat eine Länge von 42 Kilometern und wurde von den Preußen Ende des 19.Jahrhunderts gebaut. Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die Kölner Festungswerke aufgrund des Versailler Vertrages geschleift werden. Von den einst zwölf großen Forts und 23 Zwischenwerken wurden die meisten zerstört. In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts setzte sich der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer für die Rettung einiger Festungsteile ein.

Er ließ einen grünen „Masterplan“ erarbeiten, der auch die Umwidmung der preußischen Relikte in Parks, pädagogische Stätten und Sportanlagen enthielt. Die Umsetzung der „grünen Lunge“ lag damals in den Händen von Gartendirektor Fritz Encke. Mitte der 1970-er Jahre wurden die noch vorhandenen Bauwerke des äußeren Festungsringes unter Denkmalschutz gestellt. Mehrere Vereine u.a. Crifa und das Kölner Festungsmuseum bemühen sich um den Erhalt der gefährdeten Bausubstanz.

Gemeinsam und unterstützt durch die Stadt Köln veranstalten sie einmal im Jahr den „Tag der Forts“, an dem interessierte Bürger und Bürgerinnen alle noch verbliebenen Festungsanlagen besichtigen können. Am Sonntag, 4. Juni , ist es wieder so weit. 

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