Wo sind die Kölner OB-Kandidaten von Grünen, CDU und SPD in Köln zu Hause? Markus Greitemann (CDU) lebt Sürth, doch sein Herz hängt an der Südstadt.
VeedelsspaziergangIn Sürth nimmt sich CDU-OB-Kandidat Markus Greitemann im Wahlkampf Auszeiten

CDU-OB-Kandidat Markus Greitemann vor dem Sürther Bootshaus.
Copyright: Uwe Weiser
Wenn Markus Greitemann (65) in der Stadt unterwegs ist und Hunger bekommt, sieht er sich in diesen Tagen selbst: Das ist für einen CDU-Oberbürgermeisterkandidaten nicht ungewöhnlich, wenn überall Wahlplakate mit dem eigenen Foto hängen. Doch bei Theos Grill am Sürther Marktplatz liegt Greitemanns Wahlkampfflyer sogar direkt am Tresen.
Theodoros Georgiadis betreibt den Imbiss seit 1985, er ist hier, das kann man wohl so sagen, sowas wie der Platzhirsch. Als Greitemann mit seiner Ehefrau Ende 2023 aus der Südstadt weiter südlich nach Sürth zog, gab es in Theos Grill die erste Mahlzeit. So erzählt es Greitemann an diesem Tag im August. Seither kennen Georgiadis und Greitemann sich, beide schütteln sich zu Beginn von Greitemanns Veedelsspaziergang mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Hand, lachen miteinander.

Markus Greitemann mit Theodoros Georgiadis.
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Vom Kölner Dom nach Sürth sind es rund zwölf Kilometer. Der Trubel der Altstadt, die Touristen, die vielen Baustellen, der Stadtlärm: All das ist in Sürth weit weg.
Das schätzt auch Greitemann, mehrfach spricht er während des Rundgangs von der Idylle: „In Sürth komme ich wirklich runter.“ Trotzdem vermisst er die Südstadt, seine langjährige Heimat, mit der Stammkneipe Elsa, wo er dem Wirt nicht mehr sagen muss, welchen Gin Tonic er favorisiert. Der weiß das ohnehin, sagt Greitemann.
Viel unterwegs als OB-Kandidat
Den wöchentlichen Stammtisch mit Freunden in der Südstadt besucht er aktuell vielleicht einmal in sechs Monaten, klar, die vergangenen Monate nach der Aufstellung zum CDU-Oberbürgermeisterkandidaten waren eine Ochsentour.

Markus Greitemann mit seinem Kater.
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Greitemann spricht offen über seine Vorliebe für die Südstadt, er lässt sich auch vor dem Sürther Bahnhof fotografieren, der für ihn und seine Ehefrau wichtig ist, weil von dort die Linie 16 in die Südstadt fährt, die sie stundenweise in ihre alte Heimat bringt.
Ob das in Sürth falsch ankommt? Greitemann sieht das anders, er mag es ja hier, trotzdem will er die Südstadt loben. Verbiegen für den Wahlkampf? Laut seiner Aussage ist das nicht sein Ding: „Ich will bei mir bleiben.“

Markus Greitemann vor der Buchhandlung in Sürth.
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Zwar höre er sich an, was seine Berater ihm empfehlen, aber am Ende entscheide er, was er vertreten könne und was nicht. Und: Er will nicht ständig versuchen, keine Fehler zu machen. Oder ständig auf die Gegenkandidaten draufhauen. „So wie die Menschen mich erleben, bin ich halt, als Mensch und als möglicher Oberbürgermeister“, sagt er.
Aus dem Veedelsspaziergang wird ungeplant eine Home-Story: Greitemann stellt seine beiden Kater vor, der eine, Ragnar, ist dem Ehepaar zugelaufen. Sie fanden die Besitzerin über das Internet und vereinbarten, dass sie sich vorerst um den Kater kümmern, weil die Frau nach einer Trennung keinen Garten mehr habe. Greitemann witzelt während des Fotos, bezeichnet sich selbst als James-Bond-Bösewicht Blofeld, der hat ebenfalls eine Glatze und eine Katze auf dem Arm.
Was macht der Wahlkampf mit Greitemann?
An diesem Tag Mitte August geht es auch darum, was der Wahlkampf mit Greitemann macht. In der Politik- und Rathaus-Blase ist er seit 2018 als amtierender Baudezernent zwar eine große Nummer, aber wie viele Menschen in Köln kennen tatsächlich den Baudezernenten?
Und jetzt plötzlich ist er überall plakatiert. Für den Wahlkampf hat er seit Mitte Juni Urlaub. Laut Greitemann wird er von Fremden nicht auf der Straße angesprochen.

