Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Rodenkirchener KarnevalszugHohe Sicherheits-Auflagen setzen Organisatoren unter Druck

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Die Botterblömche sind traditionell beim Zoch in Rodenkirchen dabei.

Köln-Rodenkirchen – „Et bleev wie et wor, mit unserm Zooch wie in all dene Johr“, das steht auf der Internetseite der Interessengemeinschaft Rodenkirchener Karnevalszug (IGRK). Aber in diesem Jahr kommt es anders als in „all dene Johr“. Diesmal muss die IGRK erstmals hohe Sicherheitsauflagen erfüllen. Das hat das Kölner Ordnungsamt den Zug-Organisatoren vor zwei Wochen mitgeteilt, also recht kurzfristig. Das bedeutet einen erheblichen Mehraufwand und zeitlichen Druck für die durchweg ehrenamtliche Organisation des Sonntagszuges. Und teuer wird es auch.

Bei einer Krisensitzung im Bistro verde stellte der Rodenkirchener Zugleiter Simon Schwieren zusammen mit der Vorsitzenden der IGRK Petra Zünkler-Walterscheidt und dem Geschäftsführer Bernd Nahrendorf die Neuerungen den gut 50 Gästen vor – Vertretern von Vereinen, Politikern und Zugteilnehmern.

Das könnte Sie auch interessieren:

Pro 15 Teilnehmer in den Fußgruppen muss jeweils eine Ordnungsperson auf jeder Seite eingesetzt werden. Bei den rund 1400 Teilnehmern sind das alleine 200 Zugbegleiter. Dazu kommen noch die Wagenengel – an jedem Fahrzeugreifen einer. „Wir werden bis zu 300 Begleiter brauchen“, rechnet Schwieren vor. „Wir werden in ein Korsett gesteckt, in dem wir nicht mehr atmen können. Unsere Züge haben bisher immer funktioniert, wir hatten Wagenengel, drei Polizisten gingen vorne mit, und hinten fuhren der Krankenwagen und die AWB. Und jetzt?“, fragt sich Schwieren.

Alle 300 Begleiter sollen namentlich registriert, nummeriert und mit einer Armbinde ausgestattet werden. Alle müssen älter als 18 Jahre sein. Auch mehr Drängelgitter und mehr professionelle Sicherheitsleute an den Absperrungen sind diesmal nötig. Damit es sich am Kreisel Haupt- und Maternusstraße nicht mehr so knubbelt wie im vergangenen Jahr, wird erstmals der Zugweg umgedreht. Auf diese Weise kommen sich Kopf und Schwanz des Lindwurms nicht mehr in die Quere an dieser neuralgischen Stelle. „Aber für viele Rodenkirchener ist das ein No-Go“, sagt der Zugleiter, der vor zwei Jahren die Aufgabe übernommen hat.

Wenn die Züge immer ernster werden, habe das nichts mehr mit Fastelovend zu tun. Die strengen behördlichen Auflagen sind die gleichen wie die beim Rosenmontagszug, und sie gelten eigentlich schon immer auch für die Veedelszüge. Aber bislang habe es ein „Gentleman’s Agreement“ mit der Verwaltung gegeben, so dass die Vorgaben in den Veedeln lockerer gehandhabt werden konnten. Allerdings nimmt die Zahl der Zuschauer beim Rodenkirchen-Zug ständig zu, mittlerweile sind es mindestens 60 000. Das bedeute eine andere Gefahreneinstufung und erfordere wie bei allen Großveranstaltungen zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen, heißt es von städtischer Seite.

Kontrollen angekündigt

Das Kölner Ordnungsamt hat strenge Kontrollen angekündigt. Auch mehr Polizei wird anwesend sein. Zudem hat es im vergangenen Jahr bei der Auflösung des Zuges Verstöße gegeben – einige Zugteilnehmer fuhren nach dem Zoch quasi privat auf dem Festwagen nach Hause. Auch deshalb will das Ordnungsamt stärker kontrollieren. Die ebenfalls großen Umzüge in Weiß und Rondorf/Hochkirchen sind von den verschärften Sicherheitsvorkehrungen nicht betroffen, sie haben die Genehmigungen bereits erhalten.

Auch finanziell haben die neuen Anforderungen gravierende Folgen: Bisher zahlt eine Gruppe beim Rodenkirchener Zug pauschal 60 Euro und zusätzlich pro Person sechs Euro, Kinder weniger. Damit konnten bislang die Kosten für die Durchführung des Zuges in Höhe von rund 6000 Euro gut gedeckt werden. Jetzt rechnet die IGRK mit 12 000 bis 15 000 Euro. „Wenn man die privaten Ausgaben der Zugteilnehmer etwa für Wurfmaterial, Wagenbau, Blumenschmuck dazu zählt, liegen wir bei mindestens 20 000 Euro“, sagt Schwieren.

Eine Unterstützung seitens der Stadt sei dringend nötig, damit auch in Zukunft in den Randbezirken der Brauchtums-Karneval stattfinden könne.

„Die Stadt Köln brüstet sich mit ihren bunten Veedeln und mit dem tollen Karneval, der hier stattfindet; aber wir sind auf uns selbst gestellt“, kritisierte Schwieren die neuen finanziellen Anforderungen in Richtung Kölner Festkomitee.

DER UMGEDREHTE ZOCH

Der „umgedrehte“ Rodenkirchen-Zug startet am Sonntag, 3. März, um 15 Uhr am nördlichen Ortseingang auf Höhe Villa Nova/Brauhaus Quetsch. Er endet an der Grüngürtelstraße und löst sich in Richtung Weiß auf. Ein Rikscha-Fahrdienst wird eingerichtet, der Zugteilnehmer und Zuschauer auf Wunsch nach dem „Zoch“ ins Zentrum von Rodenkirchen bringt. Bezirksbürgermeister Mike Homann hat für alle Züge im Bezirk Rodenkirchen eine Unterstützung in Höhe von 2500 Euro angekündigt. Die Bürgervereinigung Rodenkirchen finanziert das Aufstellen von zehn Klo-Häuschen am Zugrand.

www.karneval-rodenkirchen.de