„So wohnt Köln“Haus im Einklang mit der Natur

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Das begrünte Dach von Ellen Mucks Splitlevelhaus.

  • In unserer Serie „So wohnt Köln“ zeigen Kölnerinnen und Kölner, die in und an ungewöhnlichen Orten leben, ihr Zuhause.
  • Ob in schwindelerregender Höhe eines Hochhauses, in einem umgebauten Viehstall oder im schmalsten Haus Kölns.
  • Heute zeigt uns die Kölner Künstlerin Ellen Muck ihr von Architekt Gabor Schneider entworfenes Splitlevelhaus in der Indianersiedlung.

Köln-Zollstock – Wer schon einmal Ellen Mucks Atelier in der Halle Zollstock besucht hat, weiß, dass die Künstlerin aus fast allem ein Kunstobjekt schaffen kann. Aus Metall, Keramik oder Alltagsgegenständen lässt sie Möbelunikate, Lampen oder Geländer entstehen. So wundert es auch nicht, dass ihr privates Refugium in der Zollstocker Indianersiedlung einem Sammelsurium von tausenden potenziellen Kunstobjekten gleicht. Entworfen hat es übrigens der Bayenthaler Architekt Gabor Schneider.

Der Garten – ein überbordendes Paradies. Überall finden sich Objekte, die ein Hochbeet umrahmen, eine Gartenparzelle begrenzen oder offensichtlich angebetet werden möchten wie eine Marienschrein. 2003 fand Muck den Weg in die Siedlung. Zunächst wohnte sie in einem kleinen, mit Kohle beheizten Haus. Auf ihrem jetzigen Grundstück, das sie 2008 erwarb, stand derzeit eine Garage.

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Künstlerin Ellen Muck in ihrem mit Kunstobjekten übersäten Garten. 

Gabor Schneider entwarf Splitlevelhaus 

Ihr Wohnhaus hat Gabor Schneider entworfen. Der derwische Architekt aus Bayenthal steht für „Wohnpoesie im Grünen“, oder wie Muck es nennt: „Was man für mein Wohnhaus dem Boden weggenommen hat, kommt oben wieder drauf“. Deshalb ist das Dach auch mit Steingartengewächsen bepflanzt. Bisher nur zur Hälfte, mitunter hapert es an den Finanzen.

Das Hausskelett besteht, ganz dem Nachhaltigkeitsgedanken folgend, aus Fichtenholz. „Ich fand das gut, so hatte man für 20000 Euro schon einmal ein Zimmermannshaus und einen Raum“, sagt Muck. Vier Jahre hat sie an der Fertigstellung der ersten Haushälfte gearbeitet, die andere kam später. Die Wände wurden mit Rigips verfüllt, die Fließen selber gelegt.

So entstanden zwei zusammengehörende Splitlevelhäuser, die sich den Garten teilen und die im Innenraum mit jeweils 120 Quadratmetern irritierend groß wirken. Denn der Architekt nutzte die Fläche in Halbetagen. So liegen drei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, zwei Bäder und Küche auf drei Ebenen.

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Das von Ellen Muck selbst geschmiedete Geländer.

Sohn von Bauturm-Architekt Erich Schneider-Wesseling

Im Bergischen Berringhausen hat Schneider (Sohn des renommierten Kölner Bauturm-Architekten Erich Schneider-Wesseling) ein ganzes Dorf als Holzhaussiedlung in diesem Stil entstehen lassen. Auch im Innenraum hat Muck vieles selber gemacht, etwa das schmiedeeiserne Geländer. Ein wahres Kunstwerk, das nach oben in ihr Lieblingszimmer führt. „Im Wohnraum sitze ich auf meinem Sofa, gucke Serien, während ich irgendetwas bastele“, sagt Muck.

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Von der Empore aus kann man in den geräumigen Küchenraum blicken, der so voll gestellt ist, das er wie ein Wimmelbild wirkt. Für Muck ist das relativ: „Ich bin nun mal eine leidenschaftliche Sammlerin“.

WG mit acht Personen in der Indianersiedlung

Das angrenzende Splitlevelhaus hat sie vor eineinhalb Jahren an ihre Bekannte Andrea mit Mann Sebastian, den Zwillingen Mia und Jonas und Sohn Paul vermietet. „Wir sind eine Wohngemeinschaft mit acht Personen“, sagt Muck. Verstehen muss man sich, denn man wohnt nicht nur „Tür an Tür“, sondern auf dem gleichen Grund. 1200 Euro Miete findet Erzieherin Andrea, die ursprünglich aus Klettenberg kommt, völlig angemessen. „Das Leben hier ist viel schöner und ruhiger“, sagt sie und stellt ihre handgefertigte Keramik auf den Tisch. Ein Hobby, das sie mit Ellen Muck teilt. Vorher wohnte sie mit ihrer Familie im zweiten Stock eines Wohnhauses an der Luxemburger Straße.

Sülz wurde zu hip

Sülz vermisst sie nicht – es wurde ihr zu hip. „Früher war es ein Arbeiterviertel, heute rennen alle mit ihren Coffee-to- go-Bechern rum“, sagt sie.

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Wohnzimmer und Bastelstube mit Blick ins Grüne.

2007 initiierte Muck die Artemiade, eine offene Kunstveranstaltung, in der Siedlung, im Rahmen derer viele Gärten zur Besichtigung geöffnet waren. Nicht zur Freude aller Bewohnerinnen und Bewohner. „Irgendwie hatten sie Angst vor zu vielen Fremden“, sagt Muck, und erklärt die Gründe: „Früher lebten hier viele versteckt, hatten Angst vor einer Räumungsklage“. Das Problem ist seit 2001 vom Tisch, als sich die Genossenschaft Kalscheurer Weg eG gründete und Reglementierungen, aber auch Sicherheit in die Siedlung brachte. Heute ist „freies Bauen“

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Viel genutzte Küche.

verboten. Der Genossenschaft gehören alle Siedlungsbewohnerinnen und -bewohner an. Der Boden gehört allen gemeinsam, das Haus den einzelnen. „Ein seltenes Konstrukt, das schwer zu erklären ist“, meint Muck, die für ihr vergleichbar großes Grundstück mit 860 Quadratmetern monatlich 480 Euro an die Genossenschaft zahlt, inklusive 20 Prozent Zuschlug für die Untervermietung.

Was fehlt, ist eine Busanbindung

Was das Besondere sei, in der Indianersiedlung zu wohnen? „Man lebt draußen, stadtweit betrachtet aber im goldenen Schnitt“, sagt Muck. Was sie in der Siedlung allerdings vermisst, ist ein Gemeinschaftshaus als Treffpunkt für alle. Und eine Busanbindung.

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