Markus Greitemann an der KVB-Haltestelle in Sürth.
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Trotzdem sagt er ganz offen: „Die Nervosität und der Druck nimmt natürlich zu, das ist, so glaube ich, sehr menschlich.“ Und das hat eben doch mit seinen sieben Jahren als Baudezernent zu tun. Seine Partei plakatiert ja: „Kein Amt für Anfänger.“
Die Botschaft: Der Greitemann, der kennt die Verwaltung, der kann sofort loslegen.
Gründe für den Umzug nach Sürth
Die Kehrseite: Er ist, so erzählt er es, angreifbar wegen seiner Tätigkeit. Viele Kölner Baustellen laufen ja nicht wie sie sollen, dauern länger, kosten mehr. Greitemann sagt: „Ich bin ein selbstreflektierter Mensch. Ich denke oft darüber nach, was ich hätte anders machen können und was ich für die Zukunft daraus lernen kann. Aber was wir entschieden haben, würde ich jetzt nicht mehr rückgängig machen wollen. Ich stehe zu dem, was ich entschieden habe.“
Es ist ein ernster Moment des Spaziergangs, im nächsten Moment geht es wieder um den Alltag, darum, dass in Sürth alles fußläufig zu haben ist: die Bäckerei, der Supermarkt, das Cafe de Joy, der Buchladen Falderstraße, die Rheinbogen-Apotheke. „Deshalb sind wir nach Sürth gezogen.“ Und das Lokal Restauration zur Krone, dort schaut Greitemann Fußball. Er ist mittlerweile zwar FC-Mitglied, aber seit Jahrzehnten Schalke-Fan. So oder so ist er also Kummer gewohnt.

Ein Kinderfoto von Markus Greitemann.
Copyright: Greitemann
Weiter unten am Rhein schaut Greitemann auf seine Fünf-Kilometer-Laufstrecke, aber auch dafür gilt momentan: einmal die Woche, höchstens. Dafür sitze er öfters auf dem heimischen Rudergerät.
Greitemann, geboren und aufgewachsen im Sauerland, war früher Leistungs-Skifahrer, noch heute sagt er, er fahre besser Ski als er gehe. Nur das Knie macht Sorgen, das Kreuzband ist schon seit rund 35 Jahren durch.
Was wird die berufliche Zukunft für Greitemann bringen? Noch ein Jahr ist er als Baudezernent gewählt, dann ist er 66 Jahre alt.
Aber zunächst will er sich auf die OB-Wahl am 14. September konzentrieren und – wenig überraschend – gewinnen. Er sagt: „Wie alle Kandidaten und Kandidatinnen will ich Köln gestalten und mich in den Dienst ihrer Bürger und Bürgerinnen stellen, aber ein bisschen eitel sind wir Kandidaten auch, so ehrlich sollte man sein.“
Als die CDU nach ihrer vermurksten Kandidaten-Suche am Ende ihn fragte, sagte er zu. Und was, wenn er nicht gewinnt? „Das wäre sehr schade, wäre dann aber so. Ich will mir nur nicht vorwerfen, nicht alles gegeben zu haben. Deshalb haue ich mich im Wahlkampf voll rein. Ich bin mit mir im Reinen.“
Ein paar Fragen an... Markus Greitemann
Lieblingssport: Ski.
Lieblingstier: Seit neun Monaten Katzen, vorher unentschlossen – es gibt so viele besondere Tiere!
Lieblingkinofilm: Notting Hill
Lieblingsbuch: Aktuell die Reihe „Achtsam morden“
Lieblingsurlaub: Berge
Held der Kindheit: Ingemar Stenmark (Skifahrer)
Held der Politik: Konrad Adenauer