Abo

Köln-RodenkirchenSabine Müller heißt die neue Bezirksbürgermeisterin

4 min
Drei Frauen und zwei Männer stehen zusammen vor dem Interims-Bezirksrathaus von Rodenkirchen.

Sabine Müller (Mitte) mit ihren Fraktionskollegen Susanne Bercher-Hiss, Bodo Schmitt, Oliver Ismail und Rebecca Traubauch vor ihrer Wahl am 3. November zur Bezirksbürgermeisterin

Sabine Müller von den Grünen heißt die neue Bezirksbürgermeisterin im Kölner Süden. Sie setzt auf kinderfreundliche Mobilität und mehr Grün.

Frisch verheiratet, seit 40 Jahren in Köln, seit 30 Jahren bei den Grünen und Anfang November an die Spitze der Bezirksvertretung Rodenkirchen gewählt – 2025 ist für Sabine Müller ein spannendes Jahr. Die 62-Jährige freut sich auf ihre neue Aufgabe: „Ich will viel im Bezirk unterwegs sein und auch dahin gehen, wo es nicht kuschelig ist – etwa dorthin, wo die Wahlbeteiligung gering war, und schauen, woran das liegt. Als Bezirksbürgermeisterin werde ich die Interessen aller im Blick haben“, sagt sie.

Lokalpolitikerin mit viel Erfahrung

Müller ist in der Lokalpolitik kein Neuling. Zehn Jahre – von 2004 bis 2014 – saß sie für die Grünen im Rat und leitete fünf Jahre den Ausschuss für Umwelt und Grün. Danach folgten sechs Jahre in der Bezirksvertretung Rodenkirchen, bevor sie aus beruflichen Gründen pausierte. „Mir war klar, dass ich zurückkehren will, sobald ich wieder Zeit habe. Die Arbeit in der BV reizt mich besonders, man ist näher an den Menschen“, sagt sie.

Die promovierte Geophysikerin bringt Verwaltungserfahrung mit: Sie leitete im Rhein-Erft-Kreis ein Amt für Kreisentwicklung, war Umweltkoordinatorin und zuvor 17 Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut in Euskirchen. Seit Ende 2023 ist sie im Vorruhestand – und kann sich nun ganz ihrem Bezirk Rodenkirchen widmen.

Tempo 30 und starke Nachbarschaften

Ein wichtiges Anliegen ist ihr die kinderfreundliche Mobilität. „Kinder müssen sich sicher bewegen können, auf dem Schulweg, aber auch zu Freunden oder Vereinen“, sagt sie. Dafür setzt sie auf Tempo 30, freie Kreuzungsecken und gute Beleuchtung. „Das kommt allen zugute, auch Älteren, die sich im Verkehr oft unsicher fühlen“, so Müller.

Auch die Stärkung der Nachbarschaften steht oben auf ihrer Liste. „Wir haben in Rodenkirchen gute Strukturen – Nachbarschaftshilfen, Seniorennetzwerke, Kirchen. Diese will ich unterstützen. Ich komme gerne zu Veranstaltungen, wenn ich eingeladen werde“, verspricht sie.

Auch die Verkehrswende im Kölner Süden will Müller voranbringen. „Wir müssen Fuß- und Radverkehr stärken, Carsharing ausbauen und den ÖPNV verbessern“, sagt sie. Wichtig sei die Verlängerung der Gürtellinie 13, zunächst bis zur Bonner Straße. Gleichzeitig hat sie die Autofahrer im Blick: „Wir haben hohen Parkdruck. Das Bewohnerparken in Bayenthal muss endlich umgesetzt werden, und Projekte wie Feierabend-Parken und Quartiersgaragen müssen weiter vorangetrieben werden“, betont die neue Bezirksbürgermeisterin.

Auch für mehr Grün im Bezirk will sie sorgen: „Im Hinblick auf Hitze und Starkregen müssen wir entsiegeln und neue Bäume pflanzen, nicht nur in Parks, sondern auch im Straßenraum.“

Ortsmittelpunkt für Meschenich

Meschenich liegt ihr besonders am Herzen. „Die Umgehungsstraße hat den Verkehr entlastet, aber der Ort braucht mehr Aufenthaltsqualität, Treffpunkte und einen richtigen Ortsmittelpunkt. Daran wollen wir arbeiten, und zwar jetzt, nicht erst, wenn die Linie 5 nach Meschenich fährt“, erklärt Müller Sie weiß, dass die Einflussmöglichkeiten der BV begrenzt sind, will aber Chancen, die sich für den Bezirk bieten, so gut wie möglich nutzen.

Auch privat ist die gebürtige Stuttgarterin eng mit dem Kölner Süden verbunden. Nach Jahren in Sürth und der Südstadt lebt sie seit 15 Jahren in Zollstock. „Ich finde es prima hier – kurze Wege, alles in der Nähe.“ Müller fährt gern Rad, auch im Urlaub mit ihrem Mann Bodo Schmitt, ebenfalls Grünen-Mitglied in der BV. „Seit ich ein Pedelec habe, muss ich bei Steigungen auf ihn warten“, erzählt sie lachend.

Neben Politik und Radfahren ist Singen ihre Leidenschaft – sie singt in einem A-Cappella-Chor. Auch Lesen gehört zu ihrem Alltag: „Vor allem Zeitungen und Sachbücher, zu Klima, Umwelt, aktuell zu Künstlicher Intelligenz“, berichtet Müller. Sie hat drei erwachsene Kinder und eine Enkelin.

Die Arbeit in der BV werde durch die neue Zusammensetzung nicht einfacher, weiß die neue Bezirksbürgermeisterin. „Wir – die demokratischen Parteien und Fraktionen – müssen an einem Strang ziehen. Das heißt auch: Wir müssen Kompromisse schließen“, betont sie. „Ich bin dazu bereit“, so Müller.