Der geplante achtspurige Ausbau der A4 bedroht zahlreiche Kleingärten im Kölner Süden. In Höningen könnten über 90 Parzellen verschwinden.
Autobahn statt grüner OasenA4-Ausbau bedroht Kleingärten in Höningen und weiteren Anlagen

Kleingärten bieten Erholung und sind ökologisch wertvoll. Durch den geplanten Ausbau der A4 im Kölner Süden würden viele Gärten verschwinden – auch in der Anlage Köln-Höningen.
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Die Gemüsefelder sind leer, an einzelnen Bäumen hängen noch Quitten und Birnen, Astern und Anemonen leuchten lila und rosa im Herbstgrau. Die meisten Kleingärten werden schon aufgeräumt und winterfest gemacht. Die Gärtner in der Anlage Köln-Höningen lieben ihre Gärten und hegen und pflegen sie. „Diese Stücke Natur bieten einen wunderbaren Erholungsraum. Wir sind immer bemüht, gerade Familien mit Kindern, die keinen Balkon haben, geschweige denn einen eigenen Garten, die vielleicht im Hochhaus leben, hier etwas eigenes Grün zu ermöglichen“, sagt Stefan Teichmann, zweiter Vorsitzender des Vereins.

Stefan Teichmann, Dennis König und Marco Thiebes setzen sich für den Erhalt ihrer Kleingartenanlage in Höningen und gegen den Ausbau der A4 im Kölner Süden ein.
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„Hier wachsen Generationen von Kindern auf, und das soziale Miteinander ist ganz wichtig: Man trifft sich, man hilft sich, es entstehen Freundschaften“, ergänzen Dennis König, erster Vorsitzender und Marco Thiebes, ebenfalls Vorstandsmitglied. Alle drei betonen auch den ökologischen Wert der grünen Idyllen.
A4-Ausbau soll 2034 starten
Diesen sehen sie aber mittelfristig bedroht durch den Ausbau der A4, der im Bundesverkehrswegeplan 2030 verankert ist. Ihre Anlage liegt in der Nähe des Kalscheurer Weihers, westlich der Brühler Landstraße und unmittelbar neben der A4. Die Ausbaupläne der Autobahn GmbH sehen vor, die Autobahn zwischen dem Kreuz Köln-Süd und dem Kreuz Köln-Gremberg über eine Strecke von 5,6 Kilometern von sechs auf acht Spuren zu erweitern. Auch der Abriss und Neubau der Rodenkirchener Brücke ist Teil des Projekts. Das Verkehrsaufkommen sei heute schon sehr hoch und mit der sechsspurigen Autobahn nicht mehr leistungsfähig zu bewältigen. Laut Prognose werde der Verkehr im genannten Bereich noch erheblich zunehmen, begründet die Autobahn GmbH das Vorhaben, dessen Bau 2034 starten soll.
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Die Bürgerinitiative „A4minus“ kritisiert die Pläne wegen starker negativer Folgen für Menschen und Natur. Außerdem bezweifelt sie die Prognose, weil diese auf Verkehrszählungen aus dem Jahr 2018 beruht – zu einem Zeitpunkt, als die Leverkusener Brücke für den LKW-Verkehr gesperrt war. Diese Sperrung habe zu einer Mehrbelastung der Rodenkirchener Brücke geführt, so die Initiative, die den Stopp der Ausbaupläne fordert.

Die Rodenkirchener Brücke in Köln soll abgerissen und neu gebaut werden, um die Autobahn A4 auf acht Spuren zu erweitern.
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Viele Gärten würden verschwinden
Findet die Erweiterung wie derzeit geplant statt, sind mehrere Kleingartenanlagen betroffen. „Wir wissen nicht, wie viele Gärten bei uns wegfallen würden, aber es könnte gut ein Drittel sein“, schätzt König. Die Anlage wurde Anfang der 1960er-Jahren errichtet und umfasst aktuell 280 Parzellen. Demzufolge rechnen die Höninger Kleingärtner mit mehr als 90 Gärten, die sie verlieren könnten. Sie weisen darauf hin, dass ihre Anlage in einem Landschaftsschutzgebiet und in einer Wasserschutzzone liegt.
Laut Kreisverband der Kölner Gartenfreunde, der 119 Gartenanlagen in Köln betreut, wären auch die Vereine Kuchenbuch, Am Schiffhof, Rosengarten, Poll, Poller Rheinaue, Porzer Ring, Im Wasserfeld und Gremberger Wäldchen betroffen. „Manche von diesen Anlagen – wie Am Schiffhof und Rosengarten – sind klein und würden durch den Ausbau ganz verschwinden“, sagt König.
Petition braucht 50.000 Unterstützer
Dass die Gärten für Autobahnspuren weichen sollen, wollen die Höninger nicht hinnehmen. Bereits vor zwei Jahren startete Thiebes eine Petition gegen den Ausbau. „Aktuell haben wir 1151 Unterstützer. Das ist noch nicht viel, aber es ist ein Anfang. In letzter Zeit ist es ruhig um das Thema geworden, und wir haben noch Zeit“, sagt er. Um in Berlin Gehör zu finden, braucht die Petition 50.000 Unterstützer.
Thiebes und die anderen Vorstandsmitglieder setzen auf die Unterstützung durch den Kreisverband. Der sichert seinen Beistand zu. „Im Moment können wir nicht viel machen. Aber sollte es zu Kündigungen von Gärten durch die Stadt kommen, werden wir genau prüfen, ob sie rechtlich haltbar sind, zum Beispiel, ob sie durch einen Bebauungsplan zulässig sind. Wenn nicht, werden wir klagen“, sagt Christoph Kürten, Pressesprecher des Kreisverbandes. Falls Kündigungen nicht zu verhindern seien, werde der Verband dafür sorgen, dass die Stadt gekündigten Pächtern Ausgleichsflächen anbiete. Die Stadt ist Eigentümer der Grundstücke, auf denen die Kleingartenvereine ihre Gärten nutzen.
Der Kreisverband ruft alle Kleingärtner zur Solidarität auf – auch jene, deren Vereine nicht unmittelbar betroffen sind. „Immerhin gibt es – ohne die Gärten der Bahn-Landwirtschaft – mehr als 13.000 Kleingartenparzellen, die von uns verpachtet werden. Nimmt man die Familien der Pächter dazu, kommt man sicherlich auf rund 50.000 Kölner Bürger, denen ihre Gärten am Herzen liegen. Eine solche Zahl kann man weder in Köln noch in Berlin ignorieren“, so der Kreisverband, der auch die Bürgerinitiative „A4minus“ unterstützt.
www.change.org/p/erhaltung-kleingartenverein-köln-hönningen; https://a4plus.koeln; www.a4minus.